Gestern war es wieder einmal soweit: Die deutschen Radiostationen haben Zeugnisse bekommen. Die ma 2025 Audio I ist veröffentlicht worden. Ich habe mir die Zahlen einmal angesehen. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass 74,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland an einem durchschnittlichen Werktag mindestens ein klassisches Hörfunkprogramm eingschaltet. Die Verweildauer beträgt 250 Minuten. Damit bleibt der Radiokonsum stabil.
Radio NRW bzw. die nordrhein-westfälischen Lokalradios, bleiben trotz leichter Verluste (-4,1 Prozent) mit 1,395 Millionen Hörern in der Durchschnittsstunde (Hörer ab 14 Jahren, Montag bis Freitag, 6 bis 18 Uhr) die Nummer 1. Stärkster Einzelsender ist einmal mehr Bayern 1 mit 1,027 Millionen Hörern (-2,7 Prozent). Hinter den beiden Hörer-Millionären liegt WDR 2 (883.000 Hörer, -2,4 Prozent).
Rock kommt an
Radio BOB! und die Rock Antenne legen auf hohem Niveau weiter zu. So kommt Radio BOB! nun auf 622.000 Hörer in der Durchschnittsstunde. Das entspricht gegenüber der ma 2024 Audio II einem Plus von 15 Prozent. Die Rock Antenne legte um 1,2 Prozent auuf 345.000 Hörer zu. Der Antenne-Bayern-Ableger verfügt über weniger UKW-Frequenzen und die schlechtere DAB+-Abdeckung gegenüber Radio BOB!
Rockland Sachsen-Anhalt konnte seine Hörerzahl in der Durchschnittsstunde sogar um 53,8 Prozent auf 20.000 steigern. Radio 21 legte um 11,6 Prozent zu. Dafür hat Rockland Radio aus Rheinland-Pfalz 17,7 Prozent seiner bisherigen Hörer verloren. Der Regenbogen-2-Nachfolger Rock FM verlor sogar fast ein Viertel seiner Hörer, was der Veranstalter dem Brand-Wechsel zuschreibt.
Nostalgie geht durch die Decke
Ich erinnere mich noch gut an den Januar 2021, als Nostalgie in Deutschland an den Start ging. Das Programm enttäuschte, wurde aber in den vergangenen Jahren nicht nur sukzessive optimiert, sondern auch massiv beworben. Die Bemühungen zahlen sich aus. Die Classic Hits Welle erreicht jetzt 43.000 Hörer in der Durchschnittsstunde – ein Plus von 79,2 Prozent gegenüber der zweiten Audio-Media-Analyse im vergangenen Jahr.
Auch die Oldie Antenne legte zu – allerdings nur um 3,2 Prozent auf 65.000 Hörer. Schwarzwaldradio hat hingegen Hörer verloren. Bei einem Minus von 2,0 Prozent kommt man aber immerhin auf 50.000 Hörer in der Durchschnittsstunde. Zu den Gewinnern gehören indes auch 80s80s und 90s90s sowie Absolut Radio. Leider gibt es abseits von Mecklenburg-Vorpommern keine Einzelausweisung für 80s80. Auch Absolut Radio wird nur als Gruppe ausgewiesen.
Beispielloser Absturz beim Hessischen Rundfunk
Wenn es eine ARD-Anstalt gibt, die bei der ma 2025 Audio I richtig enttäuscht, dann ist das der Hessische Rundfunk. hr1 verliert 18,8 Prozent, hr Info 14,6 Prozent seiner bisherigen Hörer. Einzig die Jugendwelle You FM legt um 29,2 Prozent zu. hr3, mit 265.000 Hörern in der Durchschnittsstunde immer noch das meistgehörte hr-Programm, musste ein Minus von 2,6 Prozent in Kauf nehmen, während hr4 um 4,4 Prozent zulegte.
Der direkte Konkurrent Hit Radio FFH ist mit 468.000 Hörern zwar immer noch deutlich unter seinem früheren „Standardwert“ von 500.000 plus X. Der landesweite Privatsender legte aber um 21,9 Prozent zu. Das 80er Radio harmony kommt auf 57.000 Hörer (+29,5 Prozent), während planet radio leichte Verluste (-2,8 Prozent) hinnehmen musste.
Welche Rolle spielt Overspill noch?
In den 80er Jahren war es ganz normal, dass man in Köln und Frankfurt am Main auch SWF3 gehört hat, während hr3 in Göttingen und bis nach Stuttgart gehört wurde. In der „DDR“ wurden große Antennen auf die Hausdächer gestellt, um Westradio empfangen zu können, auch wenn die nächstliegenden Sendeanlagen aus der Bundesrepublik vielleicht einige hundert Kilometer entfernt waren.
Noch vor einigen Jahren wurden Zahlen für SWR3 in Hessen ausgewiesen. Das ist seit einiger Zeit nicht mehr der Fall. Stellt sich die Frage, ob diese Zahlen schlicht nicht mehr erhoben werden oder ob Programme aus benachbarten Bundesländern in Zeiten einer großen Sendervielfalt auf UKW und erst recht auf DAB+ bei der breiten Masse der Bevölkerung keine Rolle mehr spielen.