Wie berichtet hat die öffentlich-rechtliche britische Rundfunkanstalt BBC eine neue Webseite gestartet, die sich speziell an Interessenten im Ausland richtet. Als Mehrwert nennt die BBC die Kombination von Liveprogrammen und Podcasts auf einer gemeinsamen Plattform. Demnächst soll BBC Audio, so der Name des Angebots, auch als App zur Verfügung stehen.
Das Problem: Als Liveprogramme sind lediglich BBC Radio 4 und der BBC World Service verfügbar. Das Onlinemagazin RadioToday berichtet nun, dass es sich nicht etwa um ein zusätzliches Angebot handelt. Vielmehr soll BBC World die BBC Sounds App für Hörer im Ausland ersetzen. Es ist zu befürchten, dass die BBC irgendwann ein Update veröffentlicht, das BBC Sounds einfach durch BBC World ersetzt.
BBC Sounds künftig nur noch im Vereinigten Königreich verfügbar
Die BBC erklärte in einer Pressemitteilung: „Durch diese neue Benutzererfahrung können die Hörer tiefere Zusammenhänge und Analysen zu ausgewählten Themen erforschen und ein umfassenderes Verständnis für die wichtigsten Themen erlangen – ohne die Plattform verlassen zu müssen.“
Die Rundfunkanstalt bestätigte zudem, dass BBC Sounds künftig „ausschließlich dem britischen Publikum zur Verfügung“ steht. Der Zugang für Hörer im Ausland soll „ab Frühjahr 2025“ eingestellt werden. Britische Nutzer, die für kurze Zeit in den Urlaub (außerhalb Großbritanniens) fahren, sollen die BBC Sounds App im Ausland weiterhin nutzen können.
Verstärktes Geoblocking bei der BBC?
Rechte und Kosten sind die Gründe für diese Einschränkung. Stellt sich die Frage, wie die BBC die Beschränkung des Empfangs fast aller Inlandsprogramme auf britische Hörer realisiert. Wenn die BBC Sounds App nur noch im Vereinigten Königreich angeboten wird, sind die BBC-Streams immer noch bei Aggregatoren wie TuneIn und Airable verfügbar. Die BBC könnte die Einträge bei den Aggregatoren löschen lassen. Dann wäre es aber immer noch möglich, die Stream-URLs manuell in den Player seiner Wahl einzugegen.
Wird die BBC für ihre Streams demnach Geoblocking einführen. Dagegen spricht, dass die Briten BBC Sounds auf Auslandsreisen weiterhin nutzen können. Dafür spricht, dass beispielsweise das neue Programm Radio 1 Anthems bereits jetzt mit Geoblocking gestreamt wird. Auszuschließen ist diese Maßnahme demnach nicht, zumal die Auslandsnutzung für britische Hörer weiterhin möglich wäre, wenn sie den Internet-Zugang ihres heimischen Mobilfunktarifs nutzen. Im Hotel-WLAN wäre dann freilich Schluss.
War früher doch alles besser?
Ich selbst war nie der große BBC-Hörer, wenn man einmal vom deutschsprachigen Auslandsdienst absieht. Dennoch erinnere ich mich gerne daran, Radio 1 in den 80er Jahren abends, nachts, morgens und im Winter auch tagsüber auf Mittelwelle 1053 und 1089 kHz gehört zu haben. Die Empfangsqualität war deutlich schlechter ais im Internet. Immerhin war der Empfang aber möglich.
Wenn nun der Internetradio-Empfang immer weiter eingeschränkt wird, dann ist das sehr bedauerlich. Gelingt es der BBC, das Streaming für internationale Hörer komplett zu unterbinden, wäre die Situation sogar schlechter als früher. Da gab es zwar Fading und tagsüber eine geringere Reichweite als nachts. Man konnte die Programme aus London aber in ganz West- und Mitteleuropa hören. Wenn das via Internet künftig nicht mehr möglich sein, sollte, wäre das ein massiver Rückschritt.