Wer in der Vergangenheit ein Internetradio betreiben wollte, sich aber nicht selbst um Server, Urheberrechtsabgaben und ähnliches kümmern wollte, fand in Laut.fm einen geeigneten Dienst, der für die Nutzer sogar kostenlos war und ist. Hier und da gab es technische Probleme, über die man aber hinwegsehen konnte. Schließlich war und ist das Angebot kostenlos, was potenziellen Radiomachern – wenn man an GEMA und GVL denkt – eine dreistellige Euro-Summe pro Monat erspart.
Im vergangenen Jahr hat Laut.fm den Anmeldeprozess für neue Sender vereinfacht. Man muss sich nicht mehr per E-Mail für ein Programm bewerben und darauf warten, möglicherweise eine Einladung zur Gestaltung des Programms zu erhalten. Stattdessen durchläuft man einen wenige Minuten langen Anmeldeprozess in der für Android und iOS verfügbaren Laut.fm App. Unmittelbar danach ist die neue Station auf Sendung. Das ist ein Vorteil gegenüber den bisher vor einem Sendestart notwendigen Schritten.
Das „neue Laut.fm“ hat mit Radio nichts zu tun
Die schnelle und unkomplizierte Anmeldung ist allerdings der einzige Vorteil des „neuen Laut.fm“. Nicht nur die Einrichtung, sondern auch die Programmgestaltung ist ausschließlich per App möglich. Laut.fm gibt drei Musik-Genres vor, die man unterschiedlich gewichten kann. Später lassen sich zwar Anpassungen vornehmen. Wer aber beispielsweise einen Sender mit Italo-Pop, mit Oldies aus den 60er Jahren, ein Volksmusik-, Schlager- oder Klassikradio starten möchte, wird es schwer haben.
Livesendungen sind genausowenig möglich wie Jingles. Bis zu 20 Sekunden lange Moderationen erlaubt die App. Diese werden nach dem jeweils laufenden Musiktitel eingespielt. Nachrichten und Wetterberichte können eingebaut werden – allerdings nach dem Zufallsprinzip, nicht zu festen Sendezeiten. Unterschiedliche Playlists – etwa für Spezialsendungen – gibt es nicht, Hörerstatistiken ebenso wenig. Mit Radio hat das nichts zu tun.
Keine Alternativen verfügbar
Die neue Art von Laut.fm Sendern ist eine nette Spielerei. Sie bietet einem Nutzer aber unter dem Strich keinerlei Mehrwert. Laut.fm nutzt stattdessen die potenziellen Radiomacher zur Aktivierung von Streams, auf die man nur sehr begrenzt Einfluss nehmen kann. Aus Sicht von Laut.fm mag das nachvollziehbar sein. Man erzeugt Streams, in die sich Werbung einbinden lässt und mit denen das Unternehmen Geld verdienen kann.
Aus Nutzersicht ist die Neuausrichtung von Laut.fm mehr als bedauerlich. Zum Radiomachen ist der Dienst schlicht unbrauchbar geworden. Auch massive Kritik von Nutzern, die sich vor dem jetzigen Modell angemeldet haben und die über Laut.fm noch „richtig“ Radio machen können, bewegt die Betreiber bislang nicht, Neukunden die gleichen Möglichkeiten zu bieten wie Anwendern, die sich bis vor etwa einem Jahr angemeldet haben. Das ist umso mehr schade, als es keine vergleichbare Alternative zu Laut.fm gibt.
Classic Hits Radio, Spessart Radio und Telstar Rock bleiben auf Sendung
Angesichts der Tatsache, dass es absehbar nie mehr möglich sein wird, bei Laut.fm ein „normales“ neues Radioprogramm zu starten, habe ich die geplante Abschaltung von Classic Hits Radio, Spessart Radio und Telstar Rock – gerade noch rechtzeitig – gestoppt. Die Streams sind mit einem Testprogramm auf Sendung und werden derzeit nicht beworben. Ob und wann die drei Sender aus dem Funkhaus Nordspessart mit einem regulären Programm zurückkommen, ist derzeit noch nicht absehbar.
Den lediglich testweise eingerichteten neuen, App-basierten Sender Radio Bad Bück habe ich hingegen wieder gelöscht, bevor er noch bei Aggregatoren wie TuneIn, Phonostar und Airable auftaucht. Potenziellen neuen Webradio-Betreibern kann ich unter den aktuell gegebenen Umständen nur raten: Hände weg von Laut.fm.