Bereits vor einigen Jahren hatte ich mich mit der Möglichkeit des DAB+ Empfangs mit USB-Sticks beschäftigt, die in Verbindung mit einem Computer-Programm als Software Defined Radio (SDR) arbeiten. Interessant fand ich damals (und finde ich noch heute) die Quirx genannte Software. Diese ermöglicht es nämlich, herauszufinden, von welchen Standorten man einen DAB+ Multiplex empfängt, der im Gleichwellenbetrieb sendet.
Die Quirx-Experimente endeten schnell, denn diese Software gibt es nur für Microsoft Windows. Ich selbst bin aber seit vielen Jahren Mac-Nutzer. Zwar hatte ich damals noch einen Mac mit Intel-Prozessor, der es erlaubte, eine Windows-Vollversion in der virtuellen Maschine zu betreiben. Quirx ließ sich zwar installieren, verweigerte aber den DAB+ Empfang – warum auch immer. Allerdings musste ich schon vor mehr als zehn Jahren feststellen, dass es vor allem bei Software, bei der es auf Audio ankommt, bei Windows in der virtuellen Maschine auf dem Mac Probleme gibt.
AbracaDABra bringt DAB+ auf den Mac
Seit einiger Zeit gibt es mit AbracaDABra ein neues Software-Projekt, das neben Windows auch für Linux und macOS verfügbar ist. Auch diese Software ermöglicht es, Informationen zum jeweiligen DAB+ Multiplex und zum gerade gehörten Programm auszulesen. Zudem ist es – wie bei Quirx – möglich, die empfangenen Senderstandorte anzeigen zu lassen – auch auf einer mit Open Street Map generierten Karte.
Ich legte mir den RTL-SDR Blog V4 inklusive passender Antenne für unterwegs zu. Dazu benötigte ich zwei Adapter (https://www.amazon.de/dp/B08X13JJ47 und https://www.amazon.de/dp/B08X13JJ47), um den Stick mit meiner Dachantenne zu verbinden. Nur mit Teleskopantenne ist der DAB+ Empfang bei mir zuhause nämlich eher unspannend, während über die Außenantenne auch Multiplexe aus den benachbarten Bundesländern zu empfangen sind.
Erster Test mit Teleskopantenne
Der RTL-SDR Blog V4 kam vor den Adaptern an. Also führte ich den ersten Test mit der mitgelieferten Antenne durch. Ich installierte AbracaDABra auf dem iMac (und musste gefühlt in die tiefsten Abgründe des macOS-Menüs, um freizuschalten, dass diese aus dem Internet geladene Software geöffnet und nicht direkt wieder gelöscht wird).
Der RTL-SDR-Stick hing an einem USB-Anschluss des Computers. Er wurde von AbracaDABra sofort erkannt. Somit konnte ich direkt nach dem Start der App einen Suchlauf durchführen. Die drei vom Schnepfenkopf bei Gelnhausen verbreiteten Multiplexe waren störungsfrei zu empfangen. Allerdings kamen nicht einmal die Muxe vom Hahnenkamm bei Alzenau herein. Das war eher enttäuschend.
So wurde der RTL-SDR-Stick zur DX-Maschine
Ganz anders sahen die Empfangsergebnisse in Verbindung mit der Dachantenne aus. Zu empfangen waren (und sind):
- Kanal 5C – DR Deutschland
- Kanal 5D – Antenne DE
- Kanal 6A – HESSEN NORD
- Kanal 7B – hr Radio
- Kanal 8B – MDR THUERINGEN
- Kanal 8C – Mittelfranken
- Kanal 9B – Antenne DE
- Kanal 9D – SWR BW N
- Kanal 10A – Unterfranken
- Kanal 11A – SWR RP
- Kanal 11B – OAS BW
- Kanal 11D – Bayern
- Kanal 12C – HESSEN SÜD
Das klingt erstmal unspannend, denn genau diese Ensembles empfange ich auch mit jedem anderen DAB+ Radio, wenn es mit der Außenantenne verbunden ist. Erstaunlich ist aber, dass es der regionale Mux für Mittelfranken mit wenigen Aussetzern auf den Mac schafft. Das klappt normalerweise nur mit der drehbaren Antenne, die nicht ins Hausnetz eingespeist ist, sondern fest am Noxon A571 hängt.
Der Multiplex der OAS Baden-Württemberg ist zwar auch mit anderen DAB+ Empfängern hörbar, wenn diese an der Dachantenne hängen. Mit dem RTL-SDR Blog V4 ist das Signal aber zu mehr als 90 Prozent stabil. Die Audio-Wiedergabe ist nahezu störungsfrei. Das klappt mit anderen Radios nur bei troposphärischen Überreichweiten. Sprich: Der RTL-SDR-Stick ist eine DX-Maschine. Das hätte ich nicht erwartet.
DAB+ Empfang im Detail
Auch das, was ich mir von dieser Empfangslösung versprochen habe, klappt einwandfrei: In einer Liste und auf einer Karte kann ich nun sehen, von welchen Senderstandorten ich welche Multiplexe empfange. So hätte ich beispielsweise nicht damit gerechnet, dass ich den MDR-Mux für Thüringen neben dem Kreuzberg/Rhön auch schwach vom Bleßberg bei Sonneberg empfange.
Im neuen Jahr werde ich hier im Blog eine Serie starten, die für jedes an meinem Standort empfangene Sendernetz aufzeigt, wie stark das Signal ist und über welche Sender die Ensembles hier in Spessart hereinkommen. Übrigens: Ich „sehe“ auch bei normalen Empfangsbedingungen Signale im Kanal 10B (Oberfranken), 10D (BDR Test) und 12A (Bad Kreuznach/Bingen). Pegel zwischen 4 und 5 dB reichen aber für die Decodierung nicht aus.