Radio Flensburg auf DAB+ (Foto: RadioBlog.eu)
Radio Flensburg auf DAB+ (Foto: RadioBlog.eu)

Radio Flensburg will Sendebetrieb zum Monatsende einstellen

Vor mehr als 30 Jahren startete Radio Flensburg mit Sendungen, die von Dänemark aus in den hohen Norden Deutschlands übertragen wurden. Nach der Pleite des dänischen Lokalsenders, bei dem sich Radio Flensburg einmieten konnte, musste der Betrieb eingestellt werden. Viele Jahre später gab es ein Comeback als Webradio und seit Juni 2023 auf DAB+. Nun hat der Veranstalter angekündigt, den Sendebetrieb zum Monatsende einzustellen.

Auf der Webseite von Radio Flensburg heißt es wörtlich:

„Liebe Hörerinnen und Hörer,

heute müssen wir euch schweren Herzens mitteilen, dass wir unseren Sendebetrieb Ende November nach 1,5 Jahren einstellen.

Trotz vieler Bemühungen ist es uns leider nicht gelungen, unseren Sender auf ein langfristig tragfähiges finanzielles Fundament zu stellen und den Aufbau einer stabilen Unternehmensstruktur zu realisieren. Zudem sind wir unter anderem nach Auffassung der lizenzgebenden Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein verpflichtet, unser Programm zukünftig über DAB+ landesweit statt wie bisher regional auszustrahlen. Die damit verbundene enorme Kostensteigerung können wir leider in der aktuellen Situation nicht stemmen.

In den vergangenen Monaten haben wir zahlreiche Gespräche mit potenziellen Werbekunden und Investoren geführt. Viele waren nach kurzer Zeit von unserem Projekt begeistert und sahen das Potenzial unseres Senders. Doch leider reichte dies nicht für die abschließende Sicherheit, langfristige Verträge abzuschließen, die uns Stabilität und Planungssicherheit gebracht hätten. Auch in unserem eigenen Marketing konnten wir nicht die Präsenz aufbauen, die wir uns gewünscht hatten. Dabei hat lokaler Rundfunk in einer immer monopolistischeren Medienlandschaft großes Potenzial, das wir leider nicht heben konnten.

Mehrere private Schicksalsschläge und die Tatsache, dass wir das Radio neben unseren eigentlichen Berufen betrieben haben, führten dazu, dass uns oft schlichtweg die Zeit fehlte, um den Sender in allen Bereichen vollumfänglich zu fördern.

Wir sind unglaublich stolz auf das, was wir gemeinsam mit euch erreicht haben. Unser Programm steht nach wie vor qualitativ auf einem sehr hohen Niveau, und wir wissen, dass wir den ‚großen‘ Radiosendern – außer langen Moderationsstrecken – in nichts nachstehen. Besonders stolz sind wir auf unsere Lokalnachrichten, die abwechslungsreiche Musikauswahl, den guten Sound und die hochwertigen Werbespots unseres Senders, die von vielen von euch geschätzt werden. Aber all das reicht dann manchmal doch nicht.

Die Entscheidung, den Sendebetrieb einzustellen, fällt uns alles andere als leicht, und wir sind zutiefst traurig darüber. Wir möchten uns von ganzem Herzen bei euch – unseren Kunden und Zuhörern – für die Unterstützung und das Vertrauen bedanken. Euer Feedback hat uns stets motiviert, weiterzumachen und den Sender mit Liebe und Hingabe zu gestalten. Auch wenn wir uns selbst nie eine finanzielle Entschädigung auszahlen konnten, ist die Erfahrung und das in uns unermüdlich schlagende Radio-Herz das Kostbarste, was wir aus diesem Projekt mitnehmen werden.

Wir hoffen, dass wir mit unserem Programm etwas Positives für euch schaffen konnten und dass ihr die Zeit mit uns genauso genossen habt wie wir. Vielleicht gibt es in der Zukunft eine neue Chance, den Sender wiederzubeleben. Aber dafür braucht es andere Bedingungen und vor allem eine stabilere Basis – mit einem oder mehreren radiobegeisterten Investoren, die das Potenzial und die Notwendigkeit eines lokalen Radiosenders erkennen. Wer weiß, vielleicht finden wir in der verbleibenden Zeit noch einen Partner, sodass wir ohne Unterbrechung weitersenden können?

So bleibt uns nur zu sagen: Danke, dass ihr dabei wart!

Euer Team von Radio Flensburg“

Verwirrung über Forderung nach landesweiter Verbreitung

Die Information, dass die Landesmedienanstalt von Radio Flensburg eine landesweite Verbreitung einfordern will, sickerte bereits vor einigen Monaten durch. Ganz nachvollziehbar ist das allerdings nicht. Schließlich wurde der Sender für den DAB+ Multiplex „Flensburg K11D“ lizenziert – und nicht für die weiteren regionalen Sendernetze in Schleswig-Holstein.

Die Struktur der DAB+ Netze für private Programmveranstalter in Schleswig-Holstein sind darauf ausgelegt, dass landesweit oder eben auch regional gesendet werden kann. Mit Radio livelive gab es – während der Pilotphase für DAB+ – ebenfalls ein ausschließlich regional im terrestrischen Digitalradio verbreitetes Programm.

Aktuell wäre Radio Lübeck ein Beispiel für einen lokalen Sender im nördlichsten deutschen Bundesland. Warum verwehrt man – nachträglich – einem Veranstalter aus Flensburg das gleiche Modell? Unabhängig davon ist der Werbemarkt derzeit in der gesamten Medienbranche eher schwierig. Das bekommen neu über Antenne sendende Stationen wie Radio Flensburg ganz besonders zu spüren. Dennoch ist es schade um ein innovatives Projekt, das schon in wenigen Tagen voraussichtlich sein Ende finden wird.