Die öffentlich-rechtlichen Radioprogramme sowie einige private Hörfunkstationen in der Schweiz wollen ihren Sendebetrieb auf UKW zum Jahresende einstellen. Als Deutscher war ich bislang skeptisch, ob die digitale Technik UKW wirklich ersetzen kann. Hier im Spessart hat selbst der erste deutschlandweite Multiplex noch Empfangslücken. Die Netzabdeckung der privaten Programmveranstalter in Hessen ist ebenfalls noch lückenhaft. Und das sind nur zwei Beispiele.
Auf der anderen Seite erinnere ich mich daran, schon bei Reisen vor rund 20 Jahren durch die Schweiz perfekten DAB-Empfang (damals noch ohne Plus) gehabt zu haben. Mein seinerzeit verwendetes Autoradio Blaupunkt Woodstock DAB54 hatte eine Art S-Meter – und das zeigte in der Schweiz fast durchgehend Vollausschlag an. Ich dachte schon, die Anzeige funktioniert nicht mehr richtig, Zurück in Deutschland „tanzte“ das S-Meter aber wie gewohnt hin und her.
Gefühlt war also schon kurz nach der Jahrtausendwende der DAB-Netzausbau in der Schweiz besser als heutzutage der DAB+-Netzausbau in Deutschland. Wie gut man in der Schweiz für Flächendeckung sorgt, habe ich erst Mitte Oktober wieder auf dem Rückweg vom Italien-Urlaub erlebt. Wir haben in Andermatt übernachtet. In Deutschland ist der DAB+-Empfang im Hotel immer so eine Sache. Hier LED-Lampen, dort metallbedampfte Scheiben, dazu eine Reihe weiterer Störquellen. Da gehen die digitalen Radiosignale gerne in die Knie, und selbst Ortssender liefern keinen störungsfreien Empfang mehr.
Perfekter Empfang auch mitten im Hotelzimmer
In Andermatt war das überhaupt kein Problem. Radio in Fensternähe aufbauen? Das war nicht notwendig. Auch mitten im Hotelzimmer war der Empfang noch sehr gut. Das lag freilich daran, dass sich der Sender Bäzberg mit dem Multiplex der SRR SSR im Kanal 12C und den beiden Muxen von SMC in Sichtweite befand. Die SRG SSR betreibt am Standort Nätschen sogar noch einen zweiten Sender für Andermatt.
Nun könnte man argumentieren, dass der gute Empfang keine Kunst ist, wenn sich die Sendeanlagen in unmittelbarer Nähe befinden. Das stimmt natürlich auch. Das Beispiel Andermatt zeigt aber auch, wie ernst es die Netzbetreiber in der Schweiz mit einer guten Flächenversorgung mit DAB+ meinen. In Deutschland wird der Netzausbau zwar auch weiter vorangetrieben, aber längst nicht so konsequent wie in der Schweiz.
Selbst der bei DAB+ gegenüber UKW oft schlechtere Overspill in benachbarte Sendegebiete ist in der Schweiz kein Problem. Lokalsender, die auf UKW nur in ihrem Hauptzielgebiet zu empfangen waren, senden heute in DAB+-Multiplexen, die in weiten Teilen der Eidgenossenschaft verfügbar sind. So macht das digitale Antennenradio Spaß, während ich hier im Spessart nicht einmal die regionalen hessischen Privatradios, die für meine Region „zuständig“ sind, ohne Außenantenne über DAB+ empfangen kann.