Die Österreichische Rundfunksender GmbH & Co KG (ORS) betreibt in Moosbrunn in Niederösterreich ein Kurzwellen-Sendezentrum. Dieses wurde laut Wikipedia 1950 als Provisorium in Betrieb genommen. Der reguläre Sendestart erfolgte erst neun Jahre später. Genutzt wurden die Sendeanlagen primär für den Auslandsdienst des Österreichischen Rundfunks, der später in Radio Österreich International umbenannt wurde.
Zum 1. Juli 2003 wurde Radio Österreich International eingestellt. Stattdessen wurde das erste Inlands-Hörfunkprogramm des ORF auf Kurzwelle übertragen. Die Sendezeiten für diese Aussendungen wurden im Laufe des Jahres immer weiter zusammengestrichen. Für Europa wird auf 6155 kHz nur noch morgens ab 7 Uhr für maximal 80 Minuten gesendet.
In den vergangenen Jahren wurden die Sender in Moosbrunn vor allem an andere Radiostationen vermietet. Die kurzen Ö1-Übertragungen erfüllen nur noch eine Alibi-Aufgabe, denn der Betrieb des Sendezentrums ist daran geknüpft, dass die Anlagen auch für einen österreichischen Auslandsrundfunk genutzt werden. Der endgültige Sendeschluss in Moosbrunn wird seit Jahren immer wieder angekündigt. Passiert ist bislang aber nichts dergleichen, sieht man einmal von der Sprengung einer Antenne ab, die ohnehin nicht mehr aktiv genutzt wurde.
Wichtigster Mieter hat gekündigt
Zum Jahresende werden die Sendeanlagen in Moosbrunn aber wohl wirklich endgültig abgeschaltet. Wie Charlie Prince von Radio Joystick auf seinem Facebook-Profil berichtet, hat sich der religiöse Programmveranstalter Adventist World Radio (AWR) dazu entschlossen, seine Sendungen auf Kurzwelle 2025 komplett einzustellen.
AWR war bisher der wichtigste Mieter der Sendeanlagen in Moosbrunn. Da es völlig unrealistisch ist, einen Nachmieter zu finden, der Sendezeiten in vergleichbarem Umfang bucht, werden die Sender zum Jahresende abgeschaltet. Der Betrieb des Kurzwellen-Sendezentrums lohnt sich für die ORS mit dem Wegfall des wichtigsten Mieters schlicht nicht mehr.
Andere Programmanbieter, etwa Radio Joystick oder auch Radio DARC, die im Vergleich zu AWR nur wenige Sendestunden bei der ORS gemietet haben, müssen sich nach anderen Verbreitungswegen umsehen. Radio Joystick hat nach eigenen Angaben bereits damit begonnen, nach Alternativen zu suchen. Ob sich das wirklich lohnt, ist eine andere Frage. Veranstalter wie AWR verzichten schließlich nicht (nur) aus Kostengründen auf die Übertragungen auf Kurzwelle. Die Sendungen – in aus heutiger Sicht technisch minderwertiger Qualität – werden schlicht kaum noch gehört.