Der Hessische Rundfunk verzichtet seit einigen Wochen auf die AAC+-Streams seiner Hörfunkprogramme, die auf Basis der Icecast-Technologie mit 48 kBit/s vor allem für den mobilen Einsatz gedacht waren. Darauf weist die hessische Landesrundfunkanstalt auf ihrer Webseite hin.
Ich persönlich halte es für einen Fehler, auf schmalbandige, aber dank AAC+-Codec dennoch gut klingende Streams zu verzichten. Mit diesen konnte man unterwegs Datenvolumen sparen. Zudem sorgte die niedrige Datenrate dafür, dass der Empfang auch über schlechte Internetzugänge möglich war.
HLS-Streams als Alternative
Als Ersatz wirbt der hr für adaptive HLS-Streams. Bei diesen wird Qualität und Bandbreite automatisch je nach Leistung des Internet-Zugangs angepasst. Nachteil: Viele ältere Empfangsgeräte – etwa WLAN-Radios – sind für den Empfang der HLS-Streams nicht geeignet.
Einen weiteren Nachteil adaptiver Streams erlebt man regelmäßig auch beim TV-Empfang über das Internet. Je nach Webzugang wird immer wieder automatisch an der Streaming-Qualität geschraubt. Das empfinde ich als sehr störend, auch wenn es gut gemeint sein mag.
Lieber wäre mir die Möglichkeit, dauerhaft einen etwas schmalbandigeren Stream zu hören, gerne auch in Mono, dafür aber stabil. Leider sieht man das beim hr anders, und es ist zu befürchten, dass andere ARD-Anstalten dem Beispiel der Hessen folgen.
Höherwertige Icecast-Streams bleiben
Die Icecast-Streams in MP3 mit 128 kBit/s sowie für hr2 zusätzlich mit 256 kBit/s bleiben erhalten – vorerst zumindest. Der Hessische Rundfunk bezeichnet Icecast als veraltet. Vermutlich will man aber – Stand jetzt – auf Endgeräte Rücksicht nehmen, die mit HLS nicht umgehen können.
Bei der BBC in London war man da rigoroser. Die Briten haben im vergangenen Jahr die Shoutcast-Streams ihrer Inlandsprogramme abgeschaltet – ohne Rücksicht auf Millionen von WLAN-Radios, die dadurch entwertet werden. Schön ist diese Entwicklung nicht. Es ist dem Endverbraucher kaum begreiflich zu machen, dass er ein WLAN-Radio zum Teil schon nach wenigen Jahren verschrotten muss, während ein vielleicht mehr als 60 Jahre alter UKW-Empfänger heute noch funktioniert.