Grundnetzsender Säntis in der Schweiz (Foto: Violetta auf Pixabay)
Grundnetzsender Säntis in der Schweiz (Foto: Violetta auf Pixabay)

Jetzt wird es Ernst: Schleswig-Holstein und Schweiz schalten UKW ab

Eigentlich wurde die Abschaltung des Rundfunks auf UKW in der Schweiz um zwei Jahre auf 2026 verschoben. Doch es handelt sich um eine Kann-Bestimmung. Das heißt: Veranstalter können auf UKW weitersenden, müssen das aber nicht. In dieser Woche hat die öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft SRG bekanntgegeben, dass sie von der Option, zwei Jahre länger analog zu senden, nicht Gebrauch machen wird.

Zum Jahresende werden die UKW-Sender der SRG in Rente geschickt. Zuvor hatte bereits das schweizerische Bundesamt für Straßen (ASTRA) angekündigt, die UKW-Versorgung in den Tunneln der Nationalstraßen Ende 2024 abzuschalten. Das betrifft neben den öffentlich-rechtlichen Sendern auch private Veranstalter, die eigentlich weiterhin auch auf UKW senden möchten.

UKW-Abschaltung in Schleswig-Holstein ab 2025

Ebenfalls in dieser Woche wurde eine gemeinsame Pressemitteilung von Deutschlandradio, dem Land Schleswig-Holstein, der Medienanstalt Hamburg-Schleswig-Holstein, des Norddeutschen Rundfunks und des Privatradio-Veranstalters Regiocast publiziert. Thema: Ab 2025 steigen die Rundfunkveranstalter im nördlichsten deutschen Bundesland schrittweise aus der UKW-Verbreitung aus. 2031 sollen die letzten FM-Sender zwischen Nord- und Ostsee abgeschaltet werden.

Was nach „noch weit weg“ klingt, wird für die Hörer einiger Programme schon in weniger als einem Jahr spürbar. Radio BOB! rockt Schleswig-Holstein soll schon im Frühjahr 2025 von der UKW-Skala verschwinden – ebenso wie der Sender Niebüll von N-Joy Radio. Der Norddeutsche Rundfunk will bei weiteren Sendern die Strahlungsleistung reduzieren. Im Sommer wollen Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur im hohen Norden auf UKW abschalten, ebenso Antenne Sylt. Ebenfalls noch im kommenden Jahr schaltet delta radio auf UKW ab.

Radio Lübeck muss zurück auf DAB+

Für 2026 wurde die UKW-Abschaltung von Klassik Radio, N-Joy Radio in Helgoland und den Freien Radios in Neumünster und Flensburg anberaumt. 2027 sollen die N-Joy-UKW-Frequenzen in Garding und Husum außer Betrieb gehen und Radio Lübeck auf FM abgeschaltet werden. Dieser Lokalsender verzichtete zuletzt sogar auf die Verbreitung über DAB+ und muss demnach zuerst den Weg zurück ins terrestrische Digitalradio finden.

Die „großen“ NDR-Sender und R.SH werden erst 2031 abgeschaltet. Diese Regelung ist eigentlich nicht nachvollziehbar, da diese Programme bereits ab dem kommenden Jahr erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber Veranstaltern haben werden, die nicht mehr mit jedem Radio verfügbar sein werden.

Roadmap UKW-Abschaltung in Schleswig-Holstein (Quelle: dabplus.de)
Roadmap UKW-Abschaltung in Schleswig-Holstein (Quelle: dabplus.de)

Falscher Weg kommt viel zu früh

Aus Kostengründen mag es nachvollziehbar sein, dass sich die Programmveranstalter von einem terrestrischen Verbreitungsweg trennen möchten. Die andere Seite ist: UKW-Radios gibt es in jedem Haushalt. Das sieht bei DAB+ ganz anders aus. Ja, es gibt mittlerweile sehr günstige Empfänger. Allerdings hat das Medium Radio insgesamt nicht mehr die große Bedeutung, die es in der Vergangenheit hatte.

Schaltet man nun den – zumindest in Deutschland – immer noch meistgenutzten Verbreitungsweg ab, läuft man Gefahr, Hörer ganz zu verlieren, statt diese auf DAB+ „umzuberaten“. Besser wäre es gewesen, die Sendernetze zunächst „auszudünnen“ und schrittweise auf wichtige Grundnetzsender zu beschränken – parallel für alle Programme, sodass es auch Chancengleichheit für alle gibt.

Weiterer Sendernetzausbau dringend erforderlich

Parallel müsste das DAB+-Sendernetz weiter ausgebaut werden. Das ist für die öffentlich-rechtlichen Programme in Schleswig-Holstein geplant, während bislang niemand etwas zum Ausbau der privaten Netze sagt. Hörer von Programmen wie Radio BOB! rockt Schleswig-Holstein und delta radio müssen somit befürchten, ihren Lieblingssender ab 2025 gar nicht mehr terrestrisch empfangen zu können.

In der Schweiz ist vor allem die Abschaltung der Tunnelversorgung bedenklich. Wer kein DAB+-Autoradio besitzt, wird ggf. auch keine Notfall-Durchsagen mehr empfangen. Durch die Abschaltung von Sendern wie Säntis und Sankt Chrischona verliert Radio SRF auch treue Hörer aus dem benachbarten Deutschland, denn mit dem Overspill, den wir von UKW kennen, wird DAB+ niemals mithalten können.