In dieser Woche wurde – wie üblich im Rahmen der Nürnberger Lokalrundfunktage – die aktuelle Funkanalyse Bayern veröffentlicht. Diese zeigt einen Trend, der auch in anderen Umfragen deutlich wird und der dafür sorgt, dass selbst die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Programme einstellen, zusammenlegen oder in Form von Kooperationen fortführen wollen.
Ich rede von der Radionutzung, die von Jahr zu Jahr kontinuierlich zurückgeht. Eine Tagesreichweite von 78,5 Prozent bei der Gesamtbevölkerung in Bayern ab 14 Jahren ist immer noch eindrucksvoll. Auf der anderen Seite liegt diese erstmals unter 80 Prozent. 2020 wurden sogar noch 84,4 Prozent der Gesamtbevölkerung mit dem Medium Radio erreicht.
Special Interest boomt
Interessant ist, wenn man sich die Zahlen etwas genauer anschaut. Rückgänge verzeichnen quasi alle Programme, die sich an Großteile der Bevölkerung richten. So ist der Konsum der Lokalprogramme insgesamt auf 23,6 Prozent zurückgegangen (24,3 Prozent vor einem Jahr, 26,4 Prozent 2020), Antenne Bayern verschlechterte sich auf 18,7 Prozent (2023 18,8 Prozent, 2020 24,1 Prozent), Bayern 1 auf 27,4 Prozent (2023 29,6 Prozent, 2020 29,7 Prozent), Bayern 3 auf 16,4 Prozent (2023 18,1 Prozent, 2020 20,0 Prozent).
Special Interest Programme trotzdem diesem Trend des Hörerschwunds – freilich auf einem insgesamt deutlich niedrigeren Niveau. So erreicht die Rock Antenne 5,7 Prozent (gleicher Wert wie vor einem Jahr, 2020 waren es noch 5,0 Prozent). Bayern 2 kommt auf 5,2 Prozent (2023 5,0 Prozent, 2020 5,4 Prozent), während B24 6,7 Prozent der bayerischen Bevölkerung erreicht (2023 8,8 Prozent, 2020 7,1 Prozent). Bei der Rock Antenne gab es einen kontinuierlichen Aufwärtstrend, die BR-Programme haben die Talsohle der vergangenen Jahre durchschritten und erreichen wieder mehr Hörer.
Auch Arabella Bayern legt zu
Bergauf geht es auch mit der Tagesreichweite von Arabella Bayern – kein Special Interest Programm, und doch mit dem Classic Hits Format etwas besonderes, denn der Sender positioniert sich zwischen Stationen, die auch aktuelle Titel im Programm haben und „echten“ Oldiesendern wie der Oldie Antenne und Absolut Oldie Classics. Die Tagesreichweite liegt nun bei 114.000 Hörern. Im vergangenen Jahr waren es noch 107.000, 2020 72.000.
ego FM entwickelt sich gegen den Trend, dass Special Interest Programme Hörer gewinnen, und erreicht pro Tag nur noch 98.000 Hörer. Das ist der schlechteste Wert der vergangenen Jahre (2023 123.000, 2020 105.000). Obwohl die Station sechs UKW-Frequenzen in bayerischen Großstädten hat, ist die Reichweite somit kleiner als bei Arabella Bayern, das terrestrisch ausschließlich über DAB+ zu empfangen ist.
Oldie Antenne erstmals abgefragt
Während Schwarzwaldradio – anders als früher – in der Funkanalyse Bayern 2024 nicht auftaucht, wurde die Oldie Antenne erstmals abgefragt. Sie erreicht aus dem Stand 36.000 Hörer pro Tag. Damit ist der Sender erfolgreicher als Absolut Oldie Classics (24.000) und Nostalgie (15.000). Dabei gilt es auch zu bedenken, dass die Oldie Antenne erst seit einem knappen Jahr in Bayern terrestrisch zu empfangen ist.
Schaut man sich die Absolut Radio Programme an, so erstaunt vor allem Absolut Germany, das von 12.000 auf 29.000 tägliche Hörer zulegte. Ebenfalls erfolgreich ist TOGGO Radio (25.000 auf 47.000 Hörer), während Radio Teddy als direkter Mitbewerber (34.000 auf 27.000) Federn lassen musste.
Radio 2DAY abgestürzt
Die einzelnen lokalen Sendegebiete zu betrachten, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Was mir aufgefallen ist: Radio 2DAY in München ist auf eine Tagesreichweite von 0,8 Prozent abgestürzt. In den vergangenen beiden Jahren waren es jeweils 1,7 Prozent. Unter 1 Prozent lag die Reichweite in den vergangenen zehn Jahren nie. Nachvollziehbar ist das nicht, zumal Radio 2DAY seinem Classics Musikformat weiter treu ist, das es so in München ansonsten nicht gibt.
In Nürnberg kommt Deutschlands einziges echtes Classic Rock Radio, Gong 97.1, nur noch auf eine Tagesreichweite von 7,7 Prozent. Das ist der schlechteste Wert seit 2016. Vielleicht sind es die Hörer einfach leid, dass die Rotation immer kleiner wird und nur die Rockklassiker gespielt werden, die man einfach nicht mehr hören kann, weil sie seit Jahrzehnten immer und immer wieder totgenudelt werden. Auch Nonstop-Musikstrecken im Tagesprogramm werden offensichtlich abgestraft – schließlich braucht man dazu nicht das Medium Radio, sondern eine Spotify-Playlist tut es auch.
Blick nach Unterfranken
Bei den Lokalradios aus Unterfranken schaue ich immer etwas genauer hin. Radio Primavera aus Aschaffenburg sieht auch meine Gegend noch als Sendegebiet an. Einige Kommunen in Hessen werden sogar im Rahmen der Funkanalyse Bayern mitberücksichtigt. Die Tagesreichweite ist zwar von 14,7 Prozent im vergangenen Jahr bzw. sogar 16,1 Prozent 2022 auf 14,2 Prozent zurückgegangen, dafür kommt Radio Galaxy Aschaffenburg – wie vor zwei Jahren – wieder auf 6,9 Prozent, während es 2023 nur 3,6 Prozent waren.
Mit den Würzburger Sendern Gong und Charivari verbindet mich, dass ich diese seit ihrem ersten Sendetag kenne. Zudem senden sie auch für den Main-Spessart-Kreis, der von mir nur zwei Ortschaften entfernt ist. Gong legte von 20,6 auf 24,2 Prozent zu, Charivari von 9,9 auf 10,7 Prozent. In Schweinfurt ging die Tagesreichweite von Radio Primaton von 15,4 auf 12,4 Prozent zurück. Dafür legte Radio Hashtag+ von 2,8 auf 4,2 Prozent zu. Wie berichtet ist es derzeit noch unklar, wie die Zukunft des lokalen Rundfunks in der Region Main-Rhön aussieht.