Wie berichtet war ich während eines Städtetrips nach London Ende Mai ziemlich schockiert, weil TuneIn im Vereinigten Königreich praktisch unbrauchbar ist. Das Programmangebot auf der weltweit größten Internetradio- und Podcast-Plattform ist stark eingeschränkt. Wenn man ernsthaft Webradio hören möchte, muss man zwingend auf andere Apps ausweichen.
Das Problem ist allerdings nicht neu. So hat die öffentlich-rechtliche britische Rundfunkanstalt BBC schon 2019 die Weiterverbreitung ihrer Live-Radioprogramme via TuneIn untersagt. Hintergrund: Die BBC möchte, dass sich die Hörer mit ihrem Account anmelden, auch wenn sie die Programme über Apps von Drittanbietern hören. Das aber ist bei TuneIn nicht möglich.
Podcasts sind von dieser Maßnahme nicht betroffen, und offenbar greift die Einschränkung auch nur im Vereinigten Königreich. In Deutschland ist es überhaupt kein Problem, die BBC-Hörfunkprogramme über TuneIn zu empfangen. Dafür sind die Sender der britischen Rundfunkanstalt über viele WLAN-Radios nicht mehr zu hören.
Plattenfirmen sorgen für Aussperrung von Auslandssendern
Eine Support-Seite des WLAN-Radio-Herstellers Marantz gibt Aufschluss darüber, warum auch die meisten Radiostationen aus dem Ausland über TuneIn in Großbritannien nicht mehr zur Verfügung stehen. Hintergrund ist demnach eine Klage der Plattenfirmen Sony und Warner vor einem britischen Gericht.
Das Ergebnis des Prozesses ist wohl, dass TuneIn Lizenzgebühren für die Weiterverbreitung ausländischer Programme in Großbritannien zahlen müsste, dazu aber verständlicherweise nicht bereit ist. In der Folge wurde das Programmangebot gekappt.
Man kann nur hoffen, dass solche Musikrechte-Streitigkeiten keine Schule machen. Ansonsten kann es schnell vorbei sein mit der grenzenlosen Radiovielfalt via Internet. Seltsam ist, dass von den Beschränkungen in Großbritannien offenbar derzeit nur TuneIn betroffen ist. Die Receiver Radio App konnte ich in London ohne Einschränkungen nutzen.