Radio Top Two derzeit ohne eigenes Programm (Foto: facebook.com/diistop, Screenshot: RadioBlog.eu)
Radio Top Two derzeit ohne eigenes Programm (Foto: facebook.com/diistop, Screenshot: RadioBlog.eu)

Trojaner: Top Two übernimmt seit eineinhalb Wochen Radio-Top-Hauptprogramm

Wer derzeit den schweizerischen Privatsender Radio Top Two einschaltet, hört ungewohnte Klänge. Anstelle des unmoderierten Classic Hits Programms ist Radio Top zu hören – also das Lokalradio des Veranstalters TOP-Medien aus Winterthur. Wurde Radio Top Two etwa eingestellt? Gibt es eine technische Störung? Sollen vielleicht einzelne Sendestrecken von Radio Top künftig parallel auf Top Two ausgestrahlt werden?

Ein Blick auf die Webseite der TOP-Medien zeigt, was tatsächlich passiert ist. Demnach sind Teile des Netzwerks der TOP-Medien seit dem 21. Mai von einem Verschlüsselungstrojaner befallen. „Dies führt zu Unregelmäßigkeiten oder Störungen im Online-, Radio- und Fernsehangebot“, so die TOP-Medien. Das Unternehmen arbeite auf Hochtouren, um das Problem zu beheben.

Die Hacker wollen das Medienunternehmen erpressen und verlangen „Lösegeld“ für die Entschlüsselung der Daten, so ein Bericht des Onlinemagazins Inside-IT. Darauf wollen die TOP-Medien den Angaben zufolge nicht eingehen. Oberste Priorität sei es nun, „das Unternehmen vor weiterem Schaden zu schützen“. Daher habe man auch noch keine Entscheidung getroffen, ob Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet werden.

Radio Donau 3 im Januar mit ähnlichem Problem

Cyberangriffe auf Medienunternehmen sind leider keine Seltenheit. Anfang 2024 war der Ulmer Privatsender Radio Donau 3 betroffen. „Plötzlich geht gar nichts mehr! Kurz nach 15 Uhr flackern am Mittwoch mehrere Bildschirme und ein ominöses Textfenster erscheint – mit einer Lösegeldforderung! Kurz danach ist alles tot. Kein Rechner funktioniert mehr, alle Dateien sind gesperrt und sämtliche Ausspielkanäle sind für einen Moment still – dann springen die Notbänder an“, schrieb Radio Donau 3 seinerzeit auf seiner Webseite.

Der Sender machte aus der Not eine Tugend und sendete tagelang „wie früher“ – also mit CDs und Bändern statt aus dem Studio. Das „handgemachte“ Programm kam beim Publikum sehr gut an. Fast war es etwas schade, als nach Tagen die Technik wieder lief – und somit auch die Standard-Rotation wieder on air war. Leider war das Notprogramm nur terrestrisch, nicht aber via Internet zu empfangen.

Auch US-Sender betroffen

Vor einiger Zeit hatten Hacker auch die Daten auf Servern des amerikanischen Unternehmens Backyard Media verschlüsselt, das unter anderem den Classic Rock Sender The X 100.7 betreibt. Auch hier wollten die Hacker Lösegeld für die Entschlüsselung der Daten. „Wir zahlen gar nichts“, gab sich Backyard Media damals selbstbewusst. Stattdessen wurden alle Systeme komplett neu aufgesetzt.