Es gibt einen Fernmeldeturm, der nur wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt steht, den ich mir aber tatsächlich noch nie aus der Nähe angesehen habe. Beim „Vorbeifahren“ auf der Landstraße zwischen Wiesen und Sailauf sieht man den Turm kaum. Also muss man kurz vor der Abzweigung nach Heinrichsthal auf den Parkplatz fahren (von wo aus der Fernmeldeturm auch schon durch die Bäume zu sehen ist). Über einen kleinen Pfad ist der Standort nach wenigen Metern erreichbar.
Es handelt sich um einen Turm vom Typ „FMT5“ der laut VDE.de um 1970 erbaut wurde. Der Standort gehörte zu einer Richtfunkstrecke von München nach Frankfurt am Main, die vor allem der Übertragung von TV-Signalen während der Olympischen Spiele 1972 gedient hat. Heute ist der Turm fast leer. So wie es aussieht, wird er nur noch für Mobilfunk genutzt. Da stellt sich die Frage, ob der Standort von der Deutschen Funkturm GmbH überhaupt noch wirtschaftlich betrieben werden kann.
Der Fernmeldeturm Heinrichsthal steht auf der 522 Meter hohen Schindershöh. Er ist selbst 108 Meter hoch und würde sich auch gut als Standort für Rundfunksender eignen. Derzeit sind aber keine diesbezüglichen Pläne bekannt. Der Lokalsender Radio Primavera erreicht die Region auf UKW nur in verminderter Empfangsqualität. Auf DAB+ könnte der Turm für die vom Bayerischen Rundfunk betriebenen Multiplexe in den Kanälen 10A und 11D genutzt werden. Davon würden vor allem Nutzer mit weniger empfangsstarken Radios profitieren.
DX direkt unter dem Fernsehturm
Am vergangenen Sonntag nutzte ich die Möglichkeit, auf der Fahrt in den Aschaffenburger Raum den Fernmeldeturm Heinrichsthal einmal aus der Nähe zu sehen. Natürlich wollte ich auch wissen, welche DAB+-Multiplexe an diesem exponierten Standort zu empfangen sind. In 522 Metern Höhe sollte doch deutlich mehr als die Ortssender zu empfangen sein.
Ich wurde nicht enttäuscht, denn beispielsweise kam der regionale Multiplex für Oberfranken im Kanal 10B herein und auch der lokale Mux für Bad Kreuznach / Bingen, der gerade um den Standort Rüdesheim erweitert wurde, war im Kanal 12A präsent. Aus Baden-Württemberg war das für private Programme gedachte Ensemble im Kanal 11B zu empfangen, nicht aber der Südwestrundfunk im Kanal 9D.
Ich vermute, der SWR-Empfang aus Baden-Württemberg ist daran gescheitert, dass auf dem gleichen Kanal der landesweite Privatradio-Multiplex aus Nordrhein-Westfalen sendet. Die Schindershöh ist in alle Himmelsrichtungen offen. Demnach haben sich die Sendernetze aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen vermutlich gegenseitig ausgelöscht.
DAB+-Scan auf der Schindershöh im Spessart
- Kanal 5C – DR Deutschland
- Kanal 6A – HESSEN NORD
- Kanal 7B – hr Radio
- Kanal 8B – MDR THUERINGEN
- Kanal 8C – Mittelfranken
- Kanal 9B – Antenne DE
- Kanal 10A – Unterfranken
- Kanal 10B – Oberfranken
- Kanal 11A – SWR RP
- Kanal 11B – OAS BW
- Kanal 11D – Bayern
- Kanal 12A – BAD KH / BINGEN
- Kanal 12C – HESSEN SÜD
Zusätzlich hat das Autoradio folgende Programme auf UKW eingelesen:
- ANT.THUE
- FRANKFRT
- METROPOL
- SWR1 BW
- SWR4 HN
- WDR 2
- WDR 3
- WDR 5
Der DAB+-Empfang an diesem Standort dürfte nahezu ausgereizt sein. Auf UKW könnte aber noch deutlich mehr zu empfangen sein, wenn man einen ausführlichen Scan durchführt und ggf. auch mit verschiedenen Antennenstellungen experimentiert.