In Biebergemünd-Wirtheim und -Kassel haben die Deutsche Telekom, Vodafone und E-Plus schon vor vielen Jahren das UMTS-Netz ausgebaut, sodass die Mobilfunkkunden nicht nur mit dem Handy telefonieren, sondern auch im Internet surfen und Streaming nutzen konnten. Der Biebergemünder Obergrund war von einem brauchbaren mobilen Internet-Zugang noch für viele Jahre abgeschnitten.
2015 baute die Telekom als erster Netzbetreiber LTE aus. Mittlerweile hat die Telekom nicht nur mehrere 4G-Träger, sondern auch 5G in Betrieb genommen. Somit stehen unter günstigen Bedingungen mehr als 200 MBit/s im Downstream zur Verfügung. Das ist mehr, als die meisten Festnetzanschlüsse in meiner Heimat ermöglichen (Ausnahme sind die Glücklichen, die bereits einen Glasfaser-Anschluss haben).
Telefónica folgte 2019. Seitdem steht auch das LTE-Netz von o2 in ganz Biebergemünd zur Verfügung. Die nördlichen Ortsteile der Spessart-Gemeinde profitierten zuvor schon vom UMTS-Ausbau, der noch aus E-Plus-Zeiten stammte. 5G von Telefónica gibt es noch nicht, aber für die meisten Anwendungsfälle sollte 4G heutzutage noch völlig ausreichend sein.
Vodafone war Spätstarter
Nur für Vodafone-Kunden tat sich im Biebergemünder Obergrund lange nichts. Während Wirtheim und Kassel schon seit Jahren mit LTE versorgt sind, mussten die Kunden vor allem in Roßbach und Bieber lange mit GSM, EDGE und faktisch unbrauchbarem Internetzugang auskommen. 2021 wurde der GSM-Sender oberhalb von Roßbach modernisiert. Die Hoffnung auf LTE-Versorgung erfüllte sich aber erst drei Jahre später.
Die Planungen von Vodafone für eine verbesserte Versorgung von Biebergemünd sind rund zehn Jahre alt. Lange Zeit war der Sendemast oberhalb von Roßbach aber statisch überlastet, da er eigentlich als Fernsehumsetzer gebaut und nie als Basisstation für drei Mobilfunknetze gedacht war. Abhilfe schaffte eine Mastkürzung, die Vodafone schon 2014 vorgeschlagen hate, vom Standortbetreiber Deutsche Funkturm GmbH (einer Tochterfirma der Telekom) aber erst 2021 umgesetzt wurde.
Warum also nicht LTE schon seit 2021? Ganz einfach: Auch die Richtfunk-„Gegenstelle“, über die Vodafone den Sender anbinden wollte, hat ein Statik-Problem. Alternativen gab es zunächst nicht oder sind zu teuer. Jetzt klappt es dank einer Vereinbarung zwischen Vodafone und der Deutschen Telekom: Wenn die Telekom eine Versorgungslücke hat, Vodafone die entsprechende Region aber versorgt, nutzt die Telekom den Vodafone-Sender mit und umgekehrt.
Kooperation seit November
Im November hatte die Telekom eine zusätzliche Basisstation für eine bessere Versorgung von Roßbach in Betrieb genommen. Dank dieser kann man beispielsweise auch auf der Bundesstraße 276 nun durchgehend im Internet surfen oder Streamingdienste nutzen, wenn das Handy ohne Außenantenne betrieben wird. Diese Station wird von Vodafone mitgenutzt. Bieber blieb aus Sicht von Vodafone-Kunden weiterhin ein LTE-Funkloch.
Am vergangenen Freitag hat Vodafone schließlich die 4G-Versorgung für Biebergemünd-Bieber realisiert – offenbar auf ähnlichem Weg wie in Roßbach. Die Datenübertragungsraten liegen zwischen 20 und 30 MBit/s im Downstream sowie zwischen 5 und 10 MBit/s im Upstream. Die Ansprechzeiten bewegen sich zwischen 40 und 45 Millisekunden. Das ist im Vergleich zur Telekom nicht toll, aber selbst für Videostreaming ausreichend, erst recht zum Surfen, Chatten oder Mailen.
Interessant ist, dass ich zumindest am Freitagabend auch zwischen Biebergemünd-Kassel und -Lanzingen ein deutlich stärkeres LTE-Signal von Vodafone hatte als normalerweise üblich. Möglicherweise war das ein Anzeigefehler. Möglicherweise gab es aber auch im Norden von Biebergemünd Optimierungen.
Hier gibt es noch Probleme
Die sogenannten Handover zwischen den Basisstationen entlang der B276 im Bereich der verschiedenen Ortsteile von Biebergemünd funktionierten am Freitagabend noch nicht perfekt – teilweise auch abhängig vom genutzten Endgerät. Das war nach der Inbetriebnahme des LTE-Netzes von o2 in der Region aber genauso und könnte in den kommenden Tagen noch nachoptimiert werden.
Der Vorteil ist, dass die Kunden in allen Netzen ab sofort in ganz Biebergemünd einen zeitgemäßen mobilen Internet-Zugang zur Verfügung haben. Vor allem Vodafone-Kunden mussten darauf sehr lange warten, nachdem das damalige D2privat in den 90er Jahren sogar Vorreiter für eine flächendeckende Mobilfunk-Abdeckung in unserer Region war.
Für Interessenten, die jetzt oder in den kommenden Monaten einen Glasfaseranschluss von Vodafone bekommen, könnte nun auch die GigaKombi interessant sein – also ein Paket aus Festnetz und Mobilfunk inklusive Preisvorteil. Bislang scheiterte die mobile Komponente an einer brauchbaren Mobilfunk-Versorgung. Dieses Problem besteht ab sofort nicht mehr.