hr info hat die Sendung „Der Tag in Hessen“ zum Jahreswechsel eingestellt. Der Podcast-Feed ist am 29. Dezember letztmalig aktualisiert worden. Auch ein Blick auf das Programmschema der Informationswelle des Hessischen Rundfunks zeigt: Die werktags nach der Übernahme der ARD-„Tagesschau“ ausgestrahlte Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse in Hessen gibt es nicht mehr.
Die Pressestelle des Hessischen Rundfunks teilte dazu auf Anfrage mit: „Der Hessische Rundfunk ist seit einiger Zeit dabei, auf das Nutzungsverhalten seines Publikums stärker einzugehen. Unsere klassischen Radioangebote wurden und werden nach 20 Uhr nur noch von einer sehr geringen Hörerschaft genutzt. Das Fernsehen, die Online-Portale, die Social Media Angebote und die Mediatheken werden am Abend deutlich intensiver genutzt. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, ‚Der Tag in Hessen“, dessen schon geringe Hörerschaft sich laut der letzten MA nochmal halbiert hat, derzeit u.a. durch die Zusammenfassung von ‚hr info – Das Thema‘ zu ersetzen. Bei ‚Das Thema‘ wird der Focus auf hessischen Themen oder die hessischen Aspekte eines globalen Themas gelegt.
In der Tat findet sich „Das Thema“ jetzt auf dem bisherigen Sendeplatz von „Der Tag in Hessen“. Allerdings wurde offenbar vergessen, die neue Sendung auch als Podcast anzubieten. Es gibt zwar einen Podcast namens „Das Thema“. Dabei handelt es sich aber um den Themenschwerpunkt, den hr info vormittags ausstrahlt, zum Nachhören. Die Abendsendung sucht man vergebens.
Informationsauftrag mit Füßen getreten
Interessant finde ich die Argumentation, die Sendung habe nur eine geringe Hörerschaft. Zudem hätte sich die Hörerzahl gemäß MA sogar nochmals halbiert. Ganz ehrlich: Ich habe „Der Tag in Hessen“ auch nie im linearen Programm, sondern zeitunabhängig als Podcast gehört.
Mir stellen sich vor allem folgende Fragen: Wurden die Podcast-Hörer mitgezählt oder bezieht sich das Jammern über geringe Nutzerzahlen nur auf das lineare Programm? Warum schaut eine öffentlich-rechtliche Landesrundfunkanstalt überhaupt auf Einschaltquoten, wenn es darum geht, den gesetzlich verankerten Informationsauftrag zu erfüllen?
Ich halte eine Sendung wie „Der Tag in Hessen“ für unverzichtbar. Wer, wenn nicht der Hessische Rundfunk, soll denn bitte eine solche Tageszusammenfassung der wichtigsten Ereignisse aus Hessen liefern? „Der Tag in Hessen“ war für mich so etwas wie eine „Audio-Hessenschau“. Ich habe die Sendung jeden Werktag gehört, zumal mir eine Audio-Sendung lieber ist als ein TV-Format wie die Hessenschau im hr fernsehen.
Hessenschau-Audio-Podcast als Ersatz?
Wenn der hr schon nicht mehr in der Lage ist, eine für sein Hörfunk-Informationsprogramm aufbereitete werktägliche Nachrichtenzusammenfassung zu produzieren, würde ich mir wenigstens einen Audio-Podcast von der Hessenschau wünschen. Diesen könnte ich über beliebige Podcatcher jederzeit und überall hören.
Abseits dessen sollte der hr einmal darüber nachdenken, eine Sendung wie „Der Tag in Hessen“ schon vor 20 Uhr zu platzieren, wenn vielleicht die Chance besteht, dass das Publikum etwas größer ist. Die Sendung ersatzlos einzustellen, hinterlässt jedenfalls keinen guten Eindruck. Da ist auch die im Herbst eingeführte Regionalisierung bei hr1 und hr3 nur ein schwacher Trost. Kurze Fensterprogramme im Tagesprogramm sind kein Ersatz für eine Zusammenfassung am Abend.