SWR3 ist künftig nicht nur nachts, sondern auch schon abends fast bundesweit zu empfangen. Das ist eines der Ergebnisse der jüngsten Sitzung der ARD-Intendanten, bei der es maßgeblich um die Reform des öffentlich-rechtlichen Senderverbunds ging.
Ab Januar 2025 soll SWR3 nicht nur die ARD-Popnacht – jeweils ab Mitternacht – produzieren, sondern auch eine bundesweite Abendstrecke jeweils ab 21 Uhr liefern. Auf Wunsch sollen einzelne Sender sogar schon ab 19 Uhr zu SWR3 umschalten können. Nach derzeitigem Stand wollen sechs Landesrundfunkanstalten das SWR3-Abendprogramm übernehmen.
Auch an Wochenenden und Feiertagen soll es gemeinsame Sendestrecken geben, die von SWR3 produziert werden. Dabei sind flexible Aus- und Wiedereinstiegspunkte vorgesehen, sodass die Landesrundfunkanstalten auch im Gemeinschaftsprogramm eigene Inhalte platzieren können.
Inforadios ab Frühjahr mit gemeinsamem Abendprogramm
Bei den Inforadios der Landesrundfunkanstalten geht es mit der erweiterten Kooperation etwas schneller. Schon ab Ende April ist jeweils ab 20 Uhr ein kooperiertes Abendprogramm mit wechselnden thematischen Schwerpunkten geplant. Dabei werden die Sendungen zum größten Teil vom NDR produziert, an wechselnden Abenden auch von rbb bzw. vom BR.
Der Bayerische Rundfunk wird zudem jeweils am Samstag ein aktuelles Gemeinschaftsprogramm bereitstellen. Schade, dass das nicht auch für den Sonntag gilt, zumal manche ARD-Infowellen abends und am Wochenende bislang nur Podcasts und Wiederholungen senden. Die ARD-Infonacht wird weiterhin vom NDR produziert.
In den Hörfunkwellen der Landesrundfunkanstalten, die vor allem klassische Musik senden, ist ebenfalls eine erweiterte Zusammenarbeit im Abendprogramm geplant. So soll es ab dem zweiten Quartal 2024 jeweils zwischen 20 und 24 Uhr einen wöchentlichen gemeinsamen Opernabend geben, drei Monate später zusätzlich zwei gemeinsame Konzertabende. Daneben wird es enge Kooperationen zwischen den Kulturwellen an zwei weiteren Abenden geben.
Ein Anfang
Die jetzt erfolgten Ankündigungen können freilich nur ein Anfang für eine Neustrukturierung des ARD-Hörfunks sein. Einerseits ließen sich die kooperierten Abend- und Nachtsendungen so gestalten, dass jedes Programm seine Identität behält. Private Mantelprogramm-Anbieter wie radio NRW machen vor, wie das funktioniert.
Darüber hinaus fehlt mir eine Lösung für Programme wie Bayern 1, hr1 und SWR1. Auch diese ließen sich ab 20 Uhr gemeinsam für alle ARD-Anstalten gestalten. Das hätte beispielsweise für NDR1-Hörer den Vorteil, dass sie nicht in den letzten beiden Stunden vor Beginn der ARD-Hitnacht nur Nonstop-Musik angeboten bekommen.
Wir erleben in jedem Fall spannende Zeiten, in denen sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk wandelt. Die ARD-Anstalten müssen irgendwie den Spagat schaffen, Kosten durch Kooperationen zu senken und dennoch ihre regionale Identität zu behalten. Eine Aufgabe, um die ich die Verantwortlichen nicht beneide.