Im Frühjahr wurde bekannt, dass Radio Nordseewelle ein zusätzliches Spartenprogramm plant. Dieses sollte ursprünglich Oldiewelle Niedersachsen heißen, ging aber schlussendlich unter dem Namen Nordseewelle 2 auf Sendung. Kurios: Zum Start war das Programm nur über DAB+, nicht aber via Internet zu empfangen.
Warum Radio Nordseewelle für seinen Ableger zunächst auf einen Livestream verzichtet hat, ist nicht bekannt. Auf Anfragen reagierte der Veranstalter eher nebulös, wenn auch schon wenige Tage nach Sendestart eine Internet-Verbreitung in Aussicht gestellt wurde. Nur der Zeitpunkt blieb unklar.
Vor einigen Wochen hatte Nordseewelle 2 schon eine Titelanzeige auf seiner Webseite eingeführt. Vergangene Woche war es schließlich soweit: Ohne große Ankündigung wurde der Livestream freigeschaltet. Gleichzeitig wurde das Programm in den Radioplayer.de integriert.
Klassiker aus drei Jahrzehnten
Ich habe mir das Programm in den vergangenen Tagen angehört und war angenehm überrascht. Nordseewelle 2 positioniert sich – ähnlich wie Arabella Bayern im Süden Deutschlands – zwischen den Oldiesendern und den Radiostationen, die eher aktuelle Musik spielen. Das gelingt den Programm-Machern recht gut, wie ich finde.
Wie Arabella Bayern setzt auch Nordseewelle 2 auf Songs aus den 70er, 80er und 90er Jahren. Langsame Titel gibt es nicht. Hier wird Tempo gemacht – und das ist gut so, denn die Anhänger von Frank Sinatra & Co. finden mit Schwarzwaldradio, Oldie Antenne etc. eine Reihe von Alternativen.
Nordseewelle 2 bietet ein Classic Hits Format, das neben bekannten Hits hin und wieder auch mit Perlen überrascht, die man ansonsten nur selten im Radio hört. Das machen die Jungs und Mädels im Norden noch etwas besser als Arabella Bayern oder auch das bundesweit sendende Nostalgie, das ebenfalls Musik aus den 70er bis 90er Jahren spielt, aber von der Playlist her eher soft aufgestellt ist.
Moderation wünschenswert?
Was der Nordseewelle 2 derzeit noch fehlt, sind moderierte Sendungen. Derzeit strahlt die Station ein Nonstop-Musikprogramm aus, das lediglich durch stündliche Nachrichten unterbrochen wird. Andererseits: Bei Star*Sat Radio fanden wir genau das in den 80er und 90er Jahren richtig geil. Warum also nicht auch 2023 ein richtig gut gemachtes, unmoderiertes Musikprogramm?
Man könnte jetzt freilich mit Streamingdiensten wie Spotify und Amazon Music argumentieren. Da gibt es zwar Unmengen an Playlisten. Mir fehlen aber die Nachrichten. Ja, die kann ich mir manuell aus den Podcasts heraussuchen. Das will ich aber nicht. Ich möchte gut unterhalten werden und dazu wenigstens einen Grundstock an wichtigen Informationen erhalten, ohne hierfür selbst aktiv werden zu müssen. Das klappt mit der Nordseewelle 2 bis jetzt sehr gut.
Musik ist immer Geschmacksache, aber das, was Nordseewelle 2 da macht, ist genau mein Ding – ähnlich wie mir eben auch Arabella Bayern gut gefällt. Ich bin gespannt, wie sich der Spartenkanal weiter entwickelt und würde mich perspektivisch über eine Ausweitung des terrestrischen Sendegebiets freuen. Über DAB+ sendet Nordseewelle 2 bislang nämlich nur in den Multiplexen für die Nordseeküste im Kanal 11A (Sender Aurich), für den Landkreis Oldenburg im Kanal 10B (Sender Steinkimmen) und für das Emsland im Kanal 10C (Sender Molbergen).