Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Frontier Nuvola sein kostenloses Online-Portal zur Administration von WLAN-Radios zum 1. März 2024 einstellt. Der Plattformbetreiber kündigte gleichzeitig einen Nachfolger an, der ab diesem Zeitpunkt für 4,99 Euro pro Jahr verfügbar sein soll.
Frontier Nuvola argumentiert, dass dem Unternehmen für den Betrieb des Portals laufende Kosten entstehen. Das ist nachvollziehbar, denn es fallen Server- und Personalkosten an. Der Dienst muss permanent gepflegt werden, sodass er auch wirklich zuverlässig funktioniert.
Nutzer reagieren mit Unverständnis
In Nutzerkreisen erntete Frontier Nuvola weitgehendes Unverständnis. Die meisten Anwender sind sich einig, den Minimalbetrag von knapp 5 Euro pro Jahr nicht zahlen zu wollen. So wird bereits spekuliert, dies könne der Anfang vom Ende der Plattform sein. Zudem sei es möglich, dass manche Smart Radios nach Abschaltung des Portals nicht mehr funktionieren.
Ich frage mich, wie man einen derartigen Bullshit absondern kann. Natürlich werden die Geräte weiter funktionieren. Das haben sie schon im Frühjahr und Sommer 2019 bewiesen, als die Radios über Nacht von der vTuner-Datenbank zu Airable umgezogen wurden. Damals gab es für mehrere Monate ebenfalls kein Self-Service-Portal.
Halbwissen selbst in Fachmedien
Darüber hinaus wird selbst in Fachmedien darauf herumgeritten, dass das Einrichten von Stationstasten nun kostenpflichtig wird. Das stimmt so nicht, denn natürlich kann man die Speicherplätze des jeweiligen Empfängers weiterhin belegen.
Man muss halt seine Lieblingssender ziemlich umständlich aus der rund 60.000 Programme umfassenden Airable-Datenbank heraussuchen, statt auf die über das Portal getroffene Auswahl zurückzugreifen. Das direkt am Gerät – ohne QWERTZ-Tastatur – zu erledigen, ist – sagen wir mal – eine gewisse Herausforderung.
Das ist die wichtigste Funktion des Smart Radio Portals
Kaum jemand geht auf die wichtigste Funktion des Smart Radio Portals ein: die Einrichtung eigener Streams. Das ist für den Empfang von Programmen wichtig, die – aus welchem Grund auch immer – in der Airable-Datenbank nicht verfügbar sind, zumindest nicht an dem Standort, an dem das Radio betrieben wird.
Ja, man kann solche eigenen Streams auch in der FRITZ!Box einrichten und über das Radio darauf zugreifen – wenn man denn einen AVM-Router hat. Von anderen Herstellern kenne ich diese Funktion nämlich nicht. Wenn man dann noch – wie in meinem Fall – einen VPN-Router zwischen FRITZ!Box und Radio hängt, um geogeblockte Streams nutzen zu können, klappt der Zugriff auf die im AVM-Router hinterlegten Internetradio-Programme nicht.
Portal-Abschaltung würde WLAN-Radios entwerten
Ich sage es ganz deutlich: Ohne eigene Streams ist ein solches WLAN-Radio für mich wertlos. Ich möchte damit weiterhin eigene Test-Streams hören oder den Classic American Top 40 Kanal mit Casey Kasem auf iHeartRadio genießen können, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Ich verstehe Nutzer, die bemängeln, dass das Abo nun im Nachhinein, möglicherweise Jahre nach dem Kauf des WLAN-Radios, eingeführt wird. Ich verstehe aber auch Frontier Nuvola, das in Zeiten gestiegener Kosten in allen Bereichen des Lebens neu kalkulieren muss.
Freilich hätte man das eleganter lösen können und das Gratis-Portal für Radios mit Venice 6.5 Chipsatz beibehalten können. Da es diese Empfänger neu kaum noch gibt, dürfte deren Verbreitung sukzessive zurückgehen und Geräte mit dem neueren Venice X Chip die Oberhand gewinnen.
Neuere WLAN-Radios würden erstmals Portal-Zugang bekommen
Bei Venice X gibt es derzeit überhaupt kein Portal. Dafür kann man direkt am Radio eigene Streams einrichten – per App oder webbasiert. Wer nur ein einziges Smart Radio besitzt, wird das toll finden. Mich nervt der Aufwand derart, dass ich mein Pure Elan Connect+ vorerst stillgelegt habe.
Man hätte das kostenpflichtige Portal somit als Neuerung für Radios mit Venice X einführen sollen. Da wäre das Feature ein echter Mehrwert. Vermutlich hätte sich kaum jemand beschwert. Entweder man hätte sein Gerät wie gehabt weiter genutzt oder aber gegen Extra-Gebühr interessante Zusatz-Funktionen bekommen.
In der Tat soll das neue Portal auch für Venice X Radios funktionieren. Darüber würde ich mich freuen, denn dann könnte ich das Pure Elan Connect+ wieder sinnvoll nutzen. Zudem gäbe es eine gewisse Zukunftssicherheit. Denn bis zuletzt habe ich um weitere Venice X Geräte mangels Portal-Zugang einen großen Bogen gemacht.
Hoffen auf neuen Dienst
Bleibt zu hoffen, dass das 4,99-Euro-Angebot tatsächlich umgesetzt wird, denn Frontier Nuvola droht bereits an, gar kein Smart Radio Portal mehr anzubieten, wenn es für den kostenpflichtigen Dienst zu wenige Anmeldungen gibt. Das wäre aus meiner Sicht der Worst Case, denn ich habe sieben WLAN-Radios im aktiven Einsatz, die ich dann nur noch stark eingeschränkt nutzen könnte.
Nutzer werden aufgefordert, bis 19. November ihr Interesse am neuen Portal zu bekunden. Warum man diesen Druck ausübt, ist mir schleierhaft – ganz abgesehen davon, dass unzählige potenzielle Interessenten mit Venice X Radios gar nicht erreicht werden, weil sie Frontier Nuvola schlicht nicht bekannt sind und vom Plattformbetreiber somit nicht angesprochen werden können.
Niemand zahlt gerne plötzlich für einen Dienst, der bislang gratis war. Auf der anderen Seite sprechen wir von einem Betrag, der fast eher als symbolisch angesehen werden muss. Für mich persönlich gäbe es zudem den Mehrwert, dass auch neuere Endgeräte Portal-Zugang bekommen. So gesehen würde ich mich auf den neuen Dienst sogar freuen – und beim nächsten Restaurant-Besuch vielleicht eine Spezi weniger trinken, um die 4,99 Euro wieder drin zu haben.