Wie berichtet, sendet der DAB+-Multiplex für private Programmveranstalter in Südhessen im Kanal 12C seit einigen Wochen auch vom Standort Hohe Wurzel bei Wiesbaden. Allerdings spielt dieser Sender bei der Versorgung der hessischen Landeshauptstadt und deren Umgebung nur eine untergeordnete Rolle. Diese Region wird bereits vom Sender Mainz-Kastel abgedeckt.
Ein Hobbyfreund hat vor wenigen Tagen eine Testfahrt im westlichen Taunus unternommen. Er berichtet, dass es in den Seitentälern der Aar – etwa in Hennethal, Dasbach oder Burgschwalbach – nach wie vor Empfangsprobleme gibt. Die Aufschaltung des Senders auf der Hohen Wurzel habe hier keinen Effekt.
Overspill statt Abdeckung des vorgesehenen Sendegebiets
Hörer aus dem benachbarten Rheinhessen freuen sich hingegen über Empfangsverbesserungen. Und auch von mit der Sache vertrauten Personen war im Vorfeld hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass man – zusammen mit dem auf 10 kW ERP verstärkten Sender Hardberg – vor allem die Region zwischen Mainz und Mannheim/Ludwigshafen versorgen wollte.
Wirtschaftlich betrachtet macht das für die Programmanbieter Sinn. Hier wohnen viele Menschen, die schließlich auch potenzielle Hörer sind. Allerdings hat der „HESSEN SÜD“ genannte Multiplex in Rheinhessen, was wiederum zu Rheinland-Pfalz gehört, keinen Versorgungsauftrag.
Hörer in Hessen haben das Nachsehen
Ich habe nichts gegen Overspill. Im Gegenteil: Die oft fehlende technische Reichweite in benachbarte Regionen ist einer meiner größten Kritikpunkte an DAB+ im Vergleich zu UKW. Aber dass offenbar gezielt für Overspill gedachte Standorte Sendern vorgezogen werden, die für die Versorgung in Hessen selbst wichtig wären, ist weder nachvollziehbar, noch akzeptabel.
Ja, das verstärkte Sendernetz im Kanal 12C macht sich auch im östlichen Rhein-Main-Gebiet positiv bemerkbar. Dennoch ärgert es mich, wenn ich etwa in der Innenstadt von Wächtersbach oder Bad Orb nicht einmal den offiziell landesweit sendenden hessischen Privatsender Hit Radio FFH aussetzerfrei digital-terrestrisch empfangen kann.
Diese Standorte wären dringend erforderlich
Der Senderstandort Gelnhausen (Schnepfenkopf), der vom Hessischen Rundfunk und von beiden bundesweiten Multiplexen längst genutzt wird, wäre für die Versorgung Hessens wesentlich wichtiger gewesen als die Hohe Wurzel. Geplant war dieser Standort längst. Dann haben ihn die „Kostenoptimierer“ verhindert.
In Osthessen wäre ein Sender auf dem Rimberg wünschenswert – freilich für das nordhessische Sendernetz im Kanal 6A. Dieser kam in den bisherigen Planungen aber überhaupt nicht vor. Bleibt abzuwarten, ob und ggf. wann sich hier noch etwas ändert. Wenn man berücksichtigt, wie viel Zeit von der Planung bis zur Realisierung des Senders auf der Hohen Wurzel vergangen ist, habe ich allerdings für die nächsten zwei bis drei Jahre wenig Hoffnung.