Vor 100 Jahren, am 29. Oktober 1923, wurde die erste Sendung des „Unterhaltungsrundfunks“ aus dem Berliner Vox-Haus ausgestrahlt. In welchem Maße das damals revolutionäre Massenmedium den Alltag, das kulturelle und politische Leben seitdem geprägt hat, erzählt der neue 15-teilige Podcast „Radio Macht Geschichte„.
MDR, SWR und rbb haben sich aus Anlass des 100-jährigen Geburtstags des Radios zusammengetan, um diese außerordentliche Produktion auf den Weg zu bringen, die ab sofort in der ARD Audiothek abrufbar ist.
Die erste Musikmoderation im deutschen Radio hörte sich noch ein bisschen steif an: „Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos telefonischem Wege beginnt. Als erste Nummer bringen wir Cellosolo mit Klavierbegleitung.„ Damals hatten die Deutschen gerade mit einer Hyperinflation zu kämpfen. Der Laib Brot etwa kostete aberwitzige 7,5 Milliarden Mark. Da konnte das „Andantino“, komponiert vom damals populären Fritz Kreisler, die Gemüter etwas aufrichten.
Radio schreibt Geschichte mit
Der neue Podcast, produziert von MDR Kultur und Jugend, SWR Wissen und rbbKultur, erzählt, wie das Radio seit 100 Jahren Geschichte mitgeschrieben hat. Zum Beispiel die Musikgeschichte, denn Jazz, Swing und Pop wären ohne das Massenmedium wohl kaum so erfolgreich geworden. Und noch eine grandiose Erfindung, die in die Kulturgeschichte eingegangen ist, hat das Radio hervorgebracht: das Hörspiel. In den Anfängen lautete der Name dafür noch „Funkdrama“, wie in einer der Podcast-Folgen zu erfahren ist.
Dabei lebt der Podcast „Radio Macht Geschichte“ von den vielen historischen und teils dramatischen O-Tönen, die die Autoren Tomas Fitzel (rbb), Sven Hecker (MDR) und Max Knieriemen (SWR) aus dem ARD-Archiv gefischt haben. Darunter die vielleicht berühmteste Reportage der Radiogeschichte über den Absturz des Luftschiffes „Hindenburg“ 1937 in Lakehurst. Oder einen Livebericht vom 17. Juni 1953, als am Potsdamer Platz in Berlin die sowjetischen Panzer auffuhren und dem Volksaufstand der Ostdeutschen für Freiheit und Einheit ein Ende bereiteten. Der Podcast erzählt aber auch, wie dank des Radios eine Revolution gelingen konnte: Als am 24. April 1974 der portugiesische Rundfunk das Lied „E Depois do Adeus“ spielte, war dies das Signal zum Sturz der Militärjunta.
Bemerkenswerte Geschichten und Momente mit Gänsehautfaktor: Neu und spannend erzählt im 15-teiligen Podcast „Radio Macht Geschichte“. Ab sofort für ein Jahr in der ARD Audiothek. Ob die Beiträge auch mit herkömmlichen Podcast-Playern abonnierbar sein werden, ist derzeit noch nicht bekannt.