Gedanken zur erweiterten Regionalisierung beim hr (Foto: Hessischer Rundfunk)
Gedanken zur erweiterten Regionalisierung beim hr (Foto: Hessischer Rundfunk)

Leider nicht ausgereift: Ab heute neue Regionalisierung beim hr

Wie berichtet startet der Hessische Rundfunk ab heute mit seiner erweiterten regionalen Berichterstattung im Hörfunk. So gibt es ab sofort nicht nur bei hr4, sondern auch bei hr1 und hr3 regionale Fenster. Das ist zu begrüßen, denn so erreichen die Sendungen wesentlich mehr Hörer.

Darüber hinaus macht der Hessische Rundfunk seine vor Jahren eingeführte Beschränkung auf drei Fenster rückgängig. Mit Nord-, Mittel-, Ost- und Südhessen sowie dem Rhein-Main-Gebiet splittet der hr seine Programme wieder in fünf Regionen auf. Auch das ist eine erfreuliche Entwicklung.

Ich habe nie verstanden, wie ein Studio Darmstadt für die Berichterstattung aus dem Spessart zuständig sein soll. Auch Fulda und Bad Karlshafen haben nicht so viel miteinander zu tun, als dass man diese Städte ins gleiche Regionalgebiet packen könnte.

Sendezeiten teilweise an den Prime Times vorbei

Weniger schlüssig sind aus meiner Sicht die Sendezeiten der Regionalfenster. Dass man diese morgens in der Prime Time ausstrahlt, ist richtig und nachvollziehbar. Zu dieser Zeit erreichen Radiostationen die meisten Hörer.

Diese Erkenntnis wirft aber direkt die Frage auf, warum der Hessische Rundfunk die zweite Prime Time – am Nachmittag, wenn die Hörer auf dem Heimweg von der Arbeit sind – auslässt. Nach 15.30 Uhr sind keine Regionalfenster vorgesehen.

Die ursprünglichen Pläne sahen offenbar anders aus. So hatte der hr versehentlich ein Programmschema veröffentlicht, das für hr1 nachmittags Auseinanderschaltungen um 15.30, 16.30 und 17.30 Uhr vorsah. Das wäre aus Hörersicht viel sinnvoller gewesen als das ab heute umgesetzte Schema, bei dem nachmittags nur noch um 14.30 und 15.30 Uhr regionale Fenster gesendet werden.

Verbreitung nicht ausgereift

Auch bei der Verbreitung der Regionalfenster hat der Hessische Rundfunk sich Lösungen einfallen lassen, die nicht nachvollziehbar sind. So sind die Fenster für Ost- und Südhessen terrestrisch nur über UKW, nicht aber über DAB+ zu empfangen.

Hintergrund dieser Entscheidung ist freilich, dass man keine extrem niedrigen Datenraten anbieten wollte, was zu einer schlechten Übertragungsqualität geführt hätte. Und die Kapazität in einem DAB+-Multiplex ist nunmal begrenzt.

Eigentlich bräuchte der hr nun zwei DAB+-Senderketten – etwa für Nord-, Mittel- und Osthessen sowie für das Rhein-Main-Gebiet und Südhessen. Derzeit hat er aber nur ein landesweites Gleichwellennetz zur Verfügung.

Eine denkbare Lösung wäre, auf DAB+ die Regionen Nord- und Osthessen sowie Rhein-Main und Südhessen weiterhin zusammenzufassen. Im stündlichen Wechsel könnte der hr dann die Regionalfenster für die beiden Sendegebiete ausstrahlen.

hr „vergisst“ Regionalisierung auch im Internet

Unverständlich ist auch, dass die Regionalfenster in den eigenen Apps der hr-Radioprogramme bisher nicht stattfinden. Die regionalen Streams wurden schon vor Monaten eingerichtet. In der Airable-Datenbank und beim Radioplayer wurden diese Streams längst eingepflegt. Warum nicht auch in den hr-eigenen Apps?

Auch bei TuneIn, dem wohl wichtigsten Internetradio-Aggregator., fehlen die regionalen Streams der hr-Radioprogramme. Das gleiche gilt für Radio.de, das speziell auf dem deutschen Markt ebenfalls sehr populär ist. Bei Phonostar wurden die Regional-Streams hingegen eingepflegt.

So erfreulich die erweiterte Regionalisierung bei den hr-Radioprogrammen auch ist: Optimal läuft das derzeit noch nicht. Bleibt zu hoffen, dass der Hessische Rundfunk das ebenfalls erkennt und sukzessive nachbessert.