Während in weiten Teilen Europas der DAB+-Standard das analoge UKW-Radio ergänzen oder sogar ablösen soll, setzen mehrere asiatische Staaten für terrestrischen Digitalfunk auf DRM. Diese Abkürzung steht für Digital Radio Mondiale. Das Verfahren hat Vorteile, aber auch Nachteile gegenüber der Lösung, die hierzulande zum Einsatz kommt.
Eigentlich sollte DRM weltweit etabliert werden und die analogen Sendungen auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle ablösen. Ich selbst habe die Testsendungen in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende mit Interesse verfolgt. Über das Teststadium hinaus hat es DRM aber in Europa und Nordamerika nie geschafft.
Internationale Rundfunkanstalten wie die Deutsche Welle oder die britische BBC setzen heute nicht mehr auf die Digitalisierung der Kurzwelle, sondern auf Fernsehen und Streaming. Viele andere Auslandsdienste gibt es heutzutage gar nicht mehr.
DRM hat Vorteile
Dass sich nach Indien nun auch Staaten wie Pakistan, Indonesien und China für DRM entscheiden, ist nachvollziehbar. Während DAB+ ein kleinzelliges Netz von Antennenstandorten benötigt, lässt sich über DRM mit einem einzigen leistungsstarken Sender ein ganzes Land mit Digitalradio versorgen.
Allerdings zeigte sich bei den Testsendungen, die ich vor vielen Jahren in Europa verfolgt habe, dass DRM auch sehr störanfällig ist. Eine LED- oder Leuchtstoffröhre kann schon reichen, um den Empfang zunichte zu machen. Von Powerline-Adaptern möchte ich gar nicht erst reden.
Bei dem Störnebel, den wir heutzutage in den klassischen AM-Frequenzbereichen in Europa haben, ist DRM kaum noch sinnvoll nutzbar. Viel einfacher ist der Radioempfang mit dem Smartphone, denn ein WLAN-, LTE- oder 5G-Netz steht heutzutage fast überall zur Verfügung.
Abhängigkeit vom Internet
Der Nachteil beim Streaming ist freilich die Abhängigkeit vom Internet. Fällt dieses aus oder wird es – etwa durch Geoblocking – eingeschränkt, dann kann es ganz schnell auch mit dem Radioempfang vorbei sein. DRM auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle funktioniert grenzüberschreitend.
Eigentlich ist es schade, dass diese maßgeblich auch von deutschen Forschern initiierte Technik hierzulande nie in den Regelbetrieb gegangen ist. Dabei wäre die Digitalisierung der Mittelwelle eine interessante Möglichkeit zur Wiederbelebung dieses in weiten Teilen Europas mittlerweile brach liegenden Wellenbereichs.