Seit einer Woche sendet die Oldie Antenne nun fast bundesweit über DAB+. Der Sender ersetzte das Hauptprogramm von Antenne Bayern im Multiplex von Antenne Deutschland. Eine gute Entscheidung. Antenne Bayern mag eine gewisse Fangemeinde außerhalb des Freistaats haben. Anders als in der Anfangszeit des privaten Rundfunks Ende der 80er Jahre, als Antenne Bayern zu den Pionieren gehörte, gibt es aber heutzutage aber in fast jedem Bundesland vergleichbare Formate.
Die Sender „vor Ort“ bieten dem Hörer den Vorteil, dass er dort die für ihn relevante Wettervorhersage, den Verkehrslagebericht und weitere Informationen für seine Region bekommt. Das kann Antenne Bayern naturgemäß nicht leisten. So dürfte sich die Hörerschaft auf eingefleischte Bayern-Fans beschränkt haben, die beispielsweise am Chiemsee, im Bayerischen Wald oder im Allgäu Urlaub machen und „ihr“ Urlaubsradio mit nach Hause nehmen wollen.
Auf der anderen Seite ist die Oldie Antenne vor eineinhalb Jahren als Nachfolger des Webchannels Antenne Bayern – Oldies but Goldies gestartet. Bis heute hatte der Sender selbst in seiner bayerischen Heimat keine Chance auf einen DAB+-Sendeplatz. Ähnlich sieht es in Baden-Württemberg oder auch in Berlin und Brandenburg aus. Das dürfte ein Grund dafür gewesen sein, die bisherige Strategie der Verbreitung in regionalen DAB+-Multiplexen aufzugeben und bundesweit durchzustarten.
Was bietet die Oldie Antenne?
Doch lohnt es sich, die Oldie Antenne einzuschalten? Das würde ich – anders als vor einem Jahr – nicht mehr uneingeschränkt mit „Ja“ beantworten. Das Programm zeichnet sich durch prominente Moderatoren aus. Es ist eine Freude, morgens Stephan Lehmann zu hören, gegen 10.30 Uhr dann die kurze Doppelmoderation mit Stefan Schwabeneder. Nachmittags dann Viktor Worms, seit Jahrzehnten ein Meister seines Fachs.
Am Wochenende gibt es nicht nur ein Wiederhören mit Hakan Turan, den ich noch aus der Anfangszeit von Antenne Bayern in guter Erinnerung habe. Auch Bob Murawka und Uwe Bahn werten das Programm auf. Marion Pinkpank sendet am Samstag- und Sonntagabend sogar eine Stunde länger als Viktor Worms unter der Woche. Und dennoch kann das Programm nicht mehr so richtig überzeugen wie „damals“, als es neu war.
War es als Webchannel völlig in Ordnung, das Programm voicegetrackt zu gestalten, wäre es jetzt eigentlich an der Zeit, zumindest in den wichtigen Sendezeiten am Morgen und Nachmittag auf Livesendungen zu setzen, um auch etwas spontaner auf Aktuelles eingehen zu können. So sehr sich die Moderatoren auch Mühe geben: Man merkt, dass die Oldie Antenne aus der Retorte kommt. Das ist auf Dauer nicht gut.
Zu wenig moderiertes Programm
Die fast bundesweite terrestrische Verbreitung sollte darüber hinaus ein Ansporn für einen Ausbau des Programms sein. Frühsendung ab 7 Uhr? Da sind viele Hörer längst bei der Arbeit. Abends nach 19 Uhr wären zudem Musik-Specials wünschenswert – ggf. im ersten Schritt auch unmoderiert und nach Vorbild des Mitbewerbers 80s80s aus den eigenen Webchannels generiert. Warum nicht je ein Abend in der Woche Rock Classics, 80er New Wave, Bella Italia und NDW, am Wochenende Disco Fever und Fetenhits?
Und wenn wir schon beim Musikprogramm sind: Ich fand die Oldie Antenne vor eineinhalb Jahren abwechslungsreicher und besser. Heute hört man vor allem Standards, die man im Laufe seines Lebens schon extrem oft gehört hat, dazu noch in – meiner Ansicht nach – kleinerer Rotation als früher. Es fehlt das eine oder andere musikalische Schmankerl, bei dem ein „Wow, lange nicht gehört Effekt“ aufkommt.
Fazit: Nicht schlecht – aber ausbaufähig
Die Oldie Antenne wird ihren Weg machen, da bin ich ganz sicher. Das Programm wirkt stimmiger und mehr „aus einem Guss“ als das Programm des Mitbewerbers aus dem Südwesten Deutschlands. Es wird aber auch schnell langweilig, vor allem dann, wenn man es häufiger und über einen längeren Zeitraum hört. Vielleicht mögen die Verantwortlichen hier ja noch an der einen oder anderen Stellschraube drehen.