Am 4. August 2003 wurde in Berlin die Umstellung auf das digitale terrestrische Fernsehen auf Basis des Übertragungsstandards DVB-T gestartet. Dazu wurde das analoge terrestrische Fernsehen an diesem Tag endgültig abgeschaltet.
Die Gründe für die Umstellung waren einleuchtend: Bild und Ton wurden besser, der Empfang praktisch störungsfrei, das Programmangebot wuchs um ein Vielfaches auf bis zu 30 Programme, und mobiler Empfang wurde erst durch die digitale Technik richtig möglich.
Außerdem ist diese Form der Übertragung für die Sender wesentlich kostengünstiger. Das galt natürlich nicht nur für die Bundeshauptstadt. Deshalb wurde der Umstieg auch in anderen Ballungsgebieten eingeleitet. 2004 folgten Hamburg und Bremen, große Bereiche Niedersachsens, Nordrhein-Westfalens sowie Hessens und Bayerns. Im Jahr 2005 waren Ballungsgebiete in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern an der Reihe.
Netzausbau 2008 abgeschlossen
Die digitale Verbreitung des Fernsehens via Antenne schritt zügig voran und war nach nur rund fünf Jahren 2008 abgeschlossen. Somit wurde die Vorgabe der Bundesregierung aus dem Jahr 1998, bis zum Jahr 2010 den Flächenausbau des digitalen terrestrischen Fernsehens beendet zu haben, schon sehr viel früher erreicht als ursprünglich erwartet.
Auf der anderen Seite läutete der Abschied vom analogen Antennen-TV auch das Aus für flächendeckendes terrestrisches Fernsehen ein. Die Fernsehumsetzer, die jahrzehntelang die Grundversorgung in Gegenden sicherstellten, die von den Hauptsendern nicht erreicht wurden und werden, wurden vom Antennenfernsehen abgeschnitten.
Auf DVB-T folgte DVB-T2 HD
Am 31. Mai 2016 begann in Deutschland der Generationswechsel des Antennenfernsehens: Ergänzend zum bisherigen Standard DVB-T ging DVB-T2 HD an den Start. Die neue Technik ist dem bisherigen Übertragungsverfahren deutlich überlegen. So erlaubte sie in Deutschland erstmals auch terrestrische Ausstrahlungen in HD-Qualität.
In 18 Ballungsräumen startete das neue terrestrische HDTV mit einem Sender-Multiplex aus sechs öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen. Vom Frühjahr 2017 an wurde das DVB-T2-Angebot weiter ausgebaut – auf bis zu 40 HDTV-Programme. Die bisherige DVB-T-Ausstrahlung wurde Schritt für Schritt durch DVB-T2 HD ersetzt. Bis zum Sommer 2019 schlossen die öffentlich-rechtlichen Programme den Umstieg in der Fläche ab.
Die neue Generation des Antennenfernsehens bietet im Vergleich zum herkömmlichen DVB-T größere Reichweiten und kann im selben Frequenzspektrum höhere Datenraten transportieren. Weiterer Gewinn an Übertragungskapazität resultiert aus einer neuen Video-Kodierung: Die Programme werden nach dem Standard HEVC aufbereitet, der die bewegten Bilder fast viermal so effizient kodiert wie das für DVB-T verwendete Verfahren MPEG-2.
Free-TV-Programme „grundverschlüsselt“
Zu DVB-T2 HD ist noch ein weiteres Detail zu beachten: Die Programme der Privatsenderfamilien um ProSieben, Sat.1, RTL und anderer werden verschlüsselt ausgestrahlt und über die Bezahlplattform freenetTV vermarktet. Die Abonnentenzahlen lagen in besten Zeiten im unteren siebenstelligen Bereich und dürften mittlerweile im mittleren sechsstelligen Bereich angekommen sein. Da stellt sich die Frage, wie lange der Betrieb noch wirtschaftlich ist.
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben ihre Verbreitungsgebiete noch weiter verkleinert. Von der einstigen Flächendeckung ist nichts mehr übrig. Zuschauer werden auf Alternativen wie Sat- und Kabel-TV (mobil nicht oder nur eingeschränkt nutzbar) oder Streaming (verbraucht Datenvolumen und erfordert zumindest einen guten LTE-Netzausbau) verwiesen.
Bleibt zu hoffen, dass das terrestrische Fernsehen auf der für Ende des Jahres geplanten Weltfunkkonferenz überhaupt berücksichtigt wird und der Wechsel zu 5G Broadcast eine Trendwende einläutet. Wir benötigen für Radio und TV eine gute terrestrische Infrastruktur, die zumindest für öffentlich-rechtliche Programme die Flächendeckung vorsieht.