Am Mittwoch gab es zum zweiten Mal in diesem Jahr „Schulnoten“ für die Radioprogramme in Deutschland. Viele Medien haben in den vergangenen Tagen bereits über die Ergebnisse der ma 2023 Audio II berichtet, wie die Media-Analyse in diesem Fall offiziell heißt. Daher an dieser Stelle nur einige Anmerkungen zu den Zahlen.
Das meistgehörte Programm in Deutschland ist eigentlich gar kein Programm: Radio NRW liefert den Mantel und die Playlist für die Lokalsender in Nordrhein-Westfalen. Mit 1,281 Millionen Hörern in der Durchschnittsstunde (Montag bis Freitag, 6 bis 18 Uhr) sind die Oberhausener Radiomacher einer von nur noch zwei Reichweiten-Millionären, auch wenn ein Minus von 10,9 Prozent beachtlich ist.
Auf Platz 2 rangiert einmal mehr Bayern 1. Das erste Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks kommt auf 1,146 Millionen Hörer in der Durchschnittsstunde. Das ist ein Plus von 8,0 Prozent gegenüber der ma 2023 Audio I. Bei Antenne Bayern geht der Sinkflug hingegen trotz annähernd bundesweiter Verbreitung über DAB+ weiter. 646.000 Hörer in der Durchschnittsstunde bedeuten ein Minus von 8,1 Prozent.
Radio BOB! legt nochmals zu
Die bundesweite Rockwelle Radio BOB! hatte schon im Frühjahr sehr gute Zahlen. Jetzt legte der Sender erneut auf 550.000 Hörer zu – ein Zugewinn von 10,0 Prozent. Die Rock Antenne als direkter Mitbewerber musste hingegen Federn lassen und kommt nur noch auf 295.000 Hörer. Das ist ein Rückgang um 14,5 Prozent.
In Niedersachsen legte Radio 21 um 32,1 Prozent auf 321.000 Hörer zu, in Bremen um 70,6 Prozent auf 29.000 Hörer. Für Rockland Radio in Rheinland-Pfalz ging es nach einem Rekord-Hörerzuwachs im Frühjahr jetzt wieder um 12,0 Prozent zurück. Der Sender hat aber immer noch 147.000 Hörer in der Durchschnittsstunde.
Auch Rockland Sachsen-Anhalt gehört zu den Gewinnern der aktuellen Media-Analyse. 10.000 Hörer bedeuten ein Plus von 25,0 Prozent. Für Regenbogen Zwei ging es hingegen um 20,3 Prozent nach unten. Nur noch 47.000 Hörer in der Durchschnittsstunde erreicht die Mannheimer Station – vielleicht eine Reaktion darauf, dass das moderierte Programm ausgedünnt wurde?
Schwarzwaldradio gehört zu den größten Verlierern
Schwarzwaldradio ist das Paradebeispiel dafür, dass der durchschnittliche Hörer offenbar mit Herzblut produziertes, handgemachtes Liveradio nicht honoriert. 29.000 Hörer in der Durchschnittsstunde sind bei bundesweiter terrestrischer Verbreitung extrem wenig. Gegenüber der Frühjahrs-MA ist das ein Rückgang um 31,0 Prozent.
Die größten Gewinner der aktuellen MA Audio sind Radio Hamburg (191.000 Hörer, plus 52,8 Prozent) und 100’5 Das Hitradio (30.000 Hörer, plus 50,0 Prozent), wobei das aus Ostbelgien nach NRW einstrahlende Privatradio bei der Frühjahrs-MA massiv verloren hat. Im Endeffekt hat 100’5 also vor allem das verlorengegangene Terrain zurückerobert.
Größte Verlierer sind bigFM Saarland (11.000 Hörer, minus 45,0 Prozent) und harmony.fm (29.000 Hörer, minus 42,0 Prozent). Das 80er Jahre Radio harmony bekommt möglicherweise verstärkt die Konkurrenz durch das bundesweite Programm 80s80s zu spüren, das zudem mehr in Moderation investiert und allabendlich Musik-Specials präsentiert, während harmony sieben Tage in der Woche rund um die Uhr den gleichen – mit Verlaub langweiligen – Musik-Mix sendet.
Was ist mit der Oldie Antenne?
Für mich überraschend ist, dass die Oldie Antenne nach wie vor nicht als Einzelsender auftaucht. Das Programm ist seit eineinhalb Jahren in mehreren Bundesländern terrestrisch auf Sendung. Die Antenne Bayern Group hat den Sender massiv beworben. Dazu gibt es bekannte On Air Personalities wie Stephan Lehmann, Victor Worms und Uwe Bahn. Es kann doch nicht sein, dass das niemand hört?
Auch 80s80s taucht nicht unter den 20 meistgehörten Sendern in Deutschland auf. In Mecklenburg-Vorpommern stabilisiert sich die Hörerzahl bei 107.000 (plus/minus 0) und somit auf niedrigem Niveau im Vergleich zum Vorgänger Antenne MV. Abzuwarten bleibt, wie sich der Schwestersender 90s90s entwickelt, der erst seit Anfang 2023 überregional terrestrisch zu empfangen ist.