Anfang Mai wurde bekannt, dass in Österreich weitere DAB+-Sendernetze geplant sind. jetzt hat die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria) auf Grundlage ihres Digitalisierungskonzeptes 2021 die Planung, den Aufbau und den Betrieb von Multiplex-Plattformen für digital-terrestrisches Radio ausgeschrieben.
Wie erwartet soll es eine bundesweite, aber regionalisierbare Senderkette geben. Zusätzlich sind je nach Bedarf mehrere regionale Bedeckungen geplant. In jedem Multiplex bzw. jedem Sendegebiet sollen sich rund 15 digitale Hörfunkprogramme übertragen lassen. Von den regionalen Zulassungen ist lediglich das Bundesland Wien ausgenommen, wo bereits seit 2018 ein regionaler DAB+-Multiplex in Betrieb ist.
Michael Ogris: „Mehr Medien- und Meinungsvielfalt“
„Vor dem Hintergrund eines in Österreich nur begrenzt verfügbaren Angebotes an UKW-Frequenzen ist DAB+ Digitalradio, das in anderen Frequenzbereichen ausgestrahlt wird, eine ausgezeichnete Möglichkeit, der Bevölkerung ein Mehr an hörbarer Medien- und Meinungsvielfalt in zeitgemäßer Klang- und Empfangsqualität anzubieten„, sagt Michael Ogris, Vorsitzender der Medienbehörde KommAustria. „Ein Ausbau überregionaler wie auch regionaler Berichterstattung durch heimische Audio-Medien stellt einen demokratiepolitischen Gewinn für Alle dar„, so Ogris weiter.
Als bundesweites Angebot wäre die neue, als MUX III bezeichnete Plattform das zweite überregionale DAB+-Programmbouquet in Österreich. Bereits seit 2019 werden über die Plattform MUX I 16 Radioprogramme mit einer technischen Bevölkerungsreichweite von 84 Prozent in weiten Teilen der Alpenrepublik ausgestrahlt. Regional kommen im Großraum Wien auf der Plattform MUX II 14 Radioprogramme hinzu. Aus dem frequenztechnisch ebenfalls bundesweit konzipierten MUX II können nun regionale Versorgungsgebiete in weiteren Bundesländern beantragt werden.
MUX IV für den ORF?
Optional bietet die KommAustria bei besonderer Nachfrage an, die jetzt gestartete Ausschreibung um einen bundesweiten MUX IV zu erweitern, der insbesondere für „Must-Carry-Programme“, wie etwa Hörfunkangebote des ORF, genutzt werden könnte. Entsprechende Bedarfsmeldungen müssten bis spätestens zum 31. Juli 2023 bei der Behörde eingehen. Der Österreichische Rundfunk lehnt den Verbreitungsweg DAB+ bislang ab, soll nun aber über eine Popularbeschwerde dazu bewegt werden, das terrestrische Digitalradio zu nutzen.
Bereits Ende April 2023 hatte die KommAustria die Ausschreibung mit der Veröffentlichung einer Auswahlgrundsätze-Verordnung vorbereitet. Die Verordnung stellt einerseits dar, welche grundsätzlichen, vor allem finanziellen Anforderungen interessierte Bewerber zu erfüllen haben, erläutert aber insbesondere, nach welchen Kriterien eine Auswahl unter mehreren Bewerbern getroffen werden wird. Damit wurde nach Darstellung der Medienbehörde eine chancengleiche Antragstellung ermöglicht und die Voraussetzungen für eine transparente, nachvollziehbare Entscheidungsgrundlage bei einer Auswahl unter mehreren Antragstellern geschaffen.
Ausschreibungsfrist endet Anfang Oktober
Anträge auf Erteilung der jetzt ausgeschriebenen Zulassungen müssen bis spätestens zum 2. Oktober 2023, 13 Uhr, bei der Kommunikationsbehörde Austria eingehen. Bislang nicht absehbar ist, wann die zusätzlichen DAB+-Sendernetze in Österreich starten könnten. In der Vergangenheit gab es unter anderem aus Tirol Interessensbekundungen für regionale Angebote im DAB+-Standard.