In den USA wird die Mittelwelle noch wesentlich mehr genutzt als in Europa. Dennoch wollen sich verschiedene Automobilhersteller vom AM-Bereich bei Autoradios verabschieden. Ganz so einfach wie hierzulande geht das aber nicht. In Nordamerika senden auch Verkehrsfunk-Programme, Infosender in Nationalparks und ähnliche Programme auf Mittelwelle. Kein Wunder, dass den Autoherstellern Gegenwind droht.
Nun gibt es sogar eine Gesetzesinitiative, die „AM for Every Vehicle“ vorschreiben will. Jetzt macht zumindest Ford einen Rückzieher, wie das Onlinemagazin Insideradio berichtet. Auf Druck des Gesetzgebers und nach einem Aufschrei der Radioindustrie habe die Ford Motor Company entschieden, dass sie das AM-Radio in ihren neuen Fahrzeugen beibehalten wird.
„Nachdem wir mit politischen Entscheidungsträgern über die Bedeutung des AM-Radios als Teil des Notfallalarmsystems gesprochen haben, haben wir beschlossen, es in alle Ford- und Lincoln-Fahrzeuge des Baujahres 2024 einzubauen„, schrieb Ford-CEO Jim Farley in Social-Media-Postings. „Für alle Besitzer von Ford EVs ohne AM-Rundfunkfunktion werden wir ein Software-Update anbieten.“
Erste Fahrzeuge bereits betroffen
Ford schloss AM-Radios aus dem Mustang Mach-e und dem elektrischen Pickup F-150 Lightning für das Jahr 2023 aus, nachdem die von den Fahrzeugen gesammelten Daten nach Hersteller-Angaben gezeigt hätten, dass weniger als fünf Prozent der Kunden Mittelwelle hören. Dabei hätten auch elektrische Interferenzen, Kostensenkungen und die Fertigungskomplexität eine Rolle gespielt.
Das Unternehmen hat AM auch aus der Feature-Liste des benzinbetriebenen Mustang des Baujahres 2024 herausgenommen. Dazu kommt es nun nicht. Die Fahrzeuge werden mit einem Autoradio ausgeliefert, das auch den Mittelwellenbereich empfängt.
Die Elektrofahrzeuge von Ford sollen ein Online-Software-Update erhalten, um AM wieder in die Fahrzeuge zu integrieren. Wenn die Hardware in den Autos die Möglichkeit bietet, den Kunden ein Mittelwellen-Empfangsteil bereitzustellen, stellt sich die Frage, warum das Feature nicht ohnehin beibehalten wurde – auch wenn die Nutzerzahlen möglicherweise klein sind.
Politik begrüßt Ford-Entscheidung
Die Ankündigung von Ford fand sofort die Unterstützung von Senator Edward J. Markey (D-MA), Mitglied des Ausschusses für Handel, Wissenschaft und Verkehr und Mitverfasser des „AM for Every Vehicle Act“. „Ich begrüße es, dass Ford auf die Bedenken von Millionen von Hörern, Tausenden von Rundfunkanstalten und zahllosen Vertretern des Notfallmanagements eingegangen ist, die die Automobilhersteller aufgefordert haben, AM-Radio in ihren Fahrzeugen beizubehalten„, sagte Markey in einer Erklärung.
Die Mittelwelle sei mehr als nur ein wichtiges Sicherheitsmerkmal . Der Wellenbereich sei eine kostenlos zugängliche Quelle für jedermann, um Musik, Nachrichten, Sport und Unterhaltung zu hören. „Innovation in der Automobilindustrie sollte für die Verbraucher nicht weniger, sondern mehr Funktionen bedeuten„, so Markey.
Die Kehrtwende von Ford spiegele eine überfällige Erkenntnis über die Bedeutung des AM-Radios wider, aber zu viele Autohersteller gingen immer noch den falschen Weg. Markey: „Der Kongress muss meinen ‚AM for Every Vehicle Act‘ verabschieden, um den Zugang zum AM-Radio für die kommenden Jahre zu erhalten.“