Der Norddeutsche Rundfunk versorgt die Insel Rügen schon seit Mai 2019 über einen Sender in Garz mit seinen Hörfunkprogrammen auf DAB+. Im Januar 2023 nahm die Vier-Länder-Rundfunkanstalt in Hoch-Seelow bei Sagard einen zweiten Sender auf der Ostsee-Insel in Betrieb.
Der Sender Sagard verwendet den in der Region Greifswald einheitlichen Kanal 8B und arbeitet mit einer Strahlungsleistung von 500 Watt. Doch wozu benötigt der NDR überhaupt diesen zweiten Sender auf Rügen? Diese Frage beantwortet sich schnell, wenn man sich die Topographie vor Ort anschaut. Ganz so flach wie vielleicht erwartet ist die Landschaft nämlich nicht überall in Norddeutschland.
Halbinseln Jasmund und Wittow aus Garz nicht optimal versorgt
Die Halbinseln Jasmund und Wittow werden aus Garz nicht optimal versorgt. Zwar war der Empfang der NDR-Programme auch vor der Inbetriebnahme des Senders Sagard möglich, allerdings mit – je nach Standort – eher schwachem Signal. Das reichte meistens noch für den Empfang im Autoradio, nicht aber innerhalb von Gebäuden.
Mit dem Standort in der Nähe von Sagard gehören die Empfangsprobleme weitgehend der Vergangenheit an. Auch vom Kap Arkona bis südlich von Binz ist der NDR nun mit gutem Signal auf DAB+ vertreten. Einzige Ausnahme ist die Gemeinde Lohme, die aus versorgungstechnischer Sicht so ungünstig liegt, dass man zwar zahlreiche DAB+-Programme aus Dänemark und Schweden empfangen kann, während die deutschen Sender nur mit schwachen Signalen hereinkommen.
Vergleich NDR vs. erster „Bundesmux“
Wie der Empfang vor der Inbetriebnahme des Senders Sagard war, lässt sich leicht nachvollziehen, in dem man den NDR-Empfang im Kanal 8B mit den Signalen des ersten deutschen „Bundesmuxes“ im Kanal 5C vergleicht. Der Bundesmux funkt aus Garz, nicht aber aus Sagard. Somit hatte ich schon in Glowe im Hotel teilweise Aussetzer, wenn ich beispielsweise Radio BOB! oder Schwarzwaldradio eingeschaltet hatte, während NDR 1 Radio MV weiterhin in Ortssenderqualität zu empfangen war.
Ich habe mir den Sender in Hoch Seelow (oder Selow, leider findet man beide Schreibweisen) in der vergangenen Woche angesehen. Dieser ist nur über Wirtschaftswege erreichbar, sodass die Anfahrt etwas „abenteuerlich“ war. Der Aufwand hat sich aber gelohnt. Nach knapp zwei Kilometern Fahrt durch den Wald stand ich vor der Sendeanlage, die neben DAB+ auch für Mobilfunk und andere Funkdienste genutzt wird.