Vor gut einem Jahr machte ich erste Erfahrungen mit einem DAB+/WLAN-Radio, das auf dem neuen Venice-X-Chipsatz von Frontier Nuvola basiert. Das TechniSat DigitRadio 10 IR hinterließ auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Der Teufel steckte im Detail: Es war nicht möglich, den Empfänger mit dem Smart-Radio-Portal von Frontier Nuvola zu verbinden.
Die Einschränkung bedeutet, dass das TechniSat DigitRadio 10 IR zwar alle Internetradio-Programme empfangen kann, die im Portal von Airable verfügbar sind. Die Online-Favoritenverwaltung funktioniert aber nicht. Wer mehrere WLAN-Radios hat, muss somit die Favoriten für jedes einzelne Gerät separat suchen und abspeichern.
Was ich damals für eine Ausnahme hielt, ist heute die Regel. Wie schon vor einigen Wochen berichtet, gibt es kaum noch brauchbare DAB+/WLAN-Radios. Alle neueren Geräte haben den Venice-X-Chip von Frontier Nuvola an Bord, was die genannten Einschränkungen bei der Favoritenverwaltung zur Folge hat.
Ich konnte mir glücklicherweise noch ein Kathrein DAB+ highline sichern. Das Gerät hat noch den Venice-6.5-Chip an Bord. Das bedeutet, der Zugang zum Smart-Radio-Portal inklusive Online-Favoritenverwaltung funktioniert. Doch das ist freilich ein Spiel auf Zeit. Man wird sich als Nutzer darauf einrichten müssen, künftig Geräte mit Venice X zu nutzen.
Pure Elan Connect+ zum Schnäppchenpreis
Das TechniSat-Radio hatte ich 2022 noch zurückgeschickt. Jetzt habe ich mir ganz bewusst ein Pure Elan Connect+ zugelegt, das mit dem Venice X ausgestattet ist. In Tests wurde der DAB+-Empfang als überdurchschnittlich gut beschrieben. Eine DX-Maschine kann man immer gebrauchen. Zudem wollte ich Erfahrungen mit Venice X sammeln. Da kam mir eine Preisaktion eines Händlers bei Amazon gerade recht, der das Gerät zu Preisen von zum Teil unter 40 Euro anbot.
Nun, ganz so gut, wie von Fachjournalisten und Hobbyfreunden beschrieben, ist der DAB+-Empfang meines Geräts nicht. Die Empfindlichkeit ist in Ordnung, aber nun auch kein Mega-Hammer, wie Empfangsversuche im heimischen Spessart gezeigt haben. Ein Nordmende Transita 130 ist da beispielsweise doch noch einen Tick besser.
Beim Internetradio zeigt sich das gleiche Bild wie damals beim TechniSat DigitRadio 10 IR. Alle bei Airable gelisteten Programme sind zu empfangen. Es fehlt aber der von älteren Geräten gewohnte Menüpunkt, über den sich das Radio mit dem Smart-Radio-Portal verknüpfen lassen würde. Somit besteht auch keine Möglichkeit, eigene Streams hinzuzufügen – etwa von Programmen, die Airable nicht gelistet hat.
Oder etwa doch? Pure beschreibt auf YouTube, wie man eigene Streams einpflegen kann – leider lokal und nicht mehr für einen ganzen Nutzer-Account. Das heißt, man muss die ganze Prozedur für jedes Radio mit Venice-X-Chip separat durchführen, anstatt das einmal für alle Empfänger über das Online-Portal zu erledigen. Zudem können eigene Streams nur noch für die Speicherplätze – 20 an der Zahl beim Pure Elan Connect+ – eingerichtet werden. Dafür könnten sich diese Streams auch dann noch nutzen lassen, wenn die Datenbank, auf die die Radios ansonsten zugreift, ausfällt.
Die neue OKTIV-App
Wer ein WLAN-Radio mit Frontier-Nuvola-Technik besitzt, kennt vermutlich die UNDOK-App für Android und iOS, mit der sich die Empfänger vom Smartphone aus steuern und Speicherplätze einrichten sowie ändern lassen. UNDOK funktioniert auch beim Pure Elan Connect+, ist dort aber nur zweite Wahl. Als Alternative bietet der Plattformbetreiber die neue Anwendung OKTIV – ebenfalls für Android und iOS – an.
OKTIV ist optisch ansprechender als UNDOK, bietet aber auch zusätzliche Funktionen. So steht über die App die Möglichkeit zur Verfügung, eigene Streams einzupflegen. Das Pure-Video beschreibt lediglich die Variante über den Webbrowser eines Computers im gleichen Netzwerk wie das WLAN-Radio, für die man aber – anders als bei OKTIV – erstmal die lokale IP-Adresse des jeweiligen Empfangsgeräts kennen muss. Das ist eher etwas für Nerds als für ganz normale Radiohörer.
Interessant ist, dass man zu einem über die Suchfunktion gefundenen Programm auch gleich die Sender angezeigt bekommt, die zum gleichen Veranstalter gehören. Das ist durchaus ein Mehrwert gegenüber UNDOK, der nur mit Radios nutzbar ist, die Venice X anstelle von Venice 6.5 an Bord haben. Wer zwischendurch UNDOK anstelle von OKTIV nutzt, kann jederzeit auch wieder zur neuen Anwendung wechseln. Diese „meckert“ zwar kurz, weil das Radio anderweitig gesteuert werde. Die Verbindung klappt dann aber trotzdem.
Insgesamt sehe ich mehr Nach- als Vorteile bei der neuen Geräte-Generation. Es kostet Unmengen an Zeit, wenn man Favoriten und eigene Streams lokal anstatt einmal für alle Empfänger einrichten muss. Zudem fehlt die Flexibilität, eigene Streams auch abseits der Speicherplätze zu programmieren. Man kann nur hoffen, dass Frontier Nuvola die Features der älteren Empfangsgeräte nicht kurz- oder mittelfristig beschneidet und zumindest mit Radios, die auf Venice 6.5 basieren, weiterhin der Portalzugang zur Verfügung steht.