Wer erinnert sich noch an die Deutsche Welle? Richtig, das war früher die erste Adresse auf Auslandsreisen, wenn es darum ging, Informationen aus der Heimat zu bekommen. Ich habe das Programm sehr gerne gehört, wenn ich unterwegs war. Doch schon vor Jahren hat der Sender sein lineares deutsches Hörfunkprogramm eingestellt.
Heutzutage setzt die DW auf Fernsehen und Online-Angebote. Für den Zugang in Ländern, in denen Informationsquellen aus dem Ausland möglicherweise nicht frei zugänglich sind, soll es nun sogar einen VPN-Dienst geben. Vom Publikum, das den Sender mit seinen Steuergeldern finanziert, will sich der deutsche Auslandsrundfunk aber nun ganz verabschieden.
DW-TV unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Sparmaßnahmen bei der Deutschen Welle sehen nicht nur einen Stellenabbau vor. Auch das lineare deutschsprachige Fernsehprogramm soll eingestellt werden. Begründung: Der Kanal habe ohnehin nur rund 250.000 Zuschauer. Zugegeben, das ist eine eher überschaubare Anzahl, für die sich der Aufwand, ein ganzes Fernsehprogramm zu produzieren, kaum lohnt.
Stellt sich die Frage, ob ein Hörfunkangebot nicht ohnehin effektiver wäre. Früher konnte ich die Deutsche Welle mit einem kleinen Kurzwellenradio hören. Das klappte nicht nur in Europa, sondern auch in Südafrika und Nordamerika. Mit der Kurzwelle kann man heutzutage vermutlich keine Hörer mehr anlocken. Es wäre aber sehr wohl möglich, das Hörfunkprogramm via Internet zu verbreiten.
Mit dem Smartphone kann man zwar nicht nur Radio, sondern auch das TV-Angebot nutzen. Allerdings ist der Datenverbrauch viel höher, und die Internetverbindung muss stabiler und performanter sein. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob man Nachrichten und Informationen aus der Heimat nicht besser nebenbei als Audiostream hört, statt bewusst im TV zu sehen.
DW-TV im Ausland kaum sichtbar
Wer das Deutsche Welle Fernsehen im Urlaub oder auf Geschäftsreisen im „echten“ TV sehen will, muss schon sehr darauf achten, welches Hotel gewählt wird. Denn anders als zum Beispiel die BBC ist die DW doch eher ein Exot, die nur selten eingespeist wird – und wenn, dann eher mit dem englischen als mit dem deutschen Programm. Schlechte Einschaltzahlen können somit auch damit zusammenhängen, dass der Sender kaum verfügbar ist.
Stellt sich die Frage, ob es sich unter den Rahmenbedingungen des 21. Jahrhunderts überhaupt lohnt, einen Auslandssender wie die Deutsche Welle zu betreiben. Der Sender wird kaum noch wahrgenommen, und immer mehr lineare Angebote werden durch „multimediale digitale Angebote“ ersetzt. Das ist dann aber eher eine Art Deutschland-Portal im Internet anstelle eines Rundfunkdienstes. Sehr schade, aber diese Entwicklung lässt sich wohl nicht aufhalten.