In Deutschland ist der Mittelwellenrundfunk bereits seit Jahren Geschichte. Auch in anderen europäischen Ländern werden Lang-, Mittel- und Kurzwellensender sukzessive abgeschaltet – von Ausnahmen wie italienische und niederländische Privatradios oder dem ehemaligen Seesender Radio Caroline einmal abgesehen.
Immer mehr Radios haben gar keine AM-Taste mehr, sondern empfangen terrestrisch nur noch auf DAB+ und UKW. Das war schon beim Autoradio meines 2017 gekauften Skoda Octavia so. Beim VW Golf, den ich seit Ende vergangenen Jahres fahre, ist erst recht kein Mittelwellen-Empfangsteil mehr verbaut.
Besserer Sound und HD Radio
In den USA hat die Mittelwelle nicht nur eine andere Tradition als in Europa. Dank 10 kHz Bandbreite ist der Klang auch deutlich besser als hierzulande. 1999 durfte ich AM Stereo im Autoradio erleben. Die Qualität war beeindruckend. Mittlerweile gibt es auch HD-Radio auf Mittelwelle.
Man sollte meinen, dass die Voraussetzungen für einen längerfristigen Fortbestand der Mittelwelle in Nordamerika besser als in Europa sind. Vor allem Talk- und Sportsender, aber auch Oldie- und Countrywellen und Radiostationen, die über die Verkehrslage auf den Interstates und in Nationalparks informieren, sind auf AM präsent.
Auto-Hersteller setzten auf digitalen Empfang
Das Beispiel Ford zeigt, dass auch in den USA der Mittelwellen-Kahlschlag bei Autoradios begonnen hat. Andere Automobilhersteller werden folgen oder handeln bereits genauso. Dabei verweisen die Hersteller darauf, dass die Leute heute Radio zunehmend digital. sei es über HD Radio, SiriusXM oder per Stream, hören. Das stimmt, aber HD Radio hat noch keine große Verbreitung, SiriusXM ist kostenpflichtig und Streaming abseits der Ballungsgebiete aufgrund mangelhafter Funkversorgung kaum möglich.
Viele Mittelwellenprogramme seien zudem jetzt auch auf UKW zu hören. Auch das ist richtig. Doch die UKW-Sender haben in der Regel eine viel kleinere technische Reichweite. Zudem sind Traffic- und Nationalpark-Radios oft nur auf AM zu empfangen. Diese dienen nicht nur der Information, sondern auch der Sicherheit. So gesehen ist es grob fahrlässig, die Hörer von diesem Empfangsweg abzuschneiden.
Sendersterben wohl nicht aufzuhalten
Schade, dass es selbst unter den Rahmenbedingungen in Nordamerika (besserer Klang und digitale Verbreitungsmöglichkeit) offenbar nicht gelingt, den AM-Rundfunk zu erhalten. Wenn man denn Hörern die passenden Radios wegnimmt (spätestens beim nächsten Autokauf), sinken die Einschaltquoten. Dann dürfte das AM-Sendersterben jenseits des großen Teichs genauso wenig aufzuhalten sein wie es in Europa der Fall war.