Der TEF6686 (Foto: RadioBlog.eu)
Der TEF6686 (Foto: RadioBlog.eu)

Empfänger-Test: Der geheimnisvolle TEF6686

Seit einigen Monaten geistert die Bezeichnung TEF6686 durch die DX-Szene. Gemeint ist ein Rundfunkempfänger mit dieser Bezeichnung. Ein Empfänger? Eigentlich sind es mehrere, denn es gibt den Receiver in einer Mono- und in einer Stereo-Ausführung, mit und ohne eingebauten Verstärker, mit und ohne Touchscreen.

Hersteller? Keine Ahnung. Es handelt sich wohl um ein Open-Source-Projekt, das es schon seit einigen Jahren gibt. Die Idee wurde nun von findigen Chinesen aufgegriffen, die die Geräte in Handarbeit herstellen und zu Preisen ab etwa 120 Euro aufwärts anbieten. Der TEF6686 empfängt eigentlich auch die AM-Frequenzbereiche. Besonders bewährt hat er sich aber für UKW-DX.

Ich habe mein Gerät im Januar über AliExpress gekauft und deutlich schneller als beim Kauf angegeben bekommen. Es gab keinerlei Zoll-Probleme, und das Tracking zeigte jederzeit den Status der Sendung an. Eine Teleskopantenne und sogar ein stabiles Case wurden mitgeliefert. Da kann man für knapp 130 Euro, die ich bezahlt habe, nicht meckern.

Das Gerät liegt gut in der Hand (Foto: RadioBlog.eu)
Das Gerät liegt gut in der Hand (Foto: RadioBlog.eu)

Handarbeit Made in China

Der TEF6686 ist eindeutig handgefertigt. Die Verarbeitung ist sehr solide, auch wenn sich auf der Rückseite des Metallgehäuses ein, zwei kleine Kratzer eingeschlichen haben. Gesteuert wird der Receiver über zwei Drehregler auf der rechten Außenseite des Gehäuses und über drei Tasten, die sich rechts neben dem Display befinden.

Ein Akku mit einer Kapazität von 5000 mAh ist fest eingebaut. Aufgeladen wird er über einen USB-C-Anschluss, der sich auf der linken Außenseite des Gehäuses findet. Darüber befindet sich noch eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse für Kopfhörer, die sich als Alternative zum eingebauten Lautsprecher nutzen lassen.

Rechte Außenseite mit Drehreglern (Foto: RadioBlog.eu)
Rechte Außenseite mit Drehreglern (Foto: RadioBlog.eu)

Gute Empfindlichkeit und überragende Trennschärfe

Ich habe den TEF6686 bislang nur zuhause – auf dem Balkon und im Garten – und ausschließlich auf UKW ausprobiert. Dabei hinterließ er einen sehr guten Eindruck. Natürlich muss das Gerät noch ausführlicher getestet werden, sobald das Wetter etwas outdoorfreundlicher ist.

Ich habe bislang nur die mitgelieferte Teleskopantenne genutzt und weitgehend die automatische Bandbreitenumschaltung beibehalten (natürlich lässt sich die Bandbreite auch von Hand steuern). Quasi aus der „hohlen Hand“ habe ich Programme wie NDR 2 vom Torfhaus auf 92,1 MHz, Radio Siegen aus Aue auf 105,4 MHz und Radio Sauerland aus Hallenberg auf 106,5 MHz empfangen.

Der TEF6686 ist gut verarbeitet (Foto: RadioBlog.eu)
Der TEF6686 ist gut verarbeitet (Foto: RadioBlog.eu)

100 kHz sind kein Problem

Etwas herausgefordert hatte ich den TEF, indem ich versucht habe, auf 102,4 MHz etwas zu empfangen – 100 kHz unter dem hr4-Ortssender auf dem Großen Feldberg/Taunus. Je nach Antennenstellung konnte ich schwach Radio ffn vom Torfhaus und Charivari Würzburg von der Frankenwarte empfangen.

Wenn eine schmale ZF-Bandbreite – beispielsweise 56 kHz – genutzt wird, kommt es zu keinen Verzerrungen bei der Audio-Wiedergabe. Das kannte ich bislang nur vom Reuter Pocket, der mehr als das Zehnfache dessen kostet, was ich für den TEF6686 bezahlt habe. Vorteil gegenüber dem Reuter Pocket: Auch das niederfrequente Frequenzspektrum wird bei schmaler ZF-Bandbreite kaum beschnitten.

Linke Außenseite mit Kopfhörer- und USB-C-Buchse (Foto: RadioBlog.eu)
Linke Außenseite mit Kopfhörer- und USB-C-Buchse (Foto: RadioBlog.eu)

Reuter Pocket ist out

Spontan bin ich geneigt zu sagen, dass der TEF6686 dem Reuter Pocket für UKW-DX ebenbürtig ist. Der Reuter Pocket empfängt in der Version, die ich besitze, zusätzlich DAB+, ist bei dieser Betriebsart allerdings nicht sonderlich gut. Auf AM mag das Reuter-Gerät Vorteile haben, aber für den UKW-DXer ist der TEF6686 die wesentlich günstigere und zugleich bessere Wahl.

Risiken und Nebenwirkungen: Es gibt den TEF6686 nicht nur von einer Vielzahl von Herstellern, sondern auch mit den unterschiedlichsten Software-Ständen. Es mag also durchaus Exemplare geben, die schlechter oder auch besser als mein Gerät sind.

Anzeige während des Boot-Vorgangs (Foto: RadioBlog.eu)
Anzeige während des Boot-Vorgangs (Foto: RadioBlog.eu)

Schnell zuschlagen

Interessenten sollten möglichst schnell zuschlagen, denn eigentlich dürfte der TEF6686 hierzulande gar nicht verkauft werden. Er besitzt weder ein CE-Zeichen noch DAB+-Empfang. Letzteres muss er aber eigentlich haben, wenn er auf UKW nicht nur die empfangene Frequenz anzeigt, sondern auch das RDS-Signal auswertet. Und RDS-Decodierung beherrscht der Empfänger außerordentlich gut.

Ich war zuerst skeptisch, was die Neuanschaffung eines rein analogen Empfängers angeht. Die ersten Wochen mit dem TEF6686 haben mich aber davon überzeugt, dass ich die knapp 130 Euro gut investiert habe. Dabei stehen die ernsthaften Empfangstests an topografisch günstig gelegenen Standorten noch aus.