Der niedersächsische Lokalsender Radio 90vier steht möglicherweise vor dem Aus. Wie das Onlinemagazin Radioszene.de berichtet, hat das Unternehmen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Seit dem 4. Januar 2019 ist Radio 90vier für die Region um Delmenhorst auf Sendung.
Auf die Verbreitung über DAB+ verzichtet Radio 90vier bereits seit Anfang des Jahres. Seinerzeit kommunizierte der Sender noch, das sei eine vorübergehende Maßnahme, bis im Laufe des Jahres die Digitalradio-Multiplexe in Niedersachsen selbst starten. Bislang sendete Radio 90vier aus Bremen im terrestrischen Digitalradio.
Mittlerweile wurden alle Hinweise auf DAB+ von der Webseite des Lokalradios entfernt. Auch im Programm haben sich deutliche Änderungen ergeben. Neben stündlichen Nachrichten und Werbeblöcken wird nur noch ein Nonstop-Musikprogramm gesendet. Moderierte Sendungen gibt es nicht mehr.
Schwierige Werbesituation und Format-Roulette
Corona, Ukraine und Inflation: Drei Krisen auf einmal sorgen derzeit generell für eine angespannte wirtschaftliche Situation. Davon betroffen sind auch zahlreiche Radiostationen, die seit Monaten massive Verluste bei den Werbeeinnahmen bei gleichzeitig steigenden Kosten beklagen.
Bei Radio 90vier dürfte der Wechsel auf den Senderstandort Steinkimmen des Norddeutschen Rundfunks vor knapp zwei Jahren zusätzlich für höhere Kosten gesorgt haben – auch wenn sich das Empfangsgebiet für die UKW-Frequenz 90,4 MHz seitdem vergrößert hat.
Im Sommer vergangenen Jahres folgte die fatale Fehlentscheidung, quasi über Nacht auf ein Schlagerformat zu wechseln. Das löste unter der Hörerschaft einen regelrechten Shitstorm aus, wie man auf der Facebook-Seite von Radio 90vier damals verfolgen konnte. Nach einem Monat machte man einen Rückzieher. Der Imageschaden blieb, und vermutlich sind seitdem auch nicht mehr alle früheren Hörer und Werbekunden dabei. Nun droht das Aus, wenn sich nicht doch noch neue Geldgeber für Radio 90vier finden.