Seit 1991 besuche ich jede Internationale Funkausstellung in Berlin. War die Messe in den 90er Jahren stets ein Highlight, so hat sich schon Anfang des neuen Jahrtausends etwas geändert. Aus der Funkausstellung wurde die IFA und die Messe findet jährlich und nicht mehr nur alle zwei Jahre statt.
Die IFA stellt sich wesentlich breiter auf als die bisherige Funkausstellung. Wurde die Messe schon vor 20 Jahren zur „Internationalen Flachbildschirm-Ausstellung“, so gesellte sich unter anderem die „weiße Ware“ zum Portfolio. Diese passt zum Thema „Funk“ ungefähr so gut wie ein Eskimo in die Sahara.
Das alles wäre ja nicht schlimm, wenn wir nur über eine Erweiterung sprechen würden. Der IFA gehen aber immer mehr ihre ursprünglichen Themen und Aussteller verloren. Schon seit vielen Jahren sind die Zeiten vorbei, in denen auf der Messe die – vornehmlich öffentlich- rechtlichen – Fernsehsender eine Reihe von Shows produzierten, bei denen die IFA-Besucher hautnah dabei sein konnten.
Für diese Innovationen bin ich gerne nach Berlin gefahren
In den 90er Jahren waren auch die großen privaten Fernsehsender auf der IFA vertreten, auch viele Radiostationen sendeten live von Messeständen. Bei Grundig und Sony konnte man Weltempfänger bestaunen, Professor Rudolph zeigte erste Versuche für digitale Sendungen auf Mittelwelle.
Eigens für die Messe wurden DAB- und DSR-Pakete geschnürt (die Älteren unter uns werden sich noch an das Digitale Satelliten Radio erinnern), um zu zeigen, was diese Techniken können. Sogar der Deutsche Amateur Radio Club e.V, (DARC) hatte einen Messestand. So war die IFA stets auch ein Treffpunkt für Radio- und TV-Interessierte und für DXer.
Die interessanten Aussteller verabschieden sich
Und heute? Das ZDF hat sich schon vor einigen Jahren von der IFA verabschiedet, fast alle privaten Sender sowieso. Jetzt hat auch die ARD angekündigt, ihr Engagement auf der Messe zu beenden. Radio- und Multiroom-Hersteller wie Pure oder Sonos sind ebenfalls nicht mehr vertreten.
Damit ist die IFA endgültig keine „Funkausstellung“ mehr. Für mich persönlich heißt das: Ich war in diesem Jahr zum vorerst letzten Mal privat auf der Messe. Wenn ich dienstlich vor Ort bin, ist das freilich ein anderes Thema. Aber privat ist die Messe, die ich seit mehr als 30 Jahren sehr gerne besucht habe, für mich nun eigentlich gestorben.
Schon seit Jahren deutlich interessanter ist die International Broadcasting Convention (IBC) in Amsterdam. Hier bekommt man heutzutage die Technik-Innovationen zu sehen, die vor 20 oder 30 Jahren ein IFA-Thema gewesen wäre. Eines der Highlights war für mich in diesem Jahr die Möglichkeit, Tests für 5G Broadcast einmal live zu erleben. Schon heute freue ich mich auf die IBC 2023.