Vor fünf Jahren habe ich meinen Skoda Octavia bekommen. Eigentlich ist das ein schönes Auto. Allerdings hat mich vom ersten Tag an der extrem schlechte DAB+-Empfang gestört. Ich hatte zwar nach eineinhalb Jahren mit einem DAB+-Adapter „nachgeholfen“, doch eigentlich wünscht man sich halt doch, dass das eingebaute Radio den eigenen Ansprüchen genügt.
Im vergangenen Jahr kam es zu weiteren Software-Problemen. Meine Werkstatt war zwar um Abhilfe bemüht. Wirklich besser wurde die Situation nach einem Software-Update allerdings nicht. So wollte ich mir eigentlich schon im Frühjahr einen Neuwagen zulegen. Mein Händler konnte mir – der aktuellen Situation entsprechend – allerdings keine halbwegs seriösen Liefertermine nennen.
Dass ich seit einer Woche einen VW Golf GTE fahre, ist reiner Zufall. Ein Autohaus in der Nähe hatte das Fahrzeug Ende Oktober geliefert bekommen. Als ich es mir angesehen hatte, waren gerade mal 7 Kilometer auf dem Tacho. Der Kauf war beschlossene Sache, und heute vor einer Woche konnte ich das Fahrzeug übernehmen.
Erste Tests mit dem Autoradio
Dass die VW-Gruppe mittlerweile wieder brauchbare Autoradios baut, wusste ich schon von einem Kumpel, der vor einem Jahr einen Skoda bekommen hat. Auch das Autoradio im Seat Ateca, den ich im November für zwei Wochen fuhr, hatte mich überzeugt und angesichts der schlechten Erfahrungen mit dem Radio meines Skoda Octavia sogar regelrecht begeistert.
Der VW Golf GTE ist mit Discover Media ausgestattet. Dieses System habe ich auf der IAA im vergangenen Jahr in München kennengelernt. Nachteil: Eine manuelle Kanalabstimmung für DAB+ gibt es nicht mehr. Das ist aber nahezu bei allen Neuwagen der Fall – und zwar herstellerübergreifend. Man sieht nicht einmal mehr, in welchem Multiplex ein Programm verbreitet wird. UKW kann weiterhin auch manuell abgestimmt werden.
Des DXers Leid ist des Normalkunden Freud. Kaum ein stinknormaler Autofahrer wird sich mit Multiplexen, Kanälen und Frequenzen auseinandersetzen wollen. Der will einfach nur „seine“ Programme hören und zwar in möglichst guter Qualität. Zudem sollten die Sender leicht auffindbar sein – und das sind sie, wenn sie in stets aktualisierter Tabelle alphabetisch geordnet zur Verfügung stehen.
DX-Maschine statt „tauber Nuss“
Was den Empfang angeht, so ist mein VW-Autoradio so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich fünf Jahre lang im Skoda Octavia ertragen musste. Ich kann nun neben den beiden bundesweiten Multiplexen und dem Ensemble des Hessischen Rundfunks, die vom Standort Gelnhausen (Schnepfenkopf) senden, auch wieder die Multiplexe „Bayern“ (Kanal 11D) und Unterfranken (Kanal 10A) vom Standort Alzenau (Hahnenkamm) praktisch aussetzerfrei bis nach Hause hören.
Mit leichten Abstrichen ist auch der für Südhessen bestimmte Privatradio-Multiplex im Kanal 12C bis nach Biebergemünd-Bieber hörbar. Bis Gelnhausen ist auch der SWR-Multiplex für Rheinland-Pfalz im Kanal 11A mit nur wenigen Aussetzern zu empfangen. Umgekehrt habe ich den Mux des Mitteldeutschen Rundfunks für Thüringen im Kanal 8B sogar westlich des Flughafens Frankfurt am Main noch gehört.
Meine Erfahrung ist, dass die Senderliste stets aktuell gehalten wird. Der manuelle Suchlauf wäre zwar dennoch schön. Wirklich notwendig ist er aber nicht. So wurden beispielsweise in Hochheim bei Wiesbaden die Programme im lokalen Multiplex aus Bad Kreuznach (Kanal 12A) angezeigt, die dort nur auf einer Strecke von wenigen hundert Metern wirklich zu hören sind.
Fallback auf UKW
Ausprobiert habe ich auch bereits, wie das automatische Fallback auf UKW klappt, wenn der DAB+-Empfang doch einmal abreißt. Dazu habe ich Bayern 1 eingeschaltet und bin von der Autobahnausfahrt Florstadt (A45) Richtung Friedberg gefahren. Auf dieser Strecke gibt es mehrere Stellen, an denen der DAB+-Empfang aus Bayern kurz zusammenbricht.
Wie im Skoda Octavia klappt die Umschaltung auf UKW tadellos und ohne Zeitversatz bei der Wiedergabe. Lediglich auf dem Fahrzeug-Display wurde angezeigt, dass der Empfang über FM anstelle von DAB+ erfolgte. Sobald das digitale Signal wieder empfangen wurde, schaltete das Radio zuverlässig auf DAB+ zurück. Das funktioniert wohl beim ein Jahr alten Skoda-Radio des besagten Kumpels schlechter.
Beim Zurückschalten auf digitalen Empfang zeigt sich aber auch beim VW-Receiver ein Software-Fehler, den ich vom Skoda Octavia nicht kannte: Anstelle der zuvor gewählten Regionalversion von Bayern 1 für Mainfranken wurde auf die Variante für Mittelfranken gewechselt – zumindest behauptete das die Anzeige auf dem Auto-Display. Diesen Effekt konnte ich bereits im Seat Ateca beobachten.
Beeindruckender Empfang auch auf UKW
Natürlich habe ich auch schon den UKW-Empfang mit dem VW-Autoradio getestet, wobei auf UKW auch das Radio im Skoda Octavia sehr gut war. Der FM-Empfänger im Golf GTE scheint mir noch einen Tick besser zu sein. So kann ich Regenbogen 2 vom Standort Mudau auf 102,1 MHz im fahrenden Auto fast ohne durch Fading verursachte Nebengeräusche hören, obwohl das Signal dieses Senders im Kinzig- und Biebertal nun wirklich nicht mehr besonders stark ist.
NDR 2 hört man auf 92,1 MHz vom Torfhaus im Spessart auch nicht mit größter Selbstverständlichkeit, und wenn trotz hr4-Ortssender vom Großen Feldberg/Taunus auf 102,5 MHz Radio ffn vom Torfhaus/Harz auf 102,4 MHz zwar schwach, aber ohne Nachbarkanalstörungen durchkommt, dann ziehe ich vor dieser beeindruckenden Trennschärfe meinen Hut.
Auch wenn mir die manuelle DAB+-Kanalabstimmung und die Multiplex-Anzeige fehlen: Es kommt in erster Linie auf den Empfang an – und den beherrscht das VW-Radio ganz ausgezeichnet. Ich bin mehr als zufrieden und freue mich, endlich wieder einen brauchbaren Empfänger im Auto zur Verfügung zu haben.