Noch bis zum kommenden Wochenende fahre ich einen Seat Ateca als Mietwagen. Somit habe ich derzeit die Möglichkeit, mir das Autoradio einmal anzusehen, das von Seat derzeit verbaut wird. Das Media System Plus, wie die fest verbaute Multimedia-Einheit genannt wird, empfängt DAB+ und UKW. Die AM-Frequenzbereiche werden nicht berücksichtigt. Dafür bietet das Gerät Internetradio-Empfang, den ich mangels Datentarif für den Mietwagen nicht testen konnte.
Das Gerät spielt auch eigene Medien ab. Es beherrscht Bluetooth-Streaming, und es bietet Unterstützung für Apple CarPlay (vermutlich auch Android Auto, das habe ich aber nicht getestet). Erstmals habe ich im Seat Ateca auch die Möglichkeit, Wireless CarPlay zu nutzen. Ich komme an sich gut damit zurecht, eine Kabelverbindung zwischen Autoradio und iPhone herstellen zu müssen, muss aber dennoch sagen: Wenn man das einmal drahtlos nutzen konnte, möchte man nicht wieder zurück.
Auf kurzen Strecken lasse ich das iPhone einfach in der Jackentasche. Trotzdem erscheint wenige Sekunden nach dem Starten des Motors die vertraute CarPlay-Oberfläche auf dem Auto-Display. Ich kann telefonieren, Webradio und Podcasts hören oder auch die Navigation verwenden. Das ist schon wirklich toll. Auf längeren Strecken macht es freilich Sinn, das Smartphone aufzuladen. Das funktioniert über eine Qi-Ladematte oder kabelgebunden über einen der beiden USB-C-Anschlüsse im Auto.
Radioempfang im Seat Ateca
Was das eigentliche Autoradio angeht, so fehlen mir sämtliche Einstellmöglichkeiten. Frequenz? Kanal? Nix da! Man bekommt auf Abruf eine Liste der Programme, die das Radio für empfangswürdig hält. Mehr geht nicht. Friss oder stirb! Das habe ich so bereits auf der IAA 2021 gesehen – und zwar bei fast jedem Hersteller. Man kann also schlecht sagen: „Dann gehe ich halt zur Konkurrenz.“ In diesem Punkt ist selbige nämlich auch nicht besser.
Was den DAB+-Empfang angeht, so muss ich feststellen, dass ich noch nie ein Auto mit so gutem Radio gefahren bin. Wenn ich im Spessart zwischen den Biebergemünder Ortsteilen auf der Bundesstraße 276 unterwegs bin, kann ich mit nur wenigen Aussetzern den Multiplex des Südwestrundfunks aus Rheinland-Pfalz im Kanal 11A empfangen. Die bayerischen Muxe (Kanal 10A und 11D) werden störungsfrei empfangen. Das gilt selbst für Arabella Bayern, das bekanntermaßen mit sehr schlechtem Fehlerschutz sendet.
Oldie Antenne im Kanal 12C? Kein Problem, wenn man von wenigen Aussetzern in Biebergemünd-Wirtheim absieht. Im Kinzigtal ist selbst der MDR-Multiplex für Thüringen im Kanal 8B gut zu empfangen. Bis in den Spessart schafft es auch das nordhessische Privatfunk-Ensemble im Kanal 6A. Der Unterschied zum unterirdisch schlechten Empfang in meinem Skoda Octavia könnte nicht größer sein.
Die manuelle Kanalwahl vermisse ich als DXer, nicht aber als Radiohörer. Wenn ein Multiplex empfangswürdig ist, tauchen dessen Programme sofort in der Liste der empfangbaren Radiostationen auf. Auch das Radio in meinem mittlerweile fünf Jahre alten Skoda Octavia zeigt eine Liste der jeweils hörbaren Programme an. Diese wird aber viel seltener aktualisiert und ist somit nur bedingt brauchbar.
Sendet auf UKW wirklich niemand mehr?
Wenn man sich die Liste der empfangswürdigen Programme ansieht (das ist stets eine gemeinsame Liste für DAB+ und UKW), könnte man den Eindruck gewinnen, dass kaum noch eine Station auf UKW sendet. Zumindest tauchen in der Liste kaum noch UKW-Sender auf.
Warum ist das so? Nun, für Programme, die sowohl digital als auch analog empfangen werden, wählt das Radio automatisch DAB+ als qualitativ besseren Empfangsweg. Wenn dieser einmal ausfällt (das habe ich mit Bayern 1 bei der Einfahrt in meine Garage simuliert), wird automatisch auf UKW zurückgegriffen – ohne Laufzeitunterschied, wobei das auch das Radio in meinem Skoda Octavia kann.
bigFM taucht – je nach Empfang – tatsächlich doppelt in der Liste auf. Warum das so ist, weiß ich nicht. Empfangen wird in beiden Fällen die Regionalversion für Rheinland-Pfalz – einmal über DAB+ im Kanal 11A und dann eben auf UKW 104,5 MHz.
Ansonsten sehe ich im Biebertal die beiden Programme von Radio Regenbogen mit Hinweis auf den UKW-Empfang (im Kinzigtal und in der Wetterau klappt das auch auf DAB+ im Kanal 11B). Der Empfang von Regenbogen Zwei ist oft so gut, dass ich unbewusst auf das Radio-Display schaue, um sicherzugehen, dass nicht doch das DAB+-Signal empfangen wird.
Schafft es der Sender Mudau auf 102,1 MHz in der Regel nicht „beifahrertauglich“ im hessischen Spessart ins Autoradio, so könnte man mit dem Seat-Empfänger den Eindruck gewinnen, es handele sich um einen Ortssender. Einzig rund um die Autobahnauffahrt Gelnhausen-Ost wird der Hörgenuss getrübt – aber nur, weil dort der noch weiter entfernte Sender Eifel (Scharteberg) von RPR1 auf gleicher Frequenz Störungen verursacht.
Schade um die manuelle Abstimmung
Während man beispielsweise bei aktuellen VW- und Skoda-Radios zumindest für UKW noch manuell Frequenzen abstimmen kann, ist das bei Seat nicht möglich. Sonst hätte ich gerne über das Band gedreht und zum Beispiel auch überprüft, wie gut die Trennschärfe ist. Wenn es rein um die Empfangsleistung geht, ist das Seat-Radio aber absolute Spitzenklasse.
Das Radio ist übrigens an einer „Haifischflosse“ angeschlossen. Diese Antennenform wirkt nicht wirklich vertrauenserweckend. Das Beispiel des Seat Atcea zeigt aber, dass damit durchaus hervorragender Empfang möglich ist. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich die Leistung durch eine Stabantenne noch signifikant verbessern ließe. Trotz der fehlenden manuellen Frequenzabstimmung würde ich dieses Radio dank des guten Empfangs sofort nutzen wollen.