Im DAB+-Multiplex für private Programmanbieter im Rhein-Main-Gebiet und Südhessen stehen zwei Sendeplätze für nichtkommerzielle Lokalradios zur Verfügung. Da es mit Radio Rheinwelle und Radio Rüsselsheim, Radio X und Radio Darmstadt in der Region insgesamt vier „NKLs“ gibt, werden die Sendeplätze im Kanal 12C von jeweils zwei Veranstaltern gemeinsam genutzt.
Normalerweise ist es bei einem solchen Frequenzsplitting üblich, dass beispielsweise Anbieter A die Frühsendung gestaltet, Anbieter B die Hörer durch den Vormittag und Nachmittag begleitet, während Anbieter A abends auf Sendung ist. Die Nachtstunden könnte man ebenfalls aufteilen oder im täglichen oder wöchentlichen Wechsel gestalten.
Ein solches Konzept wollten die nichtkommerziellen Lokalfunker nicht. Stattdessen wird auf einem der beiden Sendeplätze alle drei Monate ein Programmwechsel durchgeführt. Auf dem zweiten NKL-Kanal wechselt das Programm sogar nur alle sechs Monate.
NKLs senden faktisch ins Nichts
Anders ausgedrückt: Immer dann, wenn eines der vier Programme vielleicht ein paar Stammhörer gewonnen hat, gehen selbige wieder verloren, weil das Programm auf DAB+ abgeschaltet wird. Die Mühe, auf UKW oder ins Internet umzuschalten, wird sich kaum jemand machen, es sei denn, er hat ein ganz besonderes Interesse und kennt sich mit der Technik aus.
„Wir sind in drei oder sechs Monaten wieder da“, mögen die Verantwortlichen in Wiesbaden und Rüsselsheim, Frankfurt am Main und Darmstadt sagen. Schön für Euch, aber glaubt Ihr ernsthaft, dass sich Otto Normalhörer dann noch an Euch erinnert? Der hat längst weitergedreht und ist beim nächsten Sender gelandet.
Die hessische Landesmedienanstalt (LPR Hessen) mietet also seit Jahren Übertragungskapazitäten für Programme an, die quasi ins Nichts senden. Schlimmer noch: Sie wendet dafür öffentliche Gelder auf. Da stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvollere Investitionen gäbe.
Umschaltung sorgt immer wieder für technische Probleme
Das größte Problem an dieser NKL-Spielwiese auf DAB+ ist aber, dass es bei den Umschaltungen zwischen den Programmen regelmäßig zu technischen Fehlern kommt. Das bekommen dann alle – auch die kommerziellen – Programmanbieter im Multiplex zu spüren. Am vergangenen, verlängerten Wochenende dauerte es mehr als drei Tage, bis der Multiplex wieder ordnungsgemäß gearbeitet hat.
Es gibt zwar keine offizielle Bestätigung dafür, dass der Defekt mit der NKL-Umschaltung zusammenhängt. Es ist aber auffällig, dass es fast regelmäßig nach diesen Programmwechseln zu Problemen kommt. Das kann kein Zufall sein.
Ein lokaler Multiplex muss her
Im Interesse der kommerziellen Programme im Sendernetz für das Rhein-Main-Gebiet und Südhessen sollten diese NKL-Experimente endlich beendet werden. Die nichtkommerziellen Lokalradios sollten den Kanal 12C verlassen. Die Kapazitäten könnten für einen besseren Fehlerschutz bei anderen Programmen und für die geplante Regionalisierung von Hit Radio FFH genutzt werden.
Für Radio Rheinwelle, Radio Rüsselsheim. Radio X und Radio Darmstadt muss ein lokaler Multiplex geschaffen werden, der Platz für vier NKL-Kanäle bietet. Ich könnte mir vorstellen, dass auch der eine oder andere kommerzielle Veranstalter in einen solchen lokalen Mux wechseln würde, wodurch im Kanal 12C Platz für neue Angebote wäre. Mit Radio Holiday und Radio Vidovdan warten bereits zwei Anbieter auf freiwerdende Kapazitäten.
Wie man aus gut informierten Kreisen hört, gab es sogar schon Vorschläge für einen solchen lokalen Multiplex als Ergänzung zum Kanal 12C, der von Gießen bis Karlsruhe zu empfangen ist. Dem Vernehmen nach blockiert die hessische Landesmedienanstalt diese Pläne. Sollte dem so sein, so sollte die LPR Hessen dringend ihre Haltung überdenken, anstatt fortwährend der Entwicklung des privaten Rundfunks zu schaden.