Heute geht in Amsterdam die erste International Broadcasting Convention (IBC) nach der Corona-Pause zu Ende. Ich habe am Samstag die Messe besucht. Die Fahrt in die niederländische Hauptstadt hat sich gelohnt, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.
Rohde & Schwarz zeigt 5G Broadcast
Am Stand von Rohde & Schwarz wird ein Trial von 5G Broadcast gezeigt. Zwei verschiedene TV-Programme werden parallel mit unterschiedlichen Datenraten ausgestrahlt. Als Empfangsgeräte dienen Smartphone-Prototypen mit Android-Betriebssystem.
Mein Eindruck ist, dass die Entwicklung von 5G Broadcast schon sehr weit fortgeschritten ist. Die Empfänger passen bereits in handelsübliche Gehäuse, und auch das Sende-Equipment bewegt sich im üblichen Rahmen.
5G Broadcast ist für Radio, Fernsehen und begleitende Dienste geeignet. Ich würde mich nicht wundern, wenn dieser Standard über kurz oder lang nicht nur analoge Übertragungswege, sondern auch DVB-T2 und DAB+ ablöst.
Eutelsat: IPTV über Satellit
Eutelsat überträgt IPTV über Satellit und zeigt auf der IBC die flexiblen Empfangsmöglichkeiten, die diese Technik mit sich bringt. So wird nur ein Satellitenreceiver benötigt, um bis zu vier Programme gleichzeitig zu nutzen. Noch dazu erfolgt die Verteilung drahtlos per WLAN.
Während die Stream-Wiedergabe auf kleinen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets einen guten Eindruck hinterlassen hat, konnte mich die Übertragungsqualität auf einem Smart-TV nicht überzeugen. Vielleicht lässt sich das ja noch optimieren.
SES Astra ist auf der IBC 2022 übrigens nicht vertreten. Das finde ich ziemlich peinlich, zumal neben Eutelsat auch Arabsat, Telenor etc. auf der Messe zu finden sind.
Sendeanlagen für fast alle Betriebsarten
Plisch ist einer der Hersteller, die Sendeanlagen unter anderem für DAB+ auf der IBC zeigen. Gleich gegenüber, bei Kathrein, kann man sich die passenden Antennen aussuchen. Aber auch viele andere Hersteller zeigen Sende- und Antennenanlagen für analoge und digitale Betriebsarten.
Wer seinen Sound optimieren möchte, wird bei Orban fündig, wo die berühmten Optimod-Geräte an einem komplett neugestalteten Messestand zu bestaunen sind. Auch historische Geräte hat der Hersteller mit nach Amsterdam gebracht.
Hat DRM noch eine Chance?
Es gibt tatsächlich noch Hersteller, die Sendeanlagen für Digital Radio Mondiale (DRM) produzieren. Unter anderem am Fraunhofer-Stand kann man auf der IBC auch passende Empfangsgeräte bestaunen – vom Stick, der Computer und Handys in DRM-Radios verwandelt, bis zum Kompaktradio für Küche oder Arbeitszimmer.
Johannes von Weyssenhoff von der Firma Starwaves sieht die Chancen für DRM vor allem in Märkten wie Brasilien oder Südafrika. Zudem sei der Modus für Digitalradio auf UKW-Frequenzen spannend. In Europa könne DRM vielleicht noch für Community Radios interessant sein.
Erster Blick auf Sky Glass
In Deutschland hat der Pay-TV-Sender Sky den Marktstart seines eigenen Smart-TV auf das kommende Jahr verschoben. In Großbritannien ist das Gerät hingegen schon seit dem Herbst 2022 erhältlich. Auf der IBC kann man mehrere funktionstüchtige Exemplare bestaunen.
Die Benutzeroberfläche ähnelt der von Sky Q. Sky Glass hinterlässt einen guten Eindruck. Auch wenn ich mir das Gerät nicht zulegen würde, ist es schade, dass die Markteinführung in Deutschland erst irgendwann im kommenden Jahr erfolgt. Interessant ist das Produkt allemal.
Zattoo auf der IBC
Nicht zuletzt ist auch Zattoo auf der IBC vertreten. Dabei geht es dem OTT-Anbieter freilich nicht darum, Endverbraucher (die man auf der Messe in Amsterdam ohnehin nicht findet), zu überzeugen. Zattoo ist aber auch White Label Anbieter für TV-Lösungen. Und hierfür kann das Unternehmen sicher neue Partner gebrauchen.
Auch Google und Microsoft findet man auf der IBC. Media Broadcast habe ich aber ebenso vermisst wie Vodafone. Unitymedia war früher auf der Messe vertreten. Insgesamt betrachtet hat sich die Fahrt nach Amsterdam aber in jedem Fall gelohnt.