Seit dem 26. November 2021 läuft im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main die Sonderausstellung „ON AIR. 100 Jahre Radio“. Wir haben die Ausstellung Anfang Juli besucht. Im Obergeschoss des Museums angekommen, war als erstes ein Radio-Studio aus längst vergangenen Tagen zu sehen. Vinyl und Spulentonband statt Festplatte und Klickibunti, das weckt Erinnerungen – genauso wie die Aufkleber aus den 80er Jahren, die den Studiotisch zieren.
Interessant waren in diesem Teil der Ausstellung auch die zahlreichen Radio-Geräte – teilweise in Kombination mit TV und/oder Plattenspieler. Vom Radiowecker über den Ghettoblaster und das klassische Küchenradio bis hin zum DAB+-Adapter für das Autoradio war hier so ziemlich alles zu sehen, was das Herz eines Radiobegeisterten höher schlagen lässt. Selbst Weltempfänger wie ein Grundig Satellit 1400 waren zu bewundern.
Geschichte des Radios nachbetrachtet
Beim weiteren Gang durch die Ausstellung fühlte man sich in die Zeit des kalten Krieges zurückversetzt. Ein Plakat wies auf amerikanische Mittelwellenfrequenzen hin, die „in case of attack“ eingeschaltet werden sollten. Auf einem Autoradio waren die Mittelwellen- und UKW-Frequenzen der Westberliner Sender SFB und RIAS abgespeichert. Zu sehen waren aber beispielsweise auch Reportagegeräte, mit denen Journalisten in der Nachkriegszeit Stimmen einfangen konnten.
Es ging aber noch weiter zurück in die Geschichte – mit Plakaten und Radios aus den 20er und 30er Jahren, etwa von der Berliner Funkstunde. Sind Volksempfänger aka „Goebbels-Schnauzen“ schon fast nichts besonderes mehr, weil man diese Geräte zu vielen Gelegenheiten zu sehen bekommt, so rufen Selbstbau-Empfänger aus der Vorkriegszeit durchaus einen „Wow-Effekt“ hervor.
Ostzonale Hetze gegen den RIAS
Im weiteren Verlauf der Ausstellung findet sich ein riesiges RIAS-Emblem. Dazu sind ostzonale Plakate zu sehen, auf denen am Rundfunk im amerikanischen Sektor kein gutes Haar gelassen wird. Aber auch Reichweitenkarten von RIAS oder dem Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) der Nachkriegszeit sieht man in der Ausstellung zu „100 Jahren Radio“.
Interessant fand ich auch die ausgestellten Frequenzlisten aus der Nachkriegszeit. So war es mir bis dato unbekannt, dass der Hessische Rundfunk einst auch auf Kurzwelle gesendet hat, auf 6190 kHz, also auf der später gemeinsam von Radio Bremen und dem Sender Freies Berlin genutzten Frequenz.
Sendertechnik und Hörbeispiele
Auch einen alten Röhrensender kann man im Frankfurter Kommunikationsmuseum bewundern. Dazu können Hörbeispiele auf kleinen Leih-Radios vom Typ TechniSat TechniRadio RDR wiedergegeben werden. Zu diesem Zweck wurden im Museum eigens einige UKW-Sender aktiviert, deren technische Reichweite auf einen Radius von wenigen Metern begrenzt ist.
Der Besuch der Ausstellung ist für Radiofans ein Muss – zumindest wenn man es nicht ganz so weit nach Frankfurt hat. Wer sich für die Radiogeschichte interessiert, die in Deutschland vor knapp 100 Jahren begann, sollte nicht zögern und einen Besuch im Museum einplanen. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr, denn die Ausstellung ist nur noch bis zum 28. August geöffnet.