Heute hat die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma) die ma 2022 Audio II veröffentlicht. Das heißt, die Hörfunkanbieter aus ganz Deutschland haben erfahren, wie ihre Programme – auch im Vergleich zur im März veröffentlichten Media-Analyse – beim Publikum ankommen.
Eines der Ergebnisse der aktuellen Erhebung sind steigende Hörerzahlen für Programme, die terrestrisch auch oder ausschließlich über DAB+ verbreitet werden. Immerhin nutzen 27 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung innerhalb von vier Wochen mindestens einmal das terrestrische Digitalradio.
Umgekehrt geht die Reichweite für Internetradio leicht zurück. Lag der weiteste Hörerkreis bei der letzten Media-Analyse noch bei 25,4 Prozent, so beträgt der Wert nun 24,5 Prozent. DAB+ liegt bei der Nutzung somit deutlich vor dem Webradio – trotz Alexa & Co. Das mag auch damit zusammenhängen, dass DAB+-Radios mittlerweile für zum Teil weniger als 20 Euro verkauft werden und immer mehr passende Endgeräte in den Haushalten stehen.
Radio NRW liegt bundesweit an der Spitze
Betrachtet man die bundesweiten Hörerzahlen, so liegt ein Programm an der Spitze, das es „nach außen“ gar nicht gibt: Radio NRW, das Mantelprogramm der nordrhein-westfälischen Lokalradios, kommt auf 1,577 Millionen Hörer in der Durchschnittsstunde werktags zwischen 6 und 18 Uhr. Das ist ein Plus von 3,7 Prozent gegenüber der ma 2022 Audio I.
Mehr als eine Million Hörer in der Durchschnittsstunde erreichen ansonsten nur Bayern 1 (1,076 Mio., -4,9 %) und WDR 2 (1,054 Mio., +0,4 %). SWR3 liegt mit 943.000 Hörern und einem Plus von 2,8 Prozent nur knapp dahinter. NDR 2 als fünftplatziertes Programm folgt dann schon mit deutlichem Abstand: 753.000 Hörer, minus 6,8 Prozent. Die Hörerzahlen von Antenne Bayern gehen trotz mittlerweile bundesweiter Verbreitung über DAB+ weiter zurück – dieses Mal um 1,7 Prozent auf 735.000.
Rockland Radio legt massiv zu
Betrachtet man die Veränderungen gegenüber der letzten MA in Prozent, so ist Rockland Radio aus Rheinland-Pfalz mit einem Zuwachs um 40,0 Prozent auf 49.000 Hörer in der Durchschnittsstunde ganz besonders erfolgreich. Generell scheint Rockmusik im Radio derzeit gut anzukommen. Radio BOB! legte um 11,1 Prozent auf 421.000 Hörer in der Durchschnittsstunde zu, die Rock Antenne um 21,8 Prozent auf 363.000 Hörer.
Aber auch überregionale Programme mit Classic Hits gehören zu den MA-Gewinnern: Schwarzwaldradio steigerte die Hörerzahl in der Durchschnittsstunde um 20,6 Prozent auf 41.000, harmony.fm um 20,4 Prozent auf 59.000 und 80s80s um 16,2 Prozent auf 122.000. 80s80s musste dafür in Mecklenburg-Vorpommern, wo das Programm auch landesweit auf UKW zu empfangen ist, massive Verluste hinnehmen. 114.000 Hörer in der Durchschnittsstunde bedeuten ein Minus von 43,3 Prozent.
Bundesweit ist Energy München mit einem Minus von 30,6 Prozent auf 25.000 Hörer der größte Verlierer. Dafür ist das bundesweite Energy-Programm mit einem Plus von 37,6 Prozent auf 139.000 Hörer einer der größten Gewinner in der aktuellen Media-Analyse. Hier stellt sich freilich die Frage, inwieweit die Befragten tatsächlich zwischen dem lokalen und bundesweiten Energy-Programm unterscheiden können.
Auch der Deutschlandfunk kommt an
Das Beispiel des Deutschlandfunks zeigt, dass auch Programme erfolgreich sein können, die mehr als die 200 bestgetesteten Popsongs bieten. So schaffte es der Kölner Infokanal in mehreren Bundesländern bei der Tagesreichweite (Montag bis Sonntag) unter die sieben bestplatzierten Programme.
In Hamburg kommt der Deutschlandfunk auf eine Tagesreichweite von 65.000 Hörern (minus 8,5 Prozent, Platz 7), in Nordrhein-Westfalen kommt das Programm auf 338.000 „Hörer gestern“ (minus 5,6 Prozent, Platz 6), im Saarland auf 23.000 Hörer (plus 15,0 Prozent, Platz 7), in Mecklenburg-Vorpommern auf 42.000 Hörer (plus 31,3 Prozent, Platz 6) und in Berlin auf 151.000 Hörer (minus 8,5 Prozent, Platz 6).
In Berlin liegt das RBB24 Inforadio mit einer Tagesreichweite von 193.000 Hörern (plus 7,8 Prozent) sogar vor dem langjährigen Marktführer 104.6 RTL (180.000 Hörer, minus 10,4 Prozent). Auf Platz 1 in der Bundeshauptstadt bleibt der Berliner Rundfunk 91,4 mit 257.000 Hörern (minus 6,9 Prozent).