Errechnetes Versorgungsgebiet des Senders Dormagen von Radio 345 (Quelle: Sandro Ferrara)
Errechnetes Versorgungsgebiet des Senders Dormagen von Radio 345 (Quelle: Sandro Ferrara)

Neues NRW-Privatradio wird zum Störsender für SWR1

In wenigen Monaten soll Nordrhein-Westfalen ein landesweites privates Hörfunkprogramm auf UKW bekommen. Kommerzielles Lokalradio gibt es im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland bereits seit 1990. Im Herbst vergangenen Jahres ging ein landesweites DAB+-Sendernetz für private Programmveranstalter auf Sendung.

Eigentlich sollte die UKW-Kette längst senden. Die ursprünglich an das türkischsprachige Metropol FM vergebene Sendelizenz musste aber widerrufen werden. Das Lizenzierungsverfahren wurde neu aufgerollt. Anfang März ist die neue Sendegenehmigung erteilt worden. Den Zuschlag hat die NRW Audio GmbH & Co. KG erhalten.

Die Zuweisung war nicht überraschend, denn die Antragsteller hatten sich auf ein gemeinsames Programm verständigt. Die Gesellschafter mit den meisten Kapitalanteilen sind die Antenne NRW GmbH & Co. KG und die radio NRW GmbH mit jeweils 24,5 Prozent.

Das ist Radio 345

Geschäftsführer der Komplementärgesellschaft sind Felix Kovac, der auch Programmverantwortlicher ist, und Harald Gehrung. Felix Kovac ist zugleich weiterhin Geschäftsführer der Antenne NRW GmbH & Co. KG. Harald Gehrung ist zugleich weiterhin Geschäftsführer der ffnrw GmbH.

Neben Antenne NRW und radio NRW sind an der neu gegründeten Gesellschaft NRW Audio GmbH & Co. KG beteiligt:

  • ffnrw GmbH mit 9,0 Prozent
  • NiedersachsenRock 21 GmbH & Co. KG mit 7,0 Prozent
  • KISS FM Radio GmbH & Co. KG mit 7,0 Prozent
  • Metropol FM GmbH mit 6,5 Prozent
  • Radio TEDDY GmbH & Co. KG mit 6,0Prozent
  • ROCK ANTENNE GmbH & Co. KG mit 6,0 Prozent
  • Studio Gong NRW GmbH & Co. Studiobetriebs KG mit 5,0 Prozent
  • Arabella NRW GmbH & Co. KG i. G. mit 3,5 Prozent
  • Plattform für regionale Musikwirtschaft GmbH mit 1,0 Prozent

Das Programm wird unter dem Arbeitstitel Radio 345 vorbereitet. Der Sendestart soll noch im Sommer erfolgen. Zielgruppe sind 20- bis 39-jährige. Ausgerichtet nach den Zielgruppeninteressen wird auf dem neuen Sender hauptsächlich englischsprachige Popmusik (aktuelle Hits und Chart-Erfolge der letzten 20 Jahre) gesendet werden.

Im Rahmen des musikalischen Angebots soll u. a. neuen Musikern aus Nordrhein-Westfalen eine Plattform geboten werden. Gleiches gilt für den Bereich der Comedy. Dazu kommen Welt-, Deutschland- und Regionalnachrichten aus NRW sowie lokaljournalistische Beiträge aus den Bereichen Wirtschaft, Sport, Gesellschaft und Religion.

Das ist das UKW-Sendernetz von Radio 345

Radio 345 kann die früher vom britischen Soldatensender BFBS in Bielefeld genutzte UKW-Frequenz 103,0 MHz einsetzen, die mit einer Strahlungsleistung von 70 kW weit über Ostwestfalen hinaus zu empfangen ist. Dazu kommen eine Reihe von Frequenzen, auf denen nur mit kleiner Leistung gesendet werden kann.

Aktuell sieht das geplante Sendernetz für Radio 345 wie folgt aus:

  • Bielefeld (Hünenburg) – 103,0 MHz – 70 kW
  • Dülmen – 92,5 MHz – 1,3 kW
  • Kalkar (Wissel) – 106,1 MHz – 0,1 kW
  • Dorsten (RCG Kraftfutterwerk) – 97,0 MHz – 0,2 kW
  • Waltrop – 92,9 MHz – 0,1 kW
  • Gladbeck (West) – 101,9 MHz – 2 kW
  • Rheinberg – 105,1 MHz – 1 kW
  • Dortmund (Florianturm) – 106,0 MHz – 3,2 kW
  • Bochum (Wattenscheid) – 89,3 MHz – 0,32 kW
  • Essen (Holsterhausen) – 88,3 MHz – 0,1 kW
  • Herdecke (Rehberg) – 89,4 MHz – 1 kW
  • Mülheim/Ruhr – 93,7 MHz – 0,5 kW
  • Hattingen – 107,2 MHz – 0,16 kW
  • Viersen (Süchtelner Höhen) – 106,0 MHz – 0,2 kW
  • Düsseldorf (Nord) – 105,7 MHz – 0,2 kW
  • Niederkrüchten (Heyen) – 91,3 MHz – 0,2 kW
  • Düsseldorf (Friedrichstadt) – 92,6 MHz – 0,4 kW
  • Mönchengladbach (Pescher Straße) – 93,3 MHz – 0,32 kW
  • Dormagen (Silbersee) – 92,3 MHz – 0,2 kW
  • Lennestadt (Maumke) – 98,9 MHz – 0,16 kW
  • Attendorn (Rappelsberg) – 107,8 MHz – 0,63 kW
  • Aue (Hohe Hessel) – 93,1 MHz – 0,1 kW
  • Erkelenz – 98,3 MHz – 0,5 kW
  • Olpe (Gewerbegebiet Osterseifen) – 89,0 MHz – 0,5 kW
  • Pulheim (Mitte) – 92,0 MHz – 0,1 kW
  • Geilenkirchen – 87,8 MHz – 0,5 kW
  • Köln (Sternengasse) – 89,9 MHz – 0,32 kW

Quelle: ukwtv.de

Frequenzen stören andere Programme

Wer sich halbwegs mit dem UKW-Rundfunk auskennt, weiß vermutlich, dass es in fast allen Regionen Deutschlands keine wirklich freien Frequenzen mehr gibt. Wird eine Frequenz nachkoordiniert, so ist das in vielen Fällen gleichbedeutend damit, dass mit der Aufschaltung des Senders das Signal eines anderen Senders gestört wird.

Bei Radio 345 fällt beispielsweise die Frequenz 92,3 MHz in Dormagen auf. Der Sender soll zwar nur mit einer Strahlungsleistung von 200 Watt arbeiten. Dennoch dürfte er schon in nördlichen Stadtteilen von Köln und erst recht im Raum Düsseldorf den Empfang von SWR1 Rheinland-Pfalz vom Sender Linz/Rhein auf 92,4 MHz empfindlich stören oder sogar unmöglich machen.

Zwar sendet der Südwestrundfunk offiziell nicht für Nordrhein-Westfalen, sondern für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Der SWR hat aber auch in der Kölner Bucht eine große Hörerschaft- SWR1-Fans, die nicht die Möglichkeit haben, auf eine andere Frequenz auszuweichen, werden künftig unter Umständen auf den terrestrischen Empfang ihres Lieblingsradios verzichten müssen.

Abzuwarten bleibt, wie Radio 345 auf 92,3 MHz zwischen Düsseldorf und Köln zu empfangen sein wird. Umgekehrt dürfte sich das Signal des 50-kW-Senders von SWR1 Rheinland-Pfalz auf dem Ginserhahner Kopf bei Linz nämlich ebenfalls störend auswirken.