Am Mittwoch haben die deutschen Hörfunkprogramme wieder einmal ihre „Zeugnisse“ erhalten. Die Media Analyse 2022 Audio 1 wurde veröffentlicht. Auffällig war für mich beispielsweise, dass hier in Hessen – abgesehen vom FFH-Jugendsender planet radio – alle Programme Hörer verloren haben.
Bezeichnend ist, dass es weder vom Hessischen Rundfunk noch von der Radio/Tele FFH bislang Pressemitteilungen zu den aktuellen MA-Ergebnissen gibt. Diese sind einfach zu peinlich für die Platzhirsche auf dem hessischen Radiomarkt.
Wer nun aber denkt, dass Streamingdienste dem klassischen Radio das Wasser abgraben, hat sich geirrt. Auch bei Spotify stagnieren die Hörerzahlen. Erfreulich finde ich die Entwicklung für DAB+ als Verbreitungsweg. Viele im terrestrischen Digitalradio verbreiteten Programme konnten zum Teil deutliche Hörergewinne verzeichnen.
Schwarzwaldradio stürzt ab
Was mir persönlich absolut unverständlich ist: Schwarzwaldradio hat auf ohnehin sehr niedrigem Niveau sogar noch Hörer verloren. Eines der bestgemachten deutschen Hörfunkprogramme kommt bei der Masse der potenziellen Hörer offenbar nicht an und verbleibt in der Nische.
Ist der Bekanntheitsgrad einfach noch zu niedrig, und schreckt der Name des Programms die Hörer im Harz oder an der Nordsee vielleicht sogar ab? Ist handgemachtes, mit Herzblut produziertes Radio, das nicht alle drei Stunden die gleichen Songs spielt, vielleicht gar nicht gefragt?
Schwarzwaldradio hat Ende Januar sein Live-Programm ausgebaut. Ich finde, der Sender klingt seitdem noch etwas „runder“ als vorher. So gesehen bin ich auf die Entwicklung bis zur MA im Sommer gespannt. Wenn die Zahlen dann nicht wieder besser aussehen, weiß ich es auch nicht.
80s80s legt zu
Hat sich der Relaunch von Antenne MV zu 80s80s in Mecklenburg-Vorpommern für die Regiocast gelohnt? Immerhin sind die Hörerzahlen auf UKW stabil geblieben. Insgesamt aber konnte 80s80s massiv an Hörern gewinnen. Hier dürften zusätzliche Webchannels und auch die nahezu bundesweite Verbreitung auf DAB+ eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Auch die Rock Antenne konnte Hörer gewinnen. Hier könnte ebenfalls die Verbreitung im zweiten nahezu bundesweiten DAB+-Multiplex eine entscheidende Rolle gespielt haben. Vielleicht wären die Zahlen sogar noch ein bisschen besser, wenn im Gegenzug nicht einige regionale DAB+-Bedeckungen aufgegeben worden wären, die der zweite „Bundesmux“ nicht ersetzen kann.
Erfreulich ist, dass die Reichweite des Mediums Audio insgesamt stabil geblieben ist. Gespannt darf man schon heute auf die Ergebnisse im Sommer sein. Geht die Talfahrt der „Großen“ wie Antenne Bayern (trotz deutschlandweiter DAB+-Abstrahlung) oder SWR3 weiter? Schafft Schwarzwaldradio mit dem Programm-Update den Weg aus dem Tal der Reichweiten-Tränen? In wenigen Monaten werden wir schlauer sein.