Am 1. Januar 1962 hat der Deutschlandfunk seinen Sendebetrieb aufgenommen. Damals war ich noch nicht auf der Welt, aber meine frühesten Erinnerungen an den DLF reichen bis in die 70er Jahre zurück. Ich erinnere mich daran, dass meine Eltern das Programm hin und wieder eingeschaltet hatten und dass der Klang im Vergleich zu anderen Hörfunkprogrammen schlechter war.
Seinerzeit hatte der Deutschlandfunk nur einen einzigen UKW-Sender in Bonn. Dieser war und ist im Rhein-Main-Gebiet natürlich nicht zu empfangen. Wir haben das Programm daher über den Langwellensender Donebach gehört, der am unteren Ende der Langwellenskala einen sehr tiefenbetonten Klang hatte.
Auf Mittelwelle klang der Deutschlandfunk besser, doch der Sender Mainflingen strahlte nicht rund um die Uhr das deutsche Programm aus, und die anderen Mittelwellen-Standorte waren zu weit entfernt, um ein gutes Signal zu liefern. Es sollte noch lange dauern, bis der Deutschlandfunk auf UKW Einzug hielt.
Genfer Wellenplan: Weitere UKW-Frequenzen
Ziel des Deutschlandfunks war es eigentlich, im Rahmen der Genfer Wellenkonferenz 1984 ein bundesweites UKW-Sendernetz zu bekommen. Doch Frequenzen waren und sind ein rares Gut. Somit war das nicht durchsetzbar. Stattdessen erhielt der DLF Frequenzen entlang der Außengrenzen der alten Bundesrepublik – keineswegs nur entlang der Zonengrenze, wie Standorte wie Wesel in Nordrhein-Westfalen oder Hornisgrinde in Baden-Württemberg beweisen.
Für den Standort Rhön wurde die noch heute genutzte Frequenz 103,3 MHz mit einer Strahlungsleistung von 100 kW koordiniert. Diese sollte auch im Rhein-Main-Gebiet gut zu hören sein, Schließlich klappt das mit den Programmen des Bayerischen Rundfunks vom Kreuzberg ja auch. Doch Moment: Für den Standort Biedenkopf war die direkt benachbarte Frequenz 103,2 MHz mit ebenfalls 100 kW koordiniert. Ich fragte mich damals, wie man das überhaupt auf der Wellenkonferenz so vereinbaren konnte.
Es kam, wie es kommen musste: Als beide Sender in der zweiten Hälfte der 80er Jahre auf Sendung waren, gab es massive gegenseitige Störungen. Ich musste an meinem damals genutzten Grundig Satellit 650 auf 103,38 MHz abstimmen, um den Deutschlandfunk halbwegs störungsfrei hören zu können. Besser wurde das erst, als der Hessische Rundfunk die Biedenkopf-Frequenz an den Standort Habichtswald verlegte.
Wendezeit in der „DDR“
Als Programm unverzichtbar wurde der Deutschlandfunk für mich während der Wendezeit in der „DDR“. Es gab täglich oder fast sogar stündlich neue Entwicklungen. Kein westdeutsches Programm berichtete so ausführlich wie DLF und RIAS Berlin. Da ich den Deutschlandfunk auf UKW empfangen konnte, war er für mich die erste Wahl, auch wenn mir von der Programmgestaltung her RIAS 1 besser gefallen hätte.
Als der Deutschlandfunk zusammen mit RIAS und dem Deutschlandsender Kultur zum Nationalen Rundfunk zusammengelegt wurde, gab es sogar nochmals Überlegungen für einen umfangreichen Ausbau des Mittelwellen-Sendernetzes. Doch die Zeit des Rundfunks auf AM-Frequenzen war spätestens mit dem Fall des Eisernen Vorhangs eigentlich vorbei. Man konnte und kann dort kaum noch ein Massenpublikum erreichen.
Das Deutschlandradio setzte schließlich auf die Koordinierung neuer UKW-Frequenzen. Ein mir persönlich bekannter Frequenzplaner investierte viel Herzblut in die Bemühungen, die technische Reichweite der Deutschlandradio-Programme zu erweitern. Das klappte manchmal ganz gut, oft waren die neuen Frequenzen aber fast sinnlos, weil sie kaum technische Reichweite hatten. Das Band war halt einfach voll.
DAB und DAB+
Die Versorgungssituation besserte sich erst mit dem Start des terrestrischen Digitalradios. Ich hörte den Deutschlandfunk auch schon im alten DAB-System. Mit dem 2011 gestarteten bundesweiten Multiplex, der sukzessive fast flächendeckend ausgebaut wird, ist der Nationale Hörfunk endlich auch wirklich national, sprich bundesweit, zu empfangen.
Das Liveprogramm des Deutschlandfunks höre ich nur noch sehr selten. Hin und wieder nutze ich den eigentlich für ein jüngeres Publikum gestarteten, vor einem Monat einem Relaunch unterzogenen Kanal Deutschlandfunk Nova. Ich schätze allerdings die Podcasts der Kölner Rundfunkanstalt. Das müssen keine eigenen Podcast-Formate wie „Der Tag“ sein. Auch die Möglichkeit, Inhalte aus dem linearen Programm zeitsouverän hören zu können, schätze ich.
Ein Beispiel dafür ist „@mediasres„. Linear läuft die Mediensendung im Nachmittagsprogramm. Ich könnte diese aber kaum sinnvoll bei der Arbeit nebenbei hören, sodass ich nach Feierabend auf den Podcast ausweiche. Nicht missen möchte ich aber auch „Eine Stunde History“ von Deutschlandfunk Nova linear am späten Montagabend im Programm. Der Podcast ist in der Regel schon freitags nachmittags verfügbar, sodass ich ihn oft schon am Wochenende höre.
Blick in die Zukunft
Ich würde mich freuen, wenn der Deutschlandfunk auch in Zukunft erhalten bliebe. Eher könnte man bei den Landesrundfunkanstalten die eine oder andere Welle streichen oder zumindest zusammenlegen. Inhaltlich würde ich mir wünschen, dass wieder normales Deutsch gesprochen wird. Gerade öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten sollten hier ein Vorbild sein, anstatt einer linksgrünen Gender-Gaga-Bewegung zu folgen, die nicht Duden-konform ist.
Technisch würde ich mir wünschen, dass das Sendernetz weiter ausgebaut wird. Unter anderem fast direkt vor meiner Haustür, im unterfränkischen Main-Spessart-Kreis, klafft eine große Versorgungslücke beim DAB+-„Bundesmux“ – und ein Ausweichen auf Lang- oder Mittelwelle ist nicht mehr möglich, da diese Sendeanlagen nicht mehr existieren. Auch der Raum Bad Kreuznach in Rheinhessen ist ein Beispiel für schlechte Versorgung – und diese Stadt hat immerhin knapp 50.000 Einwohner.