Antennenanlage für UKW- und DAB+-Empfang
Antennenanlage für UKW- und DAB+-Empfang (Foto: SmartPhoneFan.de)

NRW stört SWR: Weniger statt mehr DAB+-Programme

Das terrestrische Digitalradio DAB+ eignet sich sehr gut, um landes- und bundesweite Programme auszustrahlen. Die in den jeweiligen Sendegebieten verbreiteten Programme teilen sich einen Multiplex und sparen so bestenfalls sogar Verbreitungskosten gegenüber der UKW-Abstrahlung.

Regionale und lokale Multiplexe sind ebenfalls möglich, aber nicht frequenzökonomisch. Schließlich kann ein von einem lokalen Ensemble belegter Kanal erst in einem gewissen räumlichen Abstand wieder genutzt werden. Ansonsten kommt es zu gegenseitigen Störungen.

Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass für DAB+ zu wenig Frequenzspektrum zur Verfügung steht. Das zeigt sich schon heute an Koordinierungen, die an die schlimmsten Fehlleistungen des Genfer UKW-Wellenplans von 1984 erinnern.

Frequenzwahl wird schon jetzt schwierig

Wie knapp das Spektrum ist, wird auch deutlich, wenn man sieht, wie schwierig schon jetzt Koordinierungen für neue Multiplexe sind. Irgendwie ist jeder Kanal halt irgendwo schon in Betrieb oder die Aufschaltung steht kurz bevor.

Schon jetzt wird der Rundfunk zum Richtfunk, um die Nutzung einer Frequenz in einem kleineren räumlichen Abstand zu ermöglichen. Beispiel dafür ist der sowohl in Bayern als auch in Nordrhein-Westfalen landesweit genutzte Kanal 11D.

Nun sendet neue NRW-Multiplex für private Programmanbieter im Kanal 9D. Auf dem gleichen Kanal sendet der Südwestrundfunk für Baden-Württemberg. Zugegeben: Der Abstand zwischen Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ist eigentlich recht groß. Dennoch kommt es lokal zu Problemen.

Ein Jahr lang konnte ich jetzt den SWR-Multiplex für Baden-Württemberg zuhause empfangen – Sender Hardberg sei Dank. Seit der Aufschaltung der neuen Sender in Nordrhein-Westfalen hat sich der SWR-Empfang aber deutlich verschlechtert. Selbst mit der drehbaren Yagi-Antenne ist das Signal nicht mehr hundertprozentig stabil.

Weiteres Unheil droht

Möglicherweise drohen schon bald weitere, vergleichbare Probleme. So ist der vom Südwestrundfunk in Rheinland-Pfalz genutzte Kanal 11A auch für Würzburg koordiniert. Geht der Sender auf der Frankenwarte wirklich on air, könnte das den SWR-Empfang empfindlich stören.

Der vom Mitteldeutschen Rundfunk genutzte Kanal 8B ist auch für ein regionales Programmpaket in der Pfalz geplant. Je nachdem, welche Senderstandorte in Kaiserslautern und Umgebung zum Einsatz kommen, könnte auch der MDR-Empfang gestört werden.

Nun reden wir jeweils über den Empfang außerhalb der Sendegebiete, für die die jeweiligen Multiplexe offiziell gedacht sind. Auf der anderen Seite war es schon immer üblich, dass es einen gewissen „Overspill“ gibt. Es ist seit Jahrzehnten normal, dass Bayern 1 auch in Fulda und SWR3 in Köln gehört wird. Auf DAB+ funktioniert das nicht mehr.

Wollen wir wirklich den Rundfunk zum Richtfunk machen? Wollen wir wirklich keinen Empfang aus Nachbarregionen mehr? Der Traum totalitärer Regierungen würde wahr werden. Ganz ohne Störsender würde man sich „lästige“ Konkurrenz aus Nachbarregionen vom Hals schaffen. Das kann und darf meiner Ansicht nach nicht die Zukunft des Radios sein. Hier sind im Interesse der Hörer Lösungen gefragt.