Am 30. April 1986 ging Radio 4 in Rheinland-Pfalz als erster landesweiter Privatsender in Deutschland auf Sendung. Im gleichen Jahr bekamen auch Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen ihre landesweiten Privatradios.
„Nur“ 35 Jahre später ist es jetzt auch in Nordrhein-Westfalen soweit. Damit bekommt ausgerechnet das einwohnerstärkste deutsche Bundesland als letzte Region Deutschland mehr Vielfalt im Radio. Seit dem vergangenen Freitag ist der landesweite private DAB+-Multiplex in NRW auf Sendung.
Wer wirklich gutes Radio hören wollte, war im Rheinland und in Westfalen bislang auf Programme „von außen“ angewiesen. So gehörte NRW zu den Regionen, in denen das deutsche Programm von Radio Luxemburg von den 60er bis in die 80er Jahre seine meisten Hörer hatte.
Im Westen des Landes spielten auch Seesender wie Radio Caroline und Radio Nordsee International eine wichtige Rolle. Dazu kamen Radiostationen wie Radio Benelux, Radio Telstar International und Henri Radio, die aus dem belgisch-deutschen Grenzgebiet gezielt ins Rheinland gefunkt haben.
1990 startete Radio DU
Der erste Privatsender in Nordrhein-Westfalen ging schon am 1. April 1990 auf Sendung. Radio DU, das heutige Radio Duisburg, startete als erster Lokalsender im Land. Fast jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt sollte in der Folge eigene Lokalsender bekommen. Doch das nordrhein-westfälische Zwei-Säulen-Modell für den Lokalfunk war nicht mit Privatradios in anderen Bundesländern vergleichbar.
Die Trennung von Programm- und Betriebsgesellschaft bei den NRW-Lokalfunkern war und ist „merkwürdig“ – ähnlich wie die Verpflichtung, in den Abendstunden die Frequenzen für Bürgerradios, eine Art Offenen Kanal, zu öffnen. Wenig innovativ ist auch das landesweit gleichgeschaltete Musikprogramm – vorgegeben vom Rahmenprogramm-Anbieter Radio NRW.
Das Duopol aus Westdeutschem Rundfunk und den Lokalsendern wusste lange, Konkurrenz direkt aus Nordrhein-Westfalen zu verhindern. Es grenzt an ein Wunder, dass der landesweite private DAB+-Multiplex nach endlosen Verzögerungen schließlich nicht nur ausgeschrieben wurde, sondern jetzt tatsächlich gestartet ist. Zunächst werden zehn Programme ausgestrahlt. Sechs weitere Radiostationen werden in den kommenden Monaten folgen.
Ich freue mich heute schon darauf, Ende November erstmals seit drei Jahren wieder nach Bielefeld zu kommen. Dort bzw. auf dem Weg dorthin werde ich erstmals die Möglichkeit haben, die neuen digitalen Radioprogramme über Antenne zu hören.