Ich kann mich noch gut an den 1. September 2020 erinnern. Ich war nach Berlin unterwegs, um die IFA Special Edition zu besuchen. Kaum bog ich am Hermsdorfer Kreuz von der A4 auf die A9 ab, konnte ich erstmals Testsendungen für den zweiten überregionalen DAB+-Multiplex in Deutschland empfangen.
Besonderheit gegenüber späteren Tests: Auch die Kennungen der acht Programme, mit denen das Ensemble gut einen Monat später offiziell auf Sendung ging, waren aufgeschaltet. Warum man das später nicht mehr gemacht hat verstehe ich nicht. Zum „vertuschen“ war es ja ohnehin schon zu spät. Die Programm-Liste war öffentlich.
Zwei Wochen später gab es die ersten Testsendungen in Hessen. Von diesem Moment an gab es bis zum offiziellen Sendestart am 5. Oktober immer wieder interessante Beobachtungen zu machen – etwa wenn neue Sendeanlagen aufgeschaltet und das Gleichwellen-Sendernetz (SFN) getestet wurde.
Der offizielle Start
In der Woche vor dem Start war ich nicht in Deutschland. Ich hatte meinen Herbsturlaub auf Rhodos verbracht und fürchtete bereits, die Aufschaltung zu verpassen. Einerseits war ich enttäuscht, dass der Antenne-Deutschland-Mux noch nicht lief, als ich wieder in Frankfurt am Main landete.
Auf der anderen Seite hatte ich so die Möglichkeit, den Sendestart live mitzuerleben. Hier im Blog gab es dazu am 5. Oktober auch einen Live-Ticker. Es war eine echte Freude, die Aufschaltung live mitzuerleben – und das sogar mit perfektem Empfang, da der Sender Gelnhausen – anders als 2011 beim ersten „Bundesmux“ – von Anfang an mit dabei war.
In den Wochen nach dem Sendestart war es natürlich interessant, den Empfang des zweiten überregionalen DAB+-Multiplexes zu testen. Aber auch erste Ernüchterung stellte sich ein, da sowohl das Sendernetz als auch das Programmangebot noch „ausbaufähig“ waren.
Der zweite „Bundesmux“ heute
Nach einem Jahr zweiter „Bundesmux“ mögen viele Radiofans enttäuscht sein. Das Sendernetz wurde nach dem Start kaum erweitert. Mittlerweile sind zwar 15 Programme auf Sendung, aber wenige Stationen sprechen den geneigten Fan wirklich an. Da frage ich mich allerdings, was die Jungs und Mädels eigentlich erwartet haben.
Enttäuscht bin ich eigentlich nur von Nostalgie, das so halbherzig voicetrackt, dass man es auch gleich lassen kann, und von Absolut Oldie Classic mit seiner Mini-Rotation und nach wie vor ohne Moderation. „Irritiert“ bin ich von Klassik Radio, das seinen Movie-Kanal nach wenigen Monaten durch Beats Radio ersetzt hat.
Positiv überrascht bin ich von 80s80s – zum einen, weil das Programm überhaupt (nahezu) bundesweit auf DAB+ gestartet ist, aber auch, weil man sich zumindest abends traut, Music-Specials abseits der Standard-Rotation anzubieten. Ebenfalls positiv überrascht bin ich von Sportradio Deutschland, dessen Livesendungen ich als Sportfan sehr gerne höre.
Erfreut bin ich über die Rock Antenne, die seit mehr als 20 Jahren zu meinen Lieblingssendern gehört. Dank Start im zweiten „Bundesmux“ kann ich die Rockwelle der Unternehmensgruppe Antenne Bayern nun auch im Autoradio fast überall, wo ich im Alltag unterwegs bin, perfekt empfangen.
Wunsch für die Zukunft
Für die Zukunft würde ich mir einen weiteren Ausbau des Sendernetzes wünschen. Reißt einem Normalhörer auf der Autobahn der Empfang ab, so schaltet er um. Er weiß ja nicht, dass der Antenne-Deutschland-Mux vielleicht zehn Kilometer weiter wieder einwandfrei zu hören ist. Freilich hängt ein solcher Ausbau auch davon ab, wie erfolgreich die Vermarktung verläuft.
Ansonsten freue ich mich auf das zweite Jahre zweiter „Bundesmux“. Das ist mittlerweile mein meistgenutzter DAB+-Multiplex, denn Rock Antenne, 80s80s und Sportradio Deutschland sind die Programme, die ich in der Regel einschalte, wenn ich nicht gerade per Stream Radiostationen aus den Ländern wie den USA, Chile oder Südafrika höre, um nur einige Beispiele zu nennen.