Jedes Jahr führe ich im Sommer einen Netztest in meinem Heimatort Biebergemünd-Bieber durch. In diesem Jahr habe ich den Test einige Wochen später durchgeführt als in der Vergangenheit üblich. Als Testgerät diente das Apple iPhone 12 Pro Max, ausgestattet mit eSIM-Profilen von Telekom, Vodafone und o2.
Im Frühjahr wurde die Basisstation für den Biebergemünder Obergrund umgebaut. Vodafone verfügt seitdem erstmals über eine eigene Antennenanlage. Die Deutsche Telekom konnte neue Antennen in Betrieb nehmen. Bei Telefónica hat sich nichts geändert, wobei auch der Münchner Netzbetreiber einen Umbau plant.
Das 5G-Netz ist im Biebergemünder Obergrund noch nicht angekommen. Vodafone ist zudem weiterhin nur mit GSM vertreten. Zwar ist die Technik für LTE bereits aufgebaut. Es fehlt aber noch die Anbindung. Immerhin ist das GSM-Signal stärker als zuvor. Dadurch verbessert sich der Empfang innerhalb von Gebäuden und auf der Bundesstraße 276.
Telekom wieder dreistellig
Bereits 2019 hatte ich im Telekom-Netz dreistellige MBit/s-Werte im Downstream gemessen. Im vergangenen Jahr hatten sich die Datenübertragungsraten etwas verschlechtert. In diesem Jahr war die Performance wiederum besser als je zuvor.
An allen drei Messpunkten – also an den Ortsausfahrten Richtung Roßbach und Flörsbach sowie auf dem Festplatz – habe ich mehr als 100 MBit/s im Downstream gemessen. Den Rekord von bis zu 130 MBit/s gab es auf dem Festplatz.
Im Upstream konnte die Telekom nur auf dem Festplatz wirklich überzeugen. Hier habe ich 34,9 bis 37,2 MBit/s gemessen. Am Ortsausgang Richtung Flörsbach waren die MBit/s-Werte nur einstellig, am Ortsausgang Richtung Roßbach habe ich 11,4 bis 14,1 MBit/s erreicht.
Eher durchschnittlich waren die Ansprechzeiten im Telekom-Netz. Weniger als 24 Millisekunden waren es nie. Am Ortsausgang Richtung Flörsbach waren es sogar bis zu 34 Millisekunden. Das war im Telefónica-Netz zum Teil deutlich besser.
Vodafone fast Totalausfall
Eigentlich sollte man meinen, dass die neue Zwei-Sektor-Site von Vodafone dafür sorgt, dass der sehr langsame EDGE-Internetzugang im GSM-Netz zumindest funktioniert. Schließlich teilen sich die Nutzer auf die beiden Sektoren auf – anders als bei der bisher genutzten Rundstrahlantenne.
Die Praxis war sehr ernüchternd. An den beiden Ortsausgängen kam auch bei mehrfachen Versuchen keine Datenverbindung zustande. Da half auch der gegenüber früheren Jahren deutlich verbesserte GSM-Empfang nicht weiter.
Auf dem Festplatz klappte der EDGE-Internetzugang von Vodafone. Die Datenübertragungsgeschwindigkeiten waren aber selbst für 2G-Verhältnisse sehr langsam. 40 bis 70 kBit/s (wohlbemerkt nicht MBit/s) im Downstream und 60 bis 110 kBit/s im Upstream sind im Jahr 2021 schlicht unbrauchbar.
Die Ansprechzeiten lagen zwischen 137 und 179 Millisekunden. Das ist für EDGE gar nicht schlecht, nutzt aber nichts, wenn oft nicht einmal textbasierte E-Mails oder Messenger-Nachrichten durchkommen. Vodafone braucht dringend LTE, um konkurrenzfähig zu werden.
o2-Netz verschlechtert
Die Internet-Performance im Telefónica-Netz hat sich seit der Inbetriebnahme der LTE-Funkzelle für den Biebergemünder Obergrund kontinuierlich verschlechtert. Vor zwei Jahren habe ich bis zu 66 MBit/s im Downstream gemessen. Im vergangenen Jahr waren es noch bis zu 63,6 MBit/s. In diesem Jahr habe ich die 50-MBit/s-Marke nicht mehr überschritten.
Ausgerechnet in relativer Nähe zur Basisstation, am Ortsausgang Richtung Roßbach, zeigte das o2-Netz deutliche Schwächen. Die Downstream-Datenraten lagen zwischen 11 und 38,8 MBit/s. An den beiden anderen Messpunkten waren es stets zwischen mehr als 20 und bis zu 48,4 MBit/s.
Einen passablen Eindruck hinterließ Telefónica bei Uploads. Immerhin bis zu 26 MBit/s habe ich gemessen. Hin und wieder kam es aber auch zu „Aussetzern“, sodass erst im zweiten Versuch eine Datenverbindung zustande kam.
Einen guten Eindruck hinterließ o2 bei den Reaktionszeiten. An zwei von drei Messpunkten lagen diese sogar zum Teil bei knapp unter 20 Millisekunden. Nur am Ortsausgang Richtung Roßbach war das Ergebnis mit 37 bis 39 Millisekunden noch schlechter als im Telekom-Netz.
Telekom holt sich den Thron
Der Umbau der Telekom-Sendeanlage hat sich gelohnt. Der Bonner Netzbetreiber kann vor allem bei Downloads überzeugen. Im Upstream und bei den Ansprechzeiten gibt es Luft nach oben, auch wenn das „Jammern“ auf hohem Niveau ist. Zusammen mit der sehr guten Funkversorgung auch in der Region rund um Bieber ist die Telekom die eindeutige Nummer eins.
Auch wenn o2 keine ganz so hohen Datenübertragungsgeschwindigkeiten wie in den Vorjahren mehr liefert, ist das Netz weiterhin gut nutzbar. Geht es weniger um Downloads, sondern um das Surfen, so punktet Telefónica sogar gegenüber der Telekom durch die niedrigen Pingzeiten. Unter dem Strich ist o2 die Nummer zwei.
Vodafone profitiert vom Sender-Umbau bislang kaum. Der GSM-Empfang ist besser geworden, aber LTE gibt es nach wie vor nicht. Somit ist der mobile Internet-Zugang im Vodafone-Netz im Biebergemünder Obergrund unbrauchbar und das Netz kann nicht empfohlen werden. Immerhin hat der Düsseldorfer Mobilfunker den 4G-Ausbau mittlerweile offiziell angekündigt, sodass sich die Situation bis zum kommenden Jahr verbessern könnte. Dieses Jahr reicht es erneut nur für den dritten Platz.