Wie berichtet hatte ich am Mittwoch die Möglichkeit, radio 88.6 in Wien zu besuchen. Der Sender ist am 1. April 1998 unter der Bezeichnung 88.6 – Der Musiksender gestartet.Im Oktober 2005 wechselte radio 88.6 zum aus den USA bekannten Jack-FM-Format. Zehn Jahre später wurde der noch heute gültige Slogan „So rockt das Leben“ geboren.
Ich habe radio 88.6 im Zuge des Starts im überregionalen DAB+-Multiplex Österreichs kennengelernt. Ich hörte mir seinerzeit die Internet-Streams aller neuen überregionalen Privatradios an und stellte dabei fest, dass radio 88.6 ein richtig gutes Programm macht. Dem Sender gelingt ein Musikmix, den man so von anderen Radiostationen im deutschsprachigen Europa nicht kennt.
Das Programm ist rockorientiert, beinhaltet aber auch andere Songs, die ins Format passen. Dazu hört man den Moderatoren an, dass sie nicht nur einfach ihren Job machen, sondern dass sie das Medium Radio leben. Tagsüber wird durchgehend live gesendet. Auch das ist – selbst bei überregionalen Sendern – heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr.
Regional auf UKW – „landesweit“ auf DAB+
Der wichtigste Verbreitungsweg von radio 88.6 sind auch heute noch die UKW-Frequenzen in Wien, Niederösterreich und im Burgenland. Doch auch Hörer aus dem einst als „88.6 Delta“ bezeichneten Kernsendegebiet schätzen mittlerweile die Möglichkeit, ihr Lieblingsradio über DAB+ auch in anderen Teilen Österreichs empfangen zu können.
radio 88.6 gehörte zu den Pionieren beim terrestrischen Digitalradio in Österreich. Schon beim Pilotprojekt in Wien war die Station mit dabei. Ich selbst konnte die Rockwelle schon bis im Schwarzwald terrestrisch empfangen. Zuhause muss ich auf den Livestream ausweichen, der vor einiger Zeit neu aufgesetzt wurde. Seitdem ist der Internet-Empfang sehr stabil. Das war zuvor nicht der Fall.
Theoretisch hätte radio 88.6 auch Interesse an einer Ausweitung des UKW-Sendegebiets auf weitere Bundesländer. Doch es ist kaum möglich dort an Frequenzen zu kommen. Immerhin konnte der Sender 2012 die früheren Übertragungskapazitäten von Hit FM übernehmen. Seit 2017 läuft auf allen Frequenzen ein einheitliches Programm.
radio 88.6 will ins Auto
Demnächst sollen über die Apps von radio 88.6 auch Android Auto und Apple CarPlay funktionieren. Das finde ich wichtig, denn wenn man sich selbst als Marke etablieren möchte, kann man potenzielle Hörer schlecht zu Aggregatoren wie TuneIn, Radio.de oder Airable schicken.
Radio kann und darf sich heute nicht mehr ausschließlich über die Musik definieren. Das Medium muss sich auf seine Inhalte, seine Stärken besinnen, um weiter erfolgreich zu bleiben. Das sieht man bei radio 88.6 genauso wie ich.
Ich bin sicher, dass das Programm auch auf dem deutschen Markt Erfolg hätte. Hier wird noch Radio mit Leib und Seele gemacht. Wenn zwei Moderatoren beim Schichtwechsel eine Übergabe machen, dann hört man einfach, dass sich beide im Studio gegenüberstehen und nicht räumlich getrennt – womöglich auch noch voicegetrackt – arbeiten.