Am Montag hatte ich im Rahmen eines Ausflugs in die Steiermark die Möglichkeit, mir die neuen Studios von Radio Grün-Weiß in Leoben anzusehen. Der vor 23 Jahren gegründete Sender entwickelt sich sukzessive vom Regionalradio für die Obersteiermark zu einem nahezu landesweit empfangbaren Programm.
Im Herbst vergangenen Jahres konnten die Frequenzen 100,0 MHz für den Großraum Graz sowie 95,0 MHz für Gratkorn und Umgebung in Betrieb genommen werden. Noch in diesem Jahr ist die Frequenz 103,3 MHz für Pernegg geplant. Ein Sender für den Raum Frohnleiten ist ebenfalls in Vorbereitung.
An eine DAB+-Abstrahlung denkt Radio Grün-Weiß derzeit noch nicht. Das ist aus kommerzieller Sicht verständlich. In Österreich spielt das terrestrische Digitalradio derzeit kaum eine Rolle. Es fehlt nach wie vor die Beteiligung des öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunks. Auch kronehit und Radio Austria als bundesweite Privatsender sind über DAB+ bislang nicht zu empfangen.
Größere Räumlichkeiten und mehr Live-Programm
Ich habe Radio Grün-Weiß vor einigen Jahren schon einmal besucht. Im Juli 2018 bezog der Sender neue, größere Räumlichkeiten. Natürlich war ich sehr daran interessiert, mir die neuen Studios einmal anzusehen, sodass ich mit Peter Petzner, einem der beiden Inhaber des Senders, schon frühzeitig einen Besuchstermin vereinbart hatte.
Nicht nur die Studios sind neu. Auch inhaltlich hat sich bei Radio Grün-Weiß einiges getan. So wird das Tagesprogramm jetzt komplett live gefahren. Lediglich einige Spezialsendungen am Abend sind vorproduziert oder voicegetrackt.
Beeindruckt hat mich der Mut, den die Programm-Macher bei der Musikauswahl beweisen. Wo sonst hört man hintereinander Modern Talking, Andrea Berg und Air Supply? Welche andere Radiostation spielt sowohl volkstümliche Klänge aus auch Classic Rock – freilich nicht hintereinander und in der gleichen Sendung?
Vorteile des Mediums Radio nutzen
Radio Grün-Weiß will erklärtermaßen die Vorteile des Mediums Radio nutzen. Der Sender will Einschaltimpulse liefern. Das gelingt gut, wie ich bei der Fahrt durch das Sendegebiet über das Autoradio selbst feststellen konnte.
Das Musikformat ist ungewöhnlich, aber der Sender versteht es, seine Hörer zu überraschen und zu begeistern. Das schafft keine Spotify-Playlist. Natürlich laufen auch Songs, die einem nicht ganz so gut gefallen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird der Hörer aber schon mit dem nächsten Titel wieder „versöhnt“.
Spannung statt Langeweile
Man wartet gespannt darauf, was der Sender als nächstes spielt. Schade, dass das bei den meisten anderen Radiostationen heutzutage nicht mehr der Fall ist, da sie ihren Hörern immer wieder die gleichen Songs aus einer auf wenige hundert Titel beschränkten Playlist vorsetzen.
Die Hörfunklandschaft im 21. Jahrhundert braucht mehr Programme wie Radio Grün-Weiß. Wenn es das Radio schafft, seine Hörer durch gute Inhalte zu begeistern, mache ich mir um die Zukunft dieses Mediums jedenfalls keine Sorgen.