Gestern war die Zeit des Abschieds aus Cesenatico gekommen. Ich habe mich in der Emilia-Romagna sehr wohlgefühlt und war trotz Vorfreude auf die zweite Hälfte meines Urlaubs etwas traurig darüber, dass die Zeit in Italien schon wieder vorbei war.
Das Wetter machte leider auch einen Strich durch meine Tagesplanung. Eigentlich wollte ich auf dem Weg nach Kärnten im Po-Delta einen Zwischenstopp einlegen und vielleicht Albarella oder Chioggia besuchen. Doch bei Regen machte das wenig Sinn.
So fuhr ich auf die Autobahn Richtung Bologna und von dort aus weiter nach Friaul. Erst östlich von Venedig wurde der Regen schwächer. Ich entschloss mich, nach einigen Jahren wieder einmal die früheren Funkhäuer der Urlaubssender an der oberen Adria zu besuchen.
Erster Stopp: Radio Adria
Ich rollte das Feld von hinten auf, da die Mautstation in Latisana völlig überlastet war. Das ist im Sommer nicht ungewöhnlich. Hier verlassen alle Bibione- und Lignano-Urlauber die Autobahn. Also fuhr ich zuerst nach Palmanova weiter, wo nur die Grado-Urlauber abfahren.
Auch in Palmanova musste ich mich ein paar Minuten gedulden, doch das war im Vergleich zu Latisana harmlos. Erfreut stellte ich fest, dass Cervignano eine Umgehungsstraße bekommen hat. Dadurch verkürzte sich die Fahrzeit nach Aquileia, wo früher Radio Adria beheimatet war.
Die Via Enrico Fermi, in der sich das Funkhaus von Radio Adria befand, war schnell gefunden. Schließlich war ich schon unzählige Male dort – zum ersten Mal schon 1979, mit neun Jahren. Von damals gibt es sogar noch ein Foto, das mit einer Polaroyd-Kamera aufgenommen wurde. Zuletzt im Gebäude war ich 1991, dem letzten Radio-Adria-Jahr.
Besuche in Aquileia
Aber auch seit dem Sendeschluss war ich oft in Aquileia, wenn ich in der Gegend war. Nach dem Aus für Radio Adria wurde das Sendegebäude an eine italienische Familie verkauft, die aber vor Jahren wieder auszog. Seitdem sucht ein Makler neue Käufer – bisher ohne Erfolg.
Mittlerweile bröckelt der Putz von den Wänden ab und generell hinterlässt die Villa nicht den besten Eindruck. Immerhin werden die Pflanzen im Garten hin und wieder geschnitten. Zumindest sah es nicht so überwuchert aus wie teilweise in den vergangenen Jahren.
Anders als die Villa werden die Straßen rund um das Radio-Adria-Gebäude derzeit saniert. So ist die Via Fermi derzeit eine Einbahnstraße und von der Seite, von der ich ankam, hätte ich eigentlich 100 Meter vor dem Gebäude stehenbleiben müssen. Eigentlich…
Radio Lignano International hatte zwei Studios
Am frühen Nachmittag fuhr ich über die Staatsstraße weiter nach Lignano Sabbiadoro, wo ich zuerst die Via Cimarosa 4 angesteuert habe. Auf der Dachterrasse dieses Gebäudes war 1983 Radio Alto Adriatico beheimatet. Ab 1984 sendete von hier Radio Lignano International.
Ich lernte den Sender durch einen Bericht im Rennbahn Express kennen, den ich in Bibione gelesen hatte. Mich begeisterte das erfrischende, unkomplizierte Programm, während Radio Adria immer noch so ein bisschen wie die ersten Hörfunkprogramme der ARD-Landesrundfunkanstalten in den 70er Jahren klang.
Ich wurde Stammhörer von Radio Lignano International und hatte dort 1989 meinen ersten Radiojob. Ich blieb dem Sender bis 1992 treu und moderierte auch danach hin und wieder während meiner Adria-Urlaube bei RLI. In den letzten Jahren seiner Existenz kam das Programm dann aus einem früheren Milchladen in der Viale Dei Platini, ebenfalls in Lignano Sabbiadoro.
Erinnerungen an Radio Lignano International im Video
Quelle: YouTube-Kanal petpet82
Radio Smile / Radio Joy
Mit Radio Smile, das später Radio Joy hieß, gab es ab etwa 1995 noch ein weiteres Urlaubsradio aus Lignano Sabbiadoro. Der Sender war zweisprachig – Deutsch und Italienisch -, sodass er eher auf Ganzjahresbetrieb ausgelegt werden konnte als Radio Adria und Radio Lignano International.
Auch bei dieser Station war ich aktiv – neben (seltenen) Livesendungen vor Ort auch mit Zulieferungen von Deutschland aus. Das frühere Studio in der Via Degli Artigiani Est scheint jetzt als eine Art Abstellkammer zu dienen, wie ich bei meinem Besuch sah.
Zu guter Letzt fuhr ich noch zum Eis essen nach Bibione. Die Blue Bar kenne ich seit mehr als 40 Jahren. Dieses Mal wurde ich erstmals enttäuscht. Die Eisdiele hat offenbar neue Eigentümer (die früheren Besitzer dürften das Rentenalter erreicht haben) und die Portionen sind erheblich kleiner geworden. Dafür wurden die Preise erhöht.
Weiterfahrt nach Döbriach
Nun hieß es endgültig Abschied nehmen von der Adria. Es war an der Zeit, nach Döbriach am Mittstätter See in Kärnten weiterzureisen, wo mich die Hobbyfreunde im DX-Camp bereits erwarteten. An der italienisch-österreichischen Grenze gab es keine Kontrollen, sodass ich zügig vorankam.
Gegen 18.45 Uhr war ich in Döbriach angekommen. Zuerst checkte ich ins Hotel Trattnig ein – direkt neben dem Gästehaus, in dem ich viele Jahre untergebracht war und das im vergangenen Jahr für immer geschlossen hat.
Nach dem Abendessen mit einem Hobbyfreund aus der Schweiz war ich noch bis etwa 22.30 Uhr im DX-Camp. Dort wurde natürlich intensiv gefachsimpelt. Ein schöner Tag ging zu Ende, auch wenn ich den eigentlich geplanten Ausflug ins Po-Delta nicht machen konnte.
Erinnerungen an Radio Smile / Radio Joy im Video
Quelle: YouTube-Kanal petpet82